21.09.2021 Vermittlerwelt

VOTUM fordert Neustart bei Rente und Nachhaltigkeit

Der Maklerverband VOTUM präsentiert kurz vor der Bundestagswahl seine Forderungen an die kommende Regierung. Überraschungen bleiben aus. Weniger Bürokratie, mehr Bürgernähe und mehr Akzeptanz für die eigene Branche stehen auf der Agenda. Als eines der ersten Vorhaben müsse zudem Riester reformiert werden.

Wie VOTUM fordern auch andere Verbände der Finanzdienstleistungsbranche einen politischen Perspektivwechsel für einen strukturellen Modernisierungsschub in Deutschland. (Foto: © Foto-Ruhrgebiet - stock.adobe.com)
Wie VOTUM fordern auch andere Verbände der Finanzdienstleistungsbranche einen politischen Perspektivwechsel für einen strukturellen Modernisierungsschub in Deutschland.
(Foto: © Foto-Ruhrgebiet - stock.adobe.com)

„Mit neuer Perspektive in die Zukunft“ – so lautet der Titel eines Impuls- und Forderungspapiers des Interessenverbands VOTUM. Darin formuliert der Verein, der sich als Branchenverband der unabhängigen Finanz- und Versicherungsvermittlungsunternehmen versteht, zahlreiche politische Forderungen und Appelle an die kommende Regierungskoalition. Im Fokus stehen dabei ein „Neustart durch Perspektivwechsel“  sowie die Themenschwerpunkte Nachhaltigkeit und Rente.

Bürgerinteressen vor neuen Regulierungen

 

Eine Kernforderung des Papiers: „Der Staat muss sich endlich wieder als Dienstleister der Bürger sehen.“ Der Bürgerservice müsse in den Mittelpunkt staatlichen Handels gestellt werden. Es gelte, die Bedürfnisse der Bürger aktiv zu erkennen und diese nicht als Bittsteller in eine Warteschlange einzureihen. Es werde Zeit, dass die Politik den Blick nach innen richtet, anstatt im kommenden Koalitionsvertrag Unternehmen und Bürger mit weiteren Regulierungsvorhaben zu konfrontieren. „Es gilt, die große Aufgabe zu meistern, den Staat grundlegend zu modernisieren“, schreibt der Verband.

Sofortige Umsetzung einer minimalen Riester-Reform 

 

VOTUM fordert zudem eine nachhaltige Rentenpolitik, die einen fairen Interessenausgleich zwischen Erwerbstätigen und Rentenbeziehern gewährleistet. Sie sei von zentraler Bedeutung für den Zusammenhalt der Gesellschaft und den sozialen Frieden. Es müsse das oberste Gebot für die Politik sein, dieses Vertrauen nicht zu gefährden – sei es durch Unaufrichtigkeit, Irreführung oder Untätigkeit. Die Politik müsse die Anreize in der zweiten und dritten Säule der Altersvorsorge verbessern. Hierzu gehöre eine klare Vermeidung von Doppelverbeitragung in der betrieblichen und Vereinfachungen in der geförderten privaten Altersvorsorge. Jedes Reformwerk müsse außerdem auf den Erhalt der individuellen Vertragsansprüche ausgerichtet sein, der Vereinfachung in der Abwicklung und dem zukünftigen Ausbau dienen.

Die Autoren schreiben: „Wenn nach der Bundestagswahl nicht unverzüglich gehandelt wird, bleibt die steuerlich bevorzugte Basis-Rente (Rürup-Rente) bestehen – die Riester-Rente hingegen verschwindet. Eine Ungleichbehandlung von Bevölkerungsschichten, die keine Partei wollen kann. Die Umsetzung einer Minimal-Riesterreform durch die Absenkung des Garantieniveaus auf 80 Prozent der gezahlten Beiträge muss eine der ersten Vorhaben der neuen Regierungskoalition sein und sofort umgesetzt werden.“

Anleger bei nachhaltigen Investitionsentscheidungen berücksichtigen

 

Aus Sicht des Verbands ist zu begrüßen, dass Deutschland eine Vorreiterrolle bei der Umsetzung der europäischen Maßnahmen einnehmen möchte. Dies dürfe jedoch nicht dazu führen, dass durch nationale Alleingänge des Gesetzgebers oder der Finanzaufsicht die Handlungsalternativen der deutschen Anbieter eingeschränkt werden. Entscheidend sei, die Anleger bei ihrer Investitionsentscheidung mit auf den Weg zu nehmen und dazu anzuregen, Nachhaltigkeitsziele zu berücksichtigen. Eine Überforderung müsse dabei auf jeden Fall vermieden werden. „Sustainable Finance muss sich an den weltweiten Finanzmärkten durchsetzen. Eine Lösung mit vermeintlich perfekten Laborbedingungen in Deutschland hilft niemandem“, heißt es in dem Forderungspapier.

VOTUM betont dabei die Rolle der eigenen Branche: „Ohne die Finanzdienstleistungsbranche und ihre Berater wird uns die Transformation zu einer nachhaltigen Gesellschaft nicht gelingen und Altersarmut nicht verhindert werden können.“ Die Politik müsse das Potenzial dieser Schlüsselindustrie noch viel stärker als bisher nutzen und fördern, anstatt sie mit Überbürokratisierung zu blockieren.

VOTUM

Der VOTUM Verband Unabhängiger Finanzdienstleistungs-Unternehmen in Europa e.V. ist ein Branchenverband für unabhängige Finanz- und Versicherungsvermittlungsunternehmen mit Hauptsitz in Berlin. Als solcher vertritt VOTUM nach eigenen Angaben die Interessen seiner Mitglieder im Rahmen nationaler und europäischer Gesetzgebungsinitiativen und bietet eine Plattform zur perspektivischen Bewertung regulatorischer Rahmenbedingungen. An die VOTUM-Mitgliedsunternehmen sind rund 100.000 unabhängige Versicherungs- und Finanzanlagenvermittler angebunden.


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