24.09.2025 Sparten/Produkte

Riester weiter im Abwind

So wird daraus keine Erfolgsgeschichte mehr: Jeder vierte Riestervertrag wurde mittlerweile beendet. Nach Recherchen von „Finanztip” kamen allein in den ersten acht Monaten dieses Jahres fast 220.000 Kündigungen hinzu – Rekord! Die Regierung muss hier dringend eine überzeugende Reform hinbekommen.

Illusion. Für große Sprünge reicht die nach dem Ex-Arbeitsminister benannte Zusatzrente ohnehin in keinem Fall. (Foto: © Kostiantyn – stock.adobe.com)
Illusion. Für große Sprünge reicht die nach dem Ex-Arbeitsminister benannte Zusatzrente ohnehin in keinem Fall.
(Foto: © Kostiantyn – stock.adobe.com)

Neue Zahlen offenbaren das Ausmaß der Riester-Krise: Mehr als fünf Millionen Verträge wurden bis heute vorzeitig gekündigt – jeder vierte der rund 20 Millionen Abschlüsse. Allein von Januar bis August 2025 kamen nach Recherchen des unabhängigen Geldratgebers Finanztip fast 220.000 Kündigungen hinzu. Halte dieses Tempo an, werde 2025 zum Rekordjahr für Riester-Kündigungen. „Die Riester-Rente startete vor fast 25 Jahren mit dem Versprechen, die Rentenlücke zu schließen und den Menschen eine verlässliche Altersvorsorge zu bieten“, sagt Finanztip-Chefredakteur Saidi Sulilatu. Dieses Vorhaben sei gescheitert.

Kritik an der geplanten Frühstartrente

 

Sulilatu kritisiert auch die von der Bundesregierung geplante Frühstartrente, die 2026 starten soll. Jedes Kind von sechs bis 18 Jahren soll zehn Euro im Monat vom Staat bekommen, eingezahlt in ein Altersvorsorgedepot. Eine Ausweitung des unterstützten Personenkreises sei nicht geplant, eine wirkliche Riester-Reform nicht absehbar: „Ein Fehler, denn die Frühstartrente in der diskutierten Form verfehlt das Ziel einer breiten Vorsorge“, so Sulilatu. „Altersvorsorge ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe – nicht nur eine Kinderzulage.“ Gerade Eltern, Berufseinsteiger oder Alleinerziehende bräuchten Unterstützung, sonst bleibe ein sicheres Alterseinkommen oft unerreichbar.

„Finanztip” skizziert Eckpunkte für Reform der Altersvorsorge 



In einem Positionspapier plädiert „Finanztip” für ein staatlich gefördertes Vorsorgedepot für alle Verbraucherinnen und Verbraucher – unabhängig vom Alter beim Start, ohne komplizierten Antrag oder Einkommensprüfung. „Teure Versäumnisse der Vergangenheit müssen korrigiert werden“, so Sulilatu. Für die dringend notwendige Reform der privaten Altersvorsorge müssen dabei folgende Lehren aus dem Riester-Desaster gezogen werden:

  • Niedrigere Kosten, mehr Rendite. Die Riester-Rente scheiterte an hohen Kosten, Intransparenz und komplexen Regularien. Eine moderne Altersvorsorge brauche deshalb einfache, standardisierte Produkte.
  • Produkte ohne Garantien. Die 100-prozentige Beitragsgarantie hat Riester in der Niedrigzinsphase unattraktiv gemacht: Das Kapital verliert real durch die Inflation an Wert. Eine moderne Altersvorsorge sollte deshalb flexible Varianten zulassen – auch Produkte ohne Garantien.
  • Flexible Auszahlmodelle. Die Riester-Rente ist unflexibel: Das angesparte Kapital muss größtenteils verrentet und geht bei frühem Tod oft verloren. Moderne Vorsorge brauche Wahlfreiheit, etwa Teilentnahmen, flexible und vererbbare Auszahlungen.
  • Breite Beteiligung. Opt-in-Modelle wie Riester scheitern an geringer Beteiligung. Denn viele Menschen verharren im Status quo. Opt-out-Systeme nuttzen diese Passivität: Wer nicht widerspricht, spart automatisch – ein Vorteil für Geringverdienende und finanzferne Gruppen, die stark von Altersarmut bedroht sind.
  • Klare Steuerregeln. Riester ist zu komplex: Komplizierte Anträge, Einkommensprüfungen und Steuerregeln haben viele abgeschreckt. Altersvorsorge muss einfach und transparent sein, mit pauschaler Förderung, absetzbaren Zusatzbeiträgen und Unterstützung für Geringverdienener.


Private Vorsorge unerlässlich



Würden diese fünf Punkte umgesetzt, so „Finanztip”, hätten Verbraucherinnen und Verbraucher realistischere Chancen, ihre persönliche Rentenlücke durch Vermögensaufbau zu schließen. Denn unbestritten ist, dass die gesetzliche Rente allein für die meisten nicht ausreichen wird. Gerade weil die durchschnittliche Lebenserwartung steigt, wächst der persönliche Bedarf. „Viele Menschen unterschätzen, wie viel sie sparen müssen, um später abgesichert zu sein“, sagt Sulilatu. Beispielrechnungen zeigten: Ohne Zusatzvorsorge fehlten im Alter schnell Hunderttausende Euro.


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