„KI läuft mit menschlicher Expertise zur Höchstform auf“
Mehr Tempo, mehr Service, mehr Innovation versus Jobverlust, Datenmissbrauch und Cyber-Kriminalität: Künstliche Intelligenz ist auch in der Assekuranz Top-Thema. In unserer KI-Kolumne PROMPT! beziehen Experten und Entscheider Stellung. Heute: Johannes Oberhofer, Leiter Digital Hub bei der Bayerischen.

(Foto: Die Bayerische)
Da geht noch mehr: 79 Prozent der Führungskräfte sehen Mängel bei den nötigen Kompetenzen, um das volle Potenzial von KI für ihre Unternehmen zu entfalten. Das zeigt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung McKinsey. Doch welche Kompetenzen sind das? Und welche dieser Skills sind für Vermittler in Zukunft entscheidend? Fest steht schon heute: Die KI-Revolution umfasst viele Fähigkeiten, die erst auf den zweiten Blick mit Technologie in Verbindung stehen. KI-Readiness beginnt im Kopf.
Neugierde ist der Schlüssel
Fast jeder erinnert sich an das Aha-Erlebnis bei der ersten Interaktion mit ChatGPT. Das grenzte an Magie. Was war Ihre Motivation für diese Premiere? Richtig, Neugierde! Sie ist der Treibstoff kontinuierlichen Lernens. Nicht jedes neue, gehypte Tool entpuppt sich als echte Hilfe. Doch nur wenn Sie neue Anwendungen ausprobieren, finden sich Werkzeuge, die Sie in Ihrem Arbeitsalltag wirklich weiterbringen. Das gilt auch für die Beratung: Wer offen bleibt, erarbeitet sich schnell Wissensvorsprünge. Und die sind essenziell für alle, die im langfristigen Wandel durch KI beim Kunden eine gute Figur machen wollen.
Technologie entlastet, Technologie kann aber auch stressen, zuweilen sogar überfordern. In einer Zeit rasenden technologischen Fortschritts und der Angst, abgehängt zu werden, braucht es einen klaren Plan. Weder Vogelstrauß-Taktik noch schnell verglühender Komet helfen. Machen Sie sich anhand Ihrer typischen Aufgaben bewusst, wo KI konkret entlasten könnte, welche Prozesse automatisiert werden sollen und welche KI-Tools Zeit freiräumen könnten. Seien Sie ebenso ehrlich bei der Frage, welche KI-Bereiche sich als bloße Spielerei entpuppen und am Ende sogar mehr Zeit fressen. Dank dieses klaren „Schlachtplans“ behalten Sie die Kontrolle, können gezielt mit neuen Anwendungsfällen experimentieren, aber auch entspannt abwinken und müssen nicht jedem neuen KI-Trend hinterherhecheln.
Daten verstehen, statt blind vertrauen
Daten sind das neue Gold – doch nur, wer sie richtig nutzt, kann ihren wahren Wert heben. Für Vermittler bedeutet das: Wer KI-gestützte Tools sinnvoll in den Beratungsalltag integrieren will, braucht ein grundlegendes Verständnis davon, wie die KI arbeitet. Welche Informationen nutzt sie für ihre Empfehlungen? Wie unterscheiden sich KI-generierte Stereotype von echten Kundenbedürfnissen? Und wie kommt man Halluzinationen auf die Spur? Gleichzeitig gilt es, die sensiblen Grenzen des Datenschutzes zu kennen und zu respektieren. Wer in der neuen, datengetriebenen Versicherungswelt erfolgreich sein will, sollte KI nicht als Blackbox betrachten, sondern als intelligentes Werkzeug, das erst mit der richtigen menschlichen Expertise zur Höchstform aufläuft.
Mensch schlägt Maschine
Versicherungen sind Vertrauenssache – und Vertrauen entsteht im persönlichen Gespräch. Kein Algorithmus kann echtes Einfühlungsvermögen oder das Gespür für unausgesprochene Sorgen ersetzen. Doch KI kann helfen, Gespräche gezielter und individueller zu gestalten. Die wahre Kunst besteht darin, die Technik nicht als Ersatz, sondern als Verstärker der eigenen Beratungskompetenz zu nutzen. Wer den Kunden den Wert KI-optimierter, aber individueller, empathischer und vor allem menschlicher Beratung vermittelt, bleibt auch in der Ära Künstlicher Intelligenz unersetzlich.
Weitere Artikel

Elektronikversicherungen: Schutz oder Geldverschwendung?

„Künstliche Intelligenz ist gekommen, um zu bleiben“
