Aktuare vor Jahrestagung: 2022 ist Jahr der Weichenstellung
Die Deutsche Aktuarvereinigung warnt von den Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf die Versicherungswirtschaft. Aber auch wegen anstehender weitreichender politischer Entscheidungen sieht der Verband zu Beginn seiner Jahrestagung ein besonderes Jahr auf die Branche zukommen.
Derzeit läuft die dreitätige gemeinsame Jahrestagung der Deutschen Aktuarvereinigung (DAV) und der Deutschen Gesellschaft für Versicherungs- und Finanzmathematik (DGVFM) in Bonn. Die Veranstaltung findet in erstmals in einem hybriden Format statt. 1900 Teilnehmer werden erwartet. Laut Ankündigung sollen dort „die aktuell wichtigsten Themen des Versicherungs- und Finanzwesens“ besprochen werden.
Breite Themenpalette bei dreitägiger Tagung
Welche Themen das sein dürften, machte der DAV-Vorstandsvorsitzende Dr. Herbert Schneidemann einen Tag vor Start der Jahrestagung bereits deutlich: „Das Jahr 2022 wird zentrale Weichen für das Versicherungswesen und damit die Aktuarinnen und Aktuare stellen“, prognostiziert er. So werde das EU-Parlament noch in diesem Jahr die Beratungen über den Review von Solvency II intensivieren. Die Bundesregierung habe kürzlich ein weiteres Rentenpaket mit umfangreichen Auswirkungen auf die kapitalgedeckte Altersvorsorge angekündigt und die EU-Kommission wolle ihren Green Deal weiter vorantreiben, „der auch mit Blick auf die zunehmenden Klimarisiken für die Versicherer eine besondere Relevanz hat“, so Schneidemann.
Krieg wird Berechnungen der Aktuare beeinflussen
„Die größte Herausforderung werden aber die unabsehbaren Folgen des schrecklichen Kriegs in der Ukraine sein, dessen Auswirkungen auf die Opfer uns tagtäglich den Atem stocken lassen.“ Neben den dramatischen Folgen für die Menschen werde auch die Wirtschaft deutlich vom Kriegsgeschehen beeinflusst. Auch wenn die deutschen Versicherer nur geringe direkte Kosten zu tragen hätten, würden das verlangsamte Wirtschaftswachstum, die auf Rekordniveau gestiegene Inflation und die auch kriegsbedingte Zurückhaltung der Europäischen Zentralbank beim Ausstieg aus der ultralockeren Zinspolitik ihre Spuren hinterlassen. „Wir werden als Risikomanager entsprechende Vorkehrungen treffen müssen und die Modelle auf weitere Unwägbarkeiten vorbereiten“, sagte Schneidemann.