05.10.2020 Studien | Tests

Tarifcheck: Wie Elektrofahrzeuge in der Kfz-Versicherung abschneiden

Umweltbewusste E-Auto-Fahrer sparen oft auch bei der Kfz-Versicherung. Wie viel das ausmacht und was die Tarife noch bieten – der Focus-Money-Versicherungsprofi liefert den Vergleich.

Elektrofahrzeuge wie der Mercedes EQC sind im Kommen – spezielle Tarife für die Kfz-Versicherung ebenso. Wie die Prämien im Vergleich zu Modellen mit Verbrennungsmotor dastehen, zeigt der Tarifcheck. (Foto: SleepyCats/Pixabay)
Elektrofahrzeuge wie der Mercedes EQC sind im Kommen – spezielle Tarife für die Kfz-Versicherung ebenso. Wie die Prämien im Vergleich zu Modellen mit Verbrennungsmotor dastehen, zeigt der Tarifcheck.
(Foto: SleepyCats/Pixabay)

Finanzspritzen vom Staat sorgen für mehr E-Autos.

Der Markt für Elektrofahrzeuge kommt in Schwung. Angesichts attraktiver staatlicher Prämien von bis zu 9000 Euro für Elektroautos und Steuerbefreiungen ist das nicht verwunderlich. Mit 16.076 Neuzulassungen im August katapultieren sich die Stromer aus der Nische. Im Vergleich zum Vorjahresmonat beträgt das Wachstum 221 Prozent. Auch die Versicherung wird im Vergleich zu Verbrennern zunehmend preiswerter. Je nach Modell und Musterfall beträgt der jährliche Vorteil bis zu einem Drittel. Das zeigt der Vergleich des FOCUS-MONEY-Versicherungsprofi.

Für den Tarifcheck wurden Fahrzeuge ausgewählt, zu denen es vom jeweiligen Hersteller ein Elektro- und ein Benzinmodell mit annähernd vergleichbarer Leistung gibt. Die Elektroautos von Renault, Smart und BMW gehören zu den am häufigsten versicherten E-Modellen.

Deutliche Ersparnis bei Kfz-Prämien möglich.

In den meisten Fällen lässt sich das Elektroauto günstiger versichern. Das zeigen die Durchschnittswerte aus den fünf günstigsten Prämien. Die größte Ersparnis gibt es in Hamburg für den BMW i3 mit rund 34 Prozent, gefolgt vom Renault Zoe mit rund 24 Prozent. In München erreicht der Renault Zoe nur einen Preisvorteil von 18 Prozent und in Halle von knapp sieben Prozent. Es liegt die Vermutung nahe: Je schlanker die Versicherungstarife sind, desto niedriger fallen die Einsparungen aus. Der Elektro-Smart kommt noch auf eine um zwölf Prozent günstigere Versicherungsprämie. Dagegen ist die Elektrovariante von Mercedes-Benz sieben bis 18 Prozent teurer als das Verbrennermodell. Modellrechnungen des Vergleichsportals Check24 zeigen, dass auch andere Modelle ungünstiger abschneiden können. Dazu gehören der Nissan Leaf, der VW up und der Audi e-tron Sportback55 Quattro.

HUK-Gruppe belohnt umweltbewusste Fahrer.

Die HUK-Gruppe gewährt E-Auto-Fahrern einen generellen Nachlass von zehn Prozent. Umweltbewusste Kunden verhielten sich in der Regel auch sehr umsichtig im Straßenverkehr, erläutert eine Sprecherin. Es ist somit nicht verwunderlich, dass die Tarife von HUK-Coburg und HUK24 – einem an sich schon günstigen Kfz-Versicherer – sehr häufig unter den fünf günstigsten Angeboten liegen. Ähnliche Rabatte gibt es auch bei anderen Versicherern wie etwa Verti und Allianz.

Die R+V-Gruppe ist mit ihren Tarifen in den Vergleichen ebenfalls häufig vertreten. Bei einem Totalschaden des Akku erstattet die Versicherung in den höherwertigen Tarifen während der ersten 24 Monate den Neupreis. In der Kaskoversicherung sind Ladekabel bis 1000 Euro gegen Diebstahl abgesichert. Mit einem Schutzbrief kann der Kunde auch das Abschleppen bis zur nächsten Stromtankstelle einbeziehen, wenn das Auto wegen eines leeren Akkus stehen bleibt. In den Classic-Tarifen der R+V ist die Neuwertentschädigung aber nur bis zu sechs Monate gültig und Tierbissschäden sind nur bis 3000 Euro versichert. Einen Verzicht auf den Einwand der groben Fahrlässigkeit gibt es nicht. Komfort S online der Bavaria Direkt bietet zwar eine Versicherungssumme von 100 Millionen Euro, aber sonst befindet sich der Versicherungsschutz nur auf Basisniveau. So ist grobe Fahrlässigkeit nicht versichert, ebenso wenig wie Schäden oder Folgeschäden durch Tierbiss. Besser für Elektrofahrer geeignet ist der Tarif Komfort M Elektro.

Auf hohe Qualität der Kfz-Versicherung achten.

Da Elektroautos meist als teure Neuwagen angeschafft werden, ist es sinnvoll, auf höherwertige Tarife zu setzen. Im Optimal-Tarif der WGV etwa ist eine Neupreisentschädigung innerhalb von 24 Monaten enthalten, die Beitragserhöhung im Schadenfall fällt gering aus, es gibt einen Verzicht auf die Einrede der groben Fahrlässigkeit und der Tarif enthält auch eine Mallorcapolice.

Condor bietet einen besonderen Versicherungsschutz für Elektro- oder Hybridfahrzeuge. Dazu zählen eine Neupreisentschädigung von Wagen und Akku für bis zu 18 Monate. Hochvoltkabel ersetzt der Versicherer bei Kurzschluss- und Tierbissschäden unabhängig von der vereinbarten Entschädigungsgrenze. Die Entsorgungskosten für den Akku von bis zu 2000 Euro werden nach einem Totalschaden übernommen, sofern kein anderer dafür aufkommt. Bei Verti gibt es bis Ende September zum Abschluss der Police den Schutzbrief für E-Fahrzeuge gratis dazu. Mit dem ist der Fahrer nicht nur gegen Marderbisse, sondern auch bei Kurzschluss- und Überspannungsschäden am Akku rundum abgesichert. Außerdem ist im Schutzbrief das Abschleppen im Fall von leeren Batterien enthalten.

Spezielle Tarife weiter im Kommen.

Das Angebot an speziellen Tarifen für Elektroautos hält sich noch in Grenzen. Das dürfte vor allem an der insgesamt geringen Anzahl der zugelassenen Fahrzeuge liegen. Stand Januar waren gerade einmal etwa 137.000 reine Elektroautos auf deutschen Straßen unterwegs – bei insgesamt 47 Millionen Pkws. Daher sind viele Versicherer wohl erst noch dabei, Daten zu entsprechenden Fahrzeugen zu sammeln. Kurt Sigl vom Bundesverband Elektromobilität (BEM) geht aber davon aus, dass die Zahl spezieller Tarife mit der Zeit steigen wird. Er erwartet günstigere Policen für E-Fahrer, weil er mit weniger Unfällen rechnet. „E-Autofahrer sind keine Raser”, sagt Sigl.

Tarifcheck: Elektroautos und Verbrenner im Vergleich

Single: Fahrzeughalter ist ein 35-jähriger Angestellter aus Halle mit Schadenfreiheitsklasse 15, der 12 000 Kilometer im Jahr fährt, kein Wohneigentum hat und sein Auto auf der Straße abstellt. Haftpflicht sowie Vollkasko inklusive Teilkasko (je 150 Euro Selbstbeteiligung) bezahlt er jährlich.

Single: Der Fahrzeughalter aus München möchte keine Werkstattbindung und keinen Direktversicherer.
Ansonsten sind die Parameter wie oben. Pro Anbieter ist nur ein Tarif berücksichtigt.

Familie mit jungem Fahrer: Die Fahrzeuge werden in Hamburg von einer Familie gefahren, deren Fahrer 50 und 21 Jahre alt sind. Jährliche Fahrleistung: 18 000 Kilometer. Der Versicherungsnehmer hat die Schadenfreiheitsklasse 15. Vollkasko mit 300 Euro und Teilkasko mit 150 Euro Selbstbeteiligung. Die Tarife beinhalten freie Werkstattwahl, Schutz bei grober Fahrlässigkeit und eine Mallorca-Police.


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