Alle reden von Nachhaltigkeit – Finanzwende von Greenwashing
Finanzwende Recherche hat über 300 als nachhaltig bezeichnete Fonds analysiert. Ergebnis: Verpackung und Inhalt passen oft nicht zusammen. Die gemeinnützige Organisation fordert einen einheitlichen und strengen Standard für nachhaltige Geldanlagen.
Das Geschäft mit nachhaltigen Fonds boomt. Innerhalb der vergangenen zwei Jahre hat sich das Vermögen von Publikumsfonds und ETFs, die sich als nachhaltig bezeichnen, fast verdoppelt. Doch vermeintlich nachhaltiges Geld wird tatsächlich kaum anders angelegt als konventionelles: Das behauptet zumindest die Bürgerbewegung Finanzwende des ehemaligen Grünen-Finanzpolitikers Gerhard Schick. Die Organisation beruft sich auf eine gemeinsam Studie der Tochtergesellschaft Finanzwende Recherche und der Analysefirma Morningstar. Insgesamt wurden 314 in Deutschland angebotene Fonds mit einem Volumen von etwa 100 Milliarden Euro näher untersucht.
Nachhaltige Fonds eine Mogelpackung
Das Ergebnis der Verbraucherschützer für die vermeintlich grünen Geldanlagen fällt vernichtend aus. Bei der Kapitalanlage sei der zwischen nachhaltigen und konventionellen Fonds marginal. So würden weder auch bei grünen Fonds weder besonders problematische Unternehmen noch schädliche Sektoren ausgeschlossen. Mehr als 70 Prozent der Investitionen im Energiesektor fließe demnach in fossile Energien, darunter fast 100 Millionen Euro in Kohle. Ein Schwerpunkt auf eindeutig zukunftsträchtige Investments sei dagegen nicht erkennbar. „Die Verpackung der Fonds ist hui, doch der Inhalt viel zu oft pfui“, sagt Magdalena Senn, Referentin für nachhaltige Finanzmärkte bei Finanzwende.
Öl-Konzerne in den Portfolios stark vertreten
Bei Betrachtung von einzelnen Aktien, die in als nachhaltig beworbene Fonds vorkommen, werde das Problem besonders deutlich. Einzeltitel wie die Öl-Multis Shell, ExxonMobile, BP, Chevron und Total sind ebenso massiv im Gesamtportfolio vertreten wie Tech-Gigant Amazon. Noch im Mai 2020 haben eine Reihe der Fonds in den skandalumwitterten und inzwischen insolventen Zahlungsdienstleister Wirecard investiert.
Das passt nicht mit dem Anspruch von Fonds zusammen, die nach den ESG-Kriterien ökologisch, sozial und gute Unternehmensführung agieren: „In der Realität sieht es leider oft ganz anders aus“, stuft Senn die Studienergebnisse ein. „Das große Versprechen vieler grüner Fonds, mit der Geldanlage gleichzeitig Gutes für Mensch und Umwelt zu tun, ist kaum mehr als Grünfärberei.“ Um für Besserung zu sorgen, schlägt Finanzwende unter anderem einen einheitlichen und strengen europäischen Standard für nachhaltige Geldanlagen vor, der aus ihrer Sicht wirklich nachhaltiges Investieren leichter macht. Die ganze Studie kann hier runtergeladen werden.