04.04.2022 Branche

Einigung im Tarifstreit: Versicherungs­innendienst bekommt mehr Geld

Die Inflation lässt die vereinbarten tariflichen Lohnsteigerungen für die Angestellten der Versicherungswirtschaft vergleichsweise bescheiden aussehen. Entsprechend ist die Gewerkschaft Verdi mit dem Abschluss auch nicht ganz zufrieden.

Reicht das bei den rasant steigenden Preisen? Für Mitarbeiter im Innendienst der Assekuranz gibt es fünf Prozent mehr Lohn in zwei Stufen sowie Einmalzahlungen. (Foto: © Fokussiert - stock.adobe.com)
Reicht das bei den rasant steigenden Preisen? Für Mitarbeiter im Innendienst der Assekuranz gibt es fünf Prozent mehr Lohn in zwei Stufen sowie Einmalzahlungen.
(Foto: © Fokussiert - stock.adobe.com)

Die dritte Verhandlungsrunde brachte am Wochenende in Düsseldorf den Durchbruch. Nach über elfstündigen Verhandlungen hat sich der Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland (AGV) mit der Vereinten Dienstleistungsgewerkschaft (Verdi) und dem Deutschen Bankangestellten-Verband (DBV) über einen Tarifabschluss für die rund 172.000 Beschäftigten im Innendienst der privaten Versicherungswirtschaft geeinigt. Der neue Tarifvertrag hat eine Laufzeit bis zum 31. März 2024. Im Vorfeld der Einigung hatten laut Verdi mehrere Tausend Beschäftigte der Branche im Homeoffice gestreikt. 

Fünf Prozent mehr Gehalt in zwei Schritten und zwei Einmalzahlungen

 

Das Zahlenwerk ist etwas unübersichtlich: Ab Mai 2022 erhalten die Beschäftigten eine Einmalzahlung in Höhe von 550 Euro, im Mai 2023 eine weitere in Höhe von 500 Euro. Die Tarifgehälter werden ab dem 1. September 2022 um drei Prozent erhöht. Eine weitere Stufe erfolgt zum 1. September 2023 in Höhe von zwei Prozent. Die Ausbildungsvergütungen werden zum 1. September 2022 und 2023 um jeweils 50 Euro erhöht. Darüber hinaus erhalten die Auszubildenden Einmalzahlungen in Höhe von 300 Euro und 250 Euro sowie einen Übernahmeanspruch nach mit guter Leistung absolvierter Ausbildung für eine Weiterbeschäftigung von mindestens zwölf Monaten. Dabei kann das ausbildende Unternehmen auch auf Partnerbetriebe zurückgreifen. Das Ganze gilt bis Ende 2024. Erstmalig, allerdings erst ab Oktober 2022, erhalten Teilzeitkräfte einen tariflichen Anspruch auf Zahlung von Zuschlägen bei der Ableistung von Überstunden.

Die Tarifverhandlungen für die Versicherungsangestellten standen ganz im Zeichen der aktuellen  Entwicklung der Verbraucherpreise. Bei einer kalkulierten Inflation des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung von 6,1 Prozent für das Gesamtjahr 2022 in Deutschland dürften die Gehaltserhöhungen eher als moderat zu bewerten sein.

Arbeitgeberseite offenbar zufriedener als Gewerkschaft

 

„Verdi wollte diese Belastung durch die Arbeitgeber abgemildert haben. Wir hätten uns ein Ergebnis gewünscht, das die Einkommen der Beschäftigten in der wirtschaftlichen Krise noch stärker gesichert hätte. Die Geschäftsergebnisse hätten das zugelassen“, sagt Martina Grundler, Verdi-Bundesfachgruppenleiterin Versicherungen. Die Verbesserungen der Arbeitsbedingungen für Teilzeitkräfte seien hingegen ein großer tarifpolitischer Erfolg.

AGV-Verhandlungsführer Andras Eurich bewertet die Einigung naturgemäß anders: „Die Beschäftigten erhalten durch diesen Abschluss in einer Zeit galoppierend steigender Preise signifikant mehr Geld. In den gegenwärtig äußerst schwierigen Zeiten des Ukraine-Krieges wird mit dem Abschluss für Beschäftigte und Unternehmen Planungssicherheit geschaffen.“


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