11.11.2019 Studien | Tests

Starke Argumente für Riester-Sparer

Dass die Riester-Rente sich lohnt, belegt das Institut für Vorsorge und Finanzplanung mit neuen Berechnungen. Für ein Rating haben Experten die Top-Tarife aus vier Kategorien ermittelt.

Frühstart mit Riester lohnt sich: Jüngere müssen etwa doppelt so viel aufwenden wie Ältere, um im Alter ihren Lebensstandard zu halten. (Foto: AXA)
Frühstart mit Riester lohnt sich: Jüngere müssen etwa doppelt so viel aufwenden wie Ältere, um im Alter ihren Lebensstandard zu halten.
(Foto: AXA)

Riester-Rente überzeugt bei Rendite.

Nach Jahren des Wachstums verharrt die Zahl der Riester-Verträge bei rund 16,5 Millionen und ging zuletzt sogar leicht zurück. Doch obwohl die Riester-Rente schwächelt – bei der Verbreitung der zusätzlichen Altersvorsorge schneidet sie besser ab, als ihr Ruf es vermuten lässt. Keine andere Vorsorgeform weist eine höhere Durchdringung in der Bevölkerung auf als Riester. Die Basis-Rente kommt gerade mal auf gut zwei Millionen Verträge und Direktversicherungen nur auf rund acht Millionen. Und das Unternehmen Institut für Vorsorge und Finanzplanung (IVFP) ermittelte in einer Studie: Die Riester-Rente stellt nach wie vor eine sehr gute Vorsorgestrategie dar. Mittels einer anonymisierten Auswertung von rund 23.500 Verträgen errechnet das IVFP jährlich den Riester-Rendite-Index. Für das Jahr 2018 hat es eine Rendite von 3,4 Prozent nach Kosten und Steuern ermittelt. Anders als häufig behauptet, lohnt sich die Riester-Rente auch bei durchschnittlicher Lebenserwartung. So ermittelte das IVFP, dass die Netto-Rentenleistung nach Steuern ab einem Alter von 78 Jahren die Netto-Einzahlungen übersteigt.

Dutzende Riester-Anbieter untersucht.

In seinem elften Riester-Rating hat das IVFP 40 Tarife von 33 Anbietern auf bis zu 80 Kriterien hin untersucht. Hierbei heben die Experten Besonderheiten und Vorteile eines Riester-Vertrages hervor – wie etwa Hinweise auf die Zuordnung der Kinderzulage, die Möglichkeit einer Anpassung des Todesfallschutzes bis zum Rentenbeginn oder eine mögliche Hinterbliebenenabsicherung. Analysiert wurden die Policen in den vier Kategorien Unternehmen, Rendite, Flexibilität sowie Transparenz und Service. Da der Versicherungsnehmer mit dem Unternehmen eine sehr lange Vertragslaufzeit von zum Teil mehr als fünf Jahrzehnten eingeht, fließt dessen Bewertung mit einer Gewichtung von 35 Prozent in das Gesamturteil ein. Hier spielen Kriterien wie Sicherheit, Ertragskraft und Markterfolg mit einer Reihe von Kennziffern wie Abschlusskostenquote oder Durchschnittsverzinsung der Kapitalanlagen eine Rolle. Die Rendite geht mit 30 Prozent anhand von Beispielfällen in den Vergleich ein. Die Flexibilität des Produkts macht 25 Prozent aus, Transparenz und Flexibilität bestimmen das Rating-Urteil zu zehn Prozent.

Die besten Riester-Tarife:

Basis für das Riester-Rating des Instituts für Vorsorge und Finanzplanung ist das Angebot von 33 Versicherern. Die Experten haben die Produkte in verschiedene Kategorien eingeteilt und insgesamt 40 Tarife in den Bereichen Unternehmen, Rendite, Flexibilität und Transparenz untersucht.

Von Klassik bis Index: Tarife im Blick.

Bei den klassischen Tarifen, die unter den historisch niedrigen Zinsen leiden, können sich R+V, Targo, Hannoversche und HUK24 mit ausgezeichneten Ergebnissen im Rating platzieren. Bei der modernen Klassik warten Allianz, HanseMerkur und neue leben mit Top-Tarifen auf. Diese Produkte sind die Antwort der Versicherer in der Niedrigzinsphase für sehr sicherheitsbewusste Kunden. Da bei der Riester-Rente die eingezahlten Gelder ohnehin garantiert werden, können sich auch risikoscheue Kunden stärker für Fondslösungen öffnen. Allerdings sollten sie einen ausreichend langen Anlagehorizont haben. In diesem Segment ist die Zahl der ausgezeichneten Tarife deutlich höher als bei der Klassik. Fünf Anbieter mit sechs Tarifen erhalten die Höchstnote: Allianz, Alte Leipziger, Axa, Stuttgarter und Württembergische. Auch bei den Indexlösungen, bei denen der Kunde von der positiven Entwicklung bekannter Aktienindizes profitiert, aber von einer negativen Entwicklung nicht tangiert wird, können sich Allianz, Axa und Stuttgarter mit der besten Gesamtnote behaupten.

Fiskus hilft bei Riester-Beiträgen.

Die Riester-Beiträge sind bis zu maximal 2100 Euro in der jährlichen Steuererklärung absetzbar. Hat der Versicherte Zulagen erhalten, die höher als der Steuervorteil sind, behält er diese einfach. Sind jedoch die Steuervorteile höher, bekommt er den Differenzbetrag zusätzlich vom Finanzamt erstattet. Bei der Riester-Rente gibt es außerdem eine Garantie für die eigenen Beiträge und die Zulagen zum Ende der Ansparzeit. Weitere Vorteile sind: Sie bietet ein zusätzliches Einkommen bis zum Lebensende, doch 30 Prozent des Kapitals können zu Rentenbeginn auf einen Schlag entnommen werden. Auch können die Sparer ihren Wohnsitz im Rentenalter problemlos ins EU-Ausland verlegen.

Jung mit der Altersvorsorge starten.

Das sind gute Voraussetzungen, um endlich mit der privaten Altersvorsorge zu beginnen, denn kleiner wird die Rentenlücke nicht. Vermittler sollten vor allem Jüngere überzeugen, denn sie müssen von ihrem Lohn etwa doppelt so viel aufwenden wie Ältere, um die Versorgungslücke später einmal zu schließen. Das zeigen Berechnungen des Forschungsinstituts Prognos im Auftrag des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft. Während der Jahrgang 1960 rund 2,1 Prozent seines Erwerbseinkommens sparen muss, sind es bei den 1990 Geborenen etwa 3,9 Prozent. Der höhere Sparbedarf resultiert zum einen aus dem sinkenden Rentenniveau und dem längeren Ruhestand, da die Lebenserwartung stärker zulegt als das Renteneintrittsalter. Zum anderen leiden die jüngeren Jahrgänge unter den dramatisch gesunkenen Zinsen mehr als die älteren. Grund genug für einen frühen Start.


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