Nachhaltige Skalierung von KI erfordert „lila“ Talente
Mehr Tempo, mehr Service, mehr Innovation versus Jobverlust, Datenmissbrauch und Cyber-Kriminalität: Künstliche Intelligenz ist auch in der Assekuranz Top-Thema. In unserer KI-Kolumne PROMPT! beziehen Experten und Entscheider Stellung. Heute: Corin Targan, Director bei Deloitte Deutschland.

(Foto: Deloitte)
Künstliche Intelligenz (KI) verändert die Spielregeln – auch in der Versicherungswirtschaft. Die Frage ist längst nicht mehr, ob KI kommt, sondern wie sie langfristig Werte schafft. Klare Prinzipien helfen Versicherern dabei, vom Experimentieren zur nachhaltigen Skalierung zu kommen.
Die ersten Schritte sind gemacht
Versicherer haben in den vergangenen Jahren erfolgreich KI-Pilotprojekte gestartet, erste Ergebnisse erzielt und wertvolle Lernerfahrungen gesammelt. Doch eines ist klar: „Piloten“ allein führen nicht zu transformativem Wandel (s. Kolumne vom 4. April). Nun geht es um den entscheidenden nächsten Schritt: Wie gelingt der Übergang von einzelnen Erfolgen hin zu nachhaltiger Wertschöpfung? Drei Faktoren bestimmen, ob KI zum echten Wachstumstreiber und Differenzierungsmerkmal wird – oder zur verpassten Chance:
Strategische Ziele im Blick
KI ist als Katalysator für langfristiges Wachstum anerkannt – doch viele Versicherer investieren noch zu wenig in wachstumsorientierte Initiativen, die etwa den Vertrieb stärken, das Underwriting leistungsfähiger machen oder neue Fähigkeiten im Pricing ermöglichen. Sie fokussieren aktuell sehr stark darauf, mit KI Effizienzsteigerungen im Unternehmen zu erzielen. Um aber das volle Potenzial von KI auszuschöpfen, braucht es einen ausgewogenen Ansatz: neue Einnahmequellen und bessere Kundenorientierung – bei gleichzeitiger Effizienzsteigerung. Entscheidend ist die Konzentration der KI-Investitionen auf Bereiche mit hoher Wirkung wie insbesondere IT, Vertrieb und Operations – und damit auch die strategische Positionierung des Unternehmens in der KI-Landschaft.
Kluge Allianzen schließen
Das KI-Betriebsmodell sollte an den Reifegrad und die Ambitionen des Unternehmens angepasst werden, etwa durch den Übergang von dezentralen zu stärker standardisierten und zentral gesteuerten Strukturen. Dazu gehören beispielsweise Modelle wie das „Center of Excellence“, in dem die Aktivitäten von dezentral organisierten Teams zentral in einer kleinen Gruppe koordiniert werden. Alternativ sieht man im Markt auch „Consulting“-Ansätze, bei denen dezentralen Teams aus einem zentralen Team Wissen und Know-how zur Verfügung gestellt werden.
Erfolgreiche Skalierung basiert zunehmend auf einer Kombination von Outsourcing und Partnerschaften. Mit einer solchen Doppelstrategie – gezielte Auslagerung plus enge Zusammenarbeit mit externen Partnern – können Versicherer Flexibilität gewinnen und Kompetenzlücken schließen. Das richtige Betriebsmodell bietet Zugang zu spezialisierten Fähigkeiten und Ressourcen und ermöglicht es Versicherern, wettbewerbsfähig zu bleiben, ohne alle Kompetenzen selbst aufbauen zu müssen.
Den Wandel gestalten
Für eine erfolgreiche Integration von KI ist ein aktives Change-Management unerlässlich. Unternehmen benötigen strukturierte Ansätze, um organisatorische Widerstände abzubauen und den kulturellen Wandel zu gestalten. Im Mittelpunkt steht dabei die gezielte Befähigung der Mitarbeitenden. Ein Schlüsselfaktor für die Skalierung von KI sind dabei interdisziplinäre „lila“ Talente – Mitarbeitende, die fachliches („blaues“) und technisches („rotes“) Know-how vereinen und so Veränderung effektiv vorantreiben können. Diese Profile spielen eine zentrale Rolle dabei, Silos zu überwinden, Lösungen zu übersetzen und neue Denkweisen zu etablieren.
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