29.10.2021 Branche

DKM 2021: Einsichten aus einer und in eine Branche

Auch als Forum hat die DKM ihren Anspruch als Leitmesse behalten. Inhaltliche Debatten standen im Vordergrund, dabei wurden neue Entwicklungen in der Branche sichtbar. Den Teilnehmern gefiel das neue Konzept, auch wenn die digitale Plattform noch Verbesserungs­potenzial hat.

Vielleicht war das Jahr 2021 nur eine Übergangslösung. Aber das hybride Forum der DKM gefiel manchem Teilnehmer besser als der laute Messe-Marktplatz der Vergangenheit. (Foto: DKM)
Vielleicht war das Jahr 2021 nur eine Übergangslösung. Aber das hybride Forum der DKM gefiel manchem Teilnehmer besser als der laute Messe-Marktplatz der Vergangenheit.
(Foto: DKM)

Eine neue Normalität („new normal“): Davon hatte bbg-Geschäftsführer Konrad Schmidt zum Auftakt gesprochen und meinte damit auch die Erfahrungen als Veranstalter in Pandemie-Zeiten. Nun ist die DKM zu Ende und Schmidt hofft 2022 wieder Chef einer vollwertigen Messe in Dortmund zu sein. Dieses Jahr fand die DKM als hybrides Forum statt – kleiner, ruhiger, fokussierter. Eine neue Normalität, die der Branche aber gut zu Gesicht stand.

Weniger Show, mehr Gespräche

 

2400 Makler vor Ort, 2300 Teilnehmer im digitalen Format und 1500 Vertreter von 179 Ausstellern – so die nackten Zahlen. In den riesigen Dortmunder Messehallen war vom Gedränge früherer Jahre aber nichts zu sehen. Die nötigen Abstände, die das Hygienekonzept vorsah, konnten so gut eingehalten werden. Dafür mussten die Aussteller mit  weniger Zuspruch an ihren Ständen leben. Bereits ab Donnerstagmittag leerten sich die Hallen. Das Fazit von Schmidt zeigt, wo der Fokus der diesjährigen Veranstaltung lag: „Natürlich ist diese DKM nicht mit den Veranstaltungen aus den Jahren vor der Pandemie zu vergleichen, aber es war ein richtiger und wichtiger Schritt. Der persönliche Austausch ist angesichts der dringlichen gesellschaftlichen Themen immens wichtig. Dies hat man bei jedem Gespräch und den Diskussionen in den Rahmenprogrammpunkten deutlich gespürt.“ Man sei weiterhin Impulsgeber der Finanz- und Versicherungsbranche.

Hybride Vernetzung mit Mängeln

 

Das hybride Konzept offenbarte dabei zumindest in Sachen Netzwerken noch Optimierungsbedarf. Viele Nutzer-Anfragen über die digitale Plattform zur Gesprächsanbahnung mit anderen Teilnehmern an einem der Messestände im Vorfeld und während der DKM-Tage blieben unbeantwortet. Als Problem stellte sich dabei heraus, dass nicht erkennbar war, ob andere Nutzer in Dortmund anwesend waren oder vor dem Firmenrechner saßen. Diese Funktionalität wäre für eine effizientere Planung des DKM-Besuchs hilfreich gewesen. Traf man dann an einem der Stände einen der vorher online als passend identifizierten Ansprechpartner nicht an, war auch eine digitale Kontaktaufnahme nicht möglich, zumindest wenn man nur sein Smartphone dabei hatte. Die Chatfunktion der Plattform funktionierte mobil noch nicht. „Das haben wir dieses Jahr nicht mehr geschafft“, sagte bbg-Sprecherin Katharina Baumer auf Nachfrage von VP-Online. Bei der Übertragung der Kongresse und Gesprächsrunden lief indes alles reibungslos. Eine Interaktion der digitalen Teilnehmer mit den Referenten ließ sich zwar nicht realisieren, sei aber auch von den Kongresspartnern nicht gewünscht gewesen, erklärte Schmidt.

Viel Inhalt, wenig Aufbruchstimmung

 

So oder so standen die für Makler relevanten Themen im Vordergrund: Digitalisierung, Nachhaltigkeit, Cyber-Kriminalität, Vertriebswege, Marketing oder neue Konkurrenten wie Amazon. 14 Kongresse mit unzähligen Fachvorträgen bildeten eine enorme inhaltliche Bandbreite ab und betonten den Weiterbildungscharakter der DKM. In den Diskussionsrunden wurde es teilweise auch politisch. Aufbruchstimmung durch die bevorstehende Ampel-Koalition war dabei aber in der Branche nicht zu spüren, eher im Gegenteil. Der mal wieder auf der DKM omnipräsente Vorsitzende des Bundesverbands Deutscher Versicherungskaufleute, Michael H. Heinz, zeigte sich „nicht ganz optimistisch, dass die Ampelkoalition vier Jahre hält“ und sprach wiederholt vom „Drangsalieren“ der Branche, wenn vom „Regulieren“ die Rede ist. Zudem erneuerte er seine Kritik an möglichen Plänen für eine einheitliche Lösung in der Altersvorsorge.

Vermittlerschaft fehlt Durchsetzungskraft

 

Die Einschätzung von Norbert Porazik, geschäftsführender Gesellschafter von FondsFinanz, dass die Finanzdienstleistungsbranche nicht im Fokus der Koalitionsverhandlungen stehe, hörte man an diesen zwei Tagen öfter. „Da gibt es eigentlich überhaupt kein Interesse, unsere Themen anzufassen, weil die Unterschiede gerade zwischen SPD und Grünen enorm groß sind.“ Man sei auch jetzt in Habachtstellung und habe bereits Gutachten vorbereitet für alles, was eventuell kommen könnte. „Wir passen auf, das nichts kommt, was verfassungswidrig sein könnte“, so Porazik. Ein anderen Aspekt brachte Alexander Lehmann, Vorstand Vertrieb und Marketing bei Fondskonzept, ins Spiel: „Ich wünsche mir für unsere Verbände, dass sie einen konstruktiven Dialog mit der Politik und keine ideologiegetriebenen Diskussionen führen.“ In diesem Zusammenhang hörte man häufiger auch, dass die Interessengruppen in der Vermittlerschaft besser zusammenarbeiten sollten, gerade weil die Branche einen schweren Stand in Berlin habe.

Foto: DKM

Der persönliche Austausch ist angesichts der dringlichen gesellschaftlichen Themen immens wichtig. Dies hat man bei jedem Gespräch und den Diskussionen in den Rahmenprogrammpunkten deutlich gespürt.

Konrad Schmidt, Geschäftsführer der bbg Betriebsberatungs GmbH

Diskussion über Entwicklung des Maklermarkts

 

Denn leichter wird es für die Makler in Zukunft vermutlich nicht. Der Konsolidierungsprozess gehe weiter, so der Tenor einer abschließenden Diskussionsrunde in der „Speakers Corner“. Treiber des Konzentrationsprozesses seien Themen wie Digitalisierung, Regulierung und Fachkräftemangel. Hinzu kommt laut Tobias Warweg, geschäftsführender Gesellschafter der Versicherungsmakler-Gruppe GGW, dass Verhandlungen mit Versicherern in den vergangenen Jahren nicht einfacher geworden sind. „Und da ist Größe ein entscheidender Faktor.“ Die Versicherer kämen zudem mit vielen Wünschen auf Makler zu, und das bei knappen personellen Ressourcen auf beiden Seiten, ergänzte Thomas Haukje, Geschäftsführer bei Nordwest Assekuranzmakler: „Momentan ist der Maklerjob im Industriesegment definitiv sehr anstrengend.“ Auch sei die Nachfrage nach gut geführten Maklerbetrieben derzeit riesengroß, auch aus dem Ausland. BVK-Chef Heinz sieht darin eine Gefahr. Er befürchtet bei aller wirtschaftlichen Sinnhaftigkeit der Konsolidierung eine Unterversorgung von Privat- und vor Ort ansässigen Gewerbekunden, wenn lokal tätige Klein- und Kleinstmakler wegbrechen.

Veränderter Charakter der DKM wird gelobt

 

Und wie gefiel es Ausstellern und Teilnehmern? Eine DKM mit viel Show und dem Kräftemessen der Großversicherer beim Ständebau wünschen sich viele nicht zurück. Norman Wirth, Vorstandsmitglied des AfW –Bundesverband Finanzdienstleistung: „Die teilweise ja bombastischen Messestände und der extrem hohe Geräuschpegel der vergangenen Jahre fehlten nicht wirklich. Toll war natürlich, endlich wieder überhaupt live und in einem maskenfreien Format so geballt so viele intensive Gespräche führen zu können. Einziger Wermutstropfen waren die doch recht wenigen Finanzberaterinnen und Finanzberater, die den Weg nach Dortmund gefunden haben.“

Für René Muders war es die erste DKM. Beim Finanzdienstleister und Marketing-Coach aus Eschweiler stand das Networking im Vordergrund. „Es war ein wenig wie Klassentreffen“, sagt er. Die digitale Plattform brauchte Muders dafür im Übrigen nicht. Da für ihn die inhaltlichen Debatten der DKM weniger wichtig waren, kommt er auch zu einer ganz anderen Beobachtung, was die Branche an diesen zwei Tagen bewegt hat. „Der Trend geht zum coolen Vertreter.“ Angesprochen auf das Outfit mancher Teilnehmer und auch Kandidaten für den Jungmakler-Award sagt Muders: „Früher wäre man in so einem Outfit nicht mal reingelassen worden.“ Es stehe ein großer Wandel an, der für die Branche aber sehr positiv sei. „Es führt langfristig zu mehr Akzeptanz bei der jungen Bevölkerung, wenn die Makler sich nicht verstellen müssen.“

An der Sache mit dem „new normal“ ist offensichtlich etwas dran.


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