Emissionen: Versicherer haben beim Reporting Luft nach oben
Versicherungen, Banken und große kapitalmarktorientierte Unternehmen sind bereits seit 2017 zur Nachhaltigkeitsberichterstattung verpflichtet. Eine Analyse der Ratingagentur Assekurata deckt bei Versicherern erhebliche Lücken bei der Erfassung indirekter Treibhausgasemissionen offen.
Mit dem wachsenden Fokus auf umweltfreundliche und nachhaltige Praktiken in der Unternehmensberichterstattung wird die Messung und Kontrolle von Treibhausgasemissionen immer wichtiger – besonders im Hinblick auf die seit diesem Jahr geltende EU-Verordnung zur Nachhaltigkeitsberichterstattung (CSRD). Eine Analyse der Ratingagentur Assekurata ergab nun, dass Versicherer direkt verursachte (Scope 1) und indirekte Emissionen aus dem Einkauf von Energie (Scope 2) weitgehend erfassen. Handlungsbedarf besteht hingegen weiterhin bei der Erfassung und Datenqualität von Scope-3-Emissionen. Darunter fallen sonstige indirekte Emissionen, die außerhalb der direkten Kontrolle eines Unternehmens liegen. Insgesamt 27 Versicherer haben sich an der Studie der Kölner Ratingagentur beteiligt.
Nachhaltigkeit transparent dokumentieren
Tatsächlich stellt die Erfassung relevanter Umweltdaten die Versicherungsgesellschaften vor eine große Herausforderung, weil die Daten aus unterschiedlichsten Quellen zusammengetragen werden müssen. Allerdings ist hier Besserung in Sicht: Mit der Einführung der CSRD und den Vorgaben der ESRS (European Sustainability Reporting Standards) werden nun einheitliche Standards für die Erfassung und Berichterstattung von Nachhaltigkeitsdaten verbindlich. Dadurch erhalten Unternehmen die Möglichkeit, ihre Nachhaltigkeitsleistung transparent und vergleichbar zu dokumentieren und zu berichten.
Indirekte Emissionen – gesamte Lieferkette im Blick
Die Erhebung von Scope-3-Emissionen umfasst die gesamte Lieferkette eines Unternehmens und schließt die Nutzung seiner Produkte und Dienstleistungen mit ein. Die Verifizierung und Validierung der Datenquellen stellen eine weitere Herausforderung dar, die Unternehmen bewältigen müssen. Es ist daher von großer Bedeutung, effektive Methoden zur Datenvalidierung einzusetzen und mit den relevanten Partnern zusammenzuarbeiten, um die Qualität und Genauigkeit der Umweltdaten zu verbessern.
Wichtige indirekte Emissionen werden nicht erfasst
Insgesamt betrachtet die Assekurata-Analyse 16 Scope-3-Kategorien. Besonders auffällig ist, dass nur jedes fünfte (21 Prozent) Versicherungsunternehmen die indirekten Emissionen durch Investitionen erfasst, obwohl diese für den Großteil der Scope-3-Emissionen verantwortlich sind. Kaum besser sieht es bei Emissionen aus, die durch das Arbeiten im Homeoffice (50 Prozent) entstehen, und die durch Pendelverkehr der Mitarbeitenden (46 Prozent) verursacht werden. Je nach Unternehmensgröße können diese beiden indirekten Emissionsquellen rund die Hälfte der verursachten Scope-3-Emissionen ausmachen.
Detaillierte Dokumentation schafft Wettbewerbsvorteile
Die Datenerfassung und Aufbereitung der Nachhaltigkeitsleistung für Versicherungsunternehmen sind aufgrund der verpflichtenden Prüfung durch die CSRD von entscheidender Bedeutung. Diese Zahlen sind nicht nur für externe Stakeholder, die die CSRD-Berichterstattung erhalten, relevant, sondern auch für Ratingagenturen. Entsprechend groß sollte das Interesse der Versicherer sein, indirekte Emissionen umfassend zu messen – um eine detaillierte Einschätzung ihrer Nachhaltigkeitsleistung im Wettbewerbsumfeld zu ermöglichen.
Scope-3-Emissionen
Die Ratingagentur Assekurata hat ermittelt, wie viele der 27 befragten Versicherer jeweils die in der Tabelle genannten 16 Kategorien indirekter Emissionen (Scope 3) messen und dokumentieren. Angaben in Prozent.