GDV-Bilanz: Versicherer trotzen Corona-Krise
Trotz der Pandemie erwirtschafteten die deutschen Versicherer 2020 ein leichtes Beitragsplus. Negative Auswirkungen zeigten sich vor allem in der Lebensversicherung. Für 2021 setzt der GDV auf eine schnelle konjunkturelle Erholung.
Die deutschen Versicherer erwarten nach einem leichten Beitragszuwachs im von der Corona-Krise geprägten Geschäftsjahr 2020 für das laufende Jahr wieder ein deutliches Einnahmeplus von mehr als zwei Prozent. Dafür müsse es aber laut des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) nach dem zu erwartenden schwachen Jahresbeginn im Laufe des Frühjahrs zu Lockerungen bei den Einschränkungen und großen Fortschritten bei der Impfkampagne kommen. Dann werde sich auch die konjunkturelle Erholung fortsetzen. „Unter diesen Voraussetzungen blickt die Versicherungswirtschaft mit vorsichtigem Optimismus nach vorn“, sagte GDV-Präsident Wolfgang Weiler auf der Jahresmedienkonferenz.
Lebensversicherung von Corona am stärksten negativ betroffen
Das vergangene Geschäftsjahr schlossen die Versicherungsunternehmen über alle drei Sparten hinweg mit einem Beitragszuwachs von 1,2 Prozent auf 220,1 Milliarden Euro ab. Im Geschäft der Lebensversicherer hat die Coronakrise allerdings deutliche Spuren hinterlassen, etwa durch verschobene Beratungstermine. Die Zahl neu abgeschlossener Verträge ist 2020 entsprechend um gut zwölf Prozent gesunken. Dagegen entwickelten sich die Beiträge nur leicht rückläufig. Lebensversicherer, Pensionskassen und Pensionsfonds verzeichneten ein Minus von 0,4 Prozent auf knapp 103 Milliarden Euro. Für 2021 rechnet der GDV in der Lebensversicherung mit einem Beitragsanstieg um zwei Prozent. Als einen Grund nannte Weiler mögliche Nachholeffekte, wovon ein Teil in die private Altersvorsorge fließen könnte.
Kfz-Versicherer ermöglichten Beitragssenkungen
In der Schaden- und Unfallversicherung stiegen die Beitragseinnahmen laut GDV-Hochrechnungen mit 2,1 Prozent auf 74,8 Milliarden Euro und damit geringer als im Vorjahr (plus 3,5 Prozent). Ein Grund: In der größten Teilsparte Kfz-Versicherung ermöglichten zahlreiche Unternehmen ihren Kunden, Beiträge wegen geringerer Kilometerleistungen zu senken. Die Sachversicherung zeigte sich dagegen insgesamt stabil, da das Geschäft in wesentlichen Bereichen wie der Hausrat- oder Gebäudeversicherung nicht pandemieabhängig ist. Die Leistungen im gesamten Schaden- und Unfallbereich gingen im Jahr 2020 um 2,5 Prozent auf voraussichtlich 52,0 Milliarden Euro zurück. Durch die bislang zwei Lockdowns entstanden zwar hohe Aufwände für ausgefallene Veranstaltungen und Betriebsschließungen; zugleich wurden aber auch weniger Unfälle im Straßenverkehr oder bei Freizeitaktivitäten sowie weniger Einbrüche, Warentransporte und aufgrund der ausgesetzten Insolvenzantragspflicht auch weniger Firmenpleiten verzeichnet. Zudem liegt das vergangene Jahr mit Schäden durch Naturgefahren von voraussichtlich 2,5 Milliarden Euro deutlich unter dem langjährigen Mittel von 3,7 Milliarden Euro.
PKV verbucht Beitragsplus von fast vier Prozent
Die Beitragseinnahmen der privaten Krankenversicherungsunternehmen erhöhten sich 2020 um 3,8 Prozent auf 42,6 Milliarden Euro. Davon entfallen 38,4 Milliarden Euro auf die Krankenversicherung (plus 1,5 Prozent). In der Pflegeversicherung lagen die Einnahmen bei 4,2 Milliarden Euro (plus 31,2 Prozent). Im Wesentlichen wurde dies durch Mehrleistungen im Zuge der gesetzlichen Pflegereformen verursacht. Die ausgezahlten Versicherungsleistungen der PKV nahmen um 0,2 Prozent zu auf 30,1 Milliarden Euro. Auf die Krankenversicherung entfallen davon 28,4 Milliarden Euro, auf die Pflegeversicherung 1,7 Milliarden Euro. Der Bestand aus Voll- und Zusatzversicherungen erhöhte sich um mehr als 600.000 auf 36 Millionen.