21.11.2022 Branche

GDV: Grüne Anlagen werden attraktiver

Die vormals großen Renditeunterschiede zwischen grünen und konventionellen Anleihen im europäischen Markt gehen laut einer GDV-Metastudie mit fortschrei­tender Marktreife zurück. Bei Dark Green Bonds, bei denen Investoren sehr hohe Maßstäbe an die Nachhaltigkeit anlegen, gibt es jedoch weiterhin Renditenachteile.

Auch wenn die Entwicklung in Sachen Rendite stimmt, stehen viele Fondsprodukte wegen sogenanntem „Greenwashing“ in der Kritik. (Foto: © Dilok - stock.adobe.com)
Auch wenn die Entwicklung in Sachen Rendite stimmt, stehen viele Fondsprodukte wegen sogenanntem „Greenwashing“ in der Kritik.
(Foto: © Dilok - stock.adobe.com)

Es ist ein Etikett, das sie nur schwer loswerden: Seit jeher stehen grüne Kapitalanlagen in dem Ruf, Investoren schlechtere Renditechancen zu bieten. Doch eine Untersuchung des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) mit dem Titel „Das Greenium bei europäischen Anleihen“ versucht nun den Gegenbeweis anzutreten. Es handelt sich dabei um eine Metastudie, also eine wissenschaftliche Untersuchung, die mehrere vorhandene Studien auswertet.

Renditenachteile verschwinden mit der Zeit

 

Laut der Autoren verschwinden die in der Anfangsphase des Marktes für grüne Anleihen (2012 bis 2014) ermittelten Greenia (Renditeeinbußen aus Investorensicht) von bis zu 100 Basispunkten zwischen Green Bonds und konventionellen Anleihen mit zunehmender Reife und Differenzierung des Marktes und liegen aktuell tendenziell nur noch im einstelligen Basispunkte-Bereich. Das treffe vor allem auf öffentliche Emittenten zu, also Unternehmen oder staatliche Institutionen, die Wertpapiere auf den Markt bringen und an der Börse handeln. Dazu komme, dass Investoren, die auf Green Bonds setzen, eher dazu tendieren, ihre Anleihen länger zu halten. Dadurch seien die Kurse grüner Anleihen gerade in risikoaversen Marktzyklen stabiler und könnten eine attraktive Anlage darstellen.

Attraktive Assets für Versicherer

 

Die Entwicklung wird durch die enorme Zunahme des Angebots unterstrichen: Waren zu Beginn des vergangenen Jahres etwa 1400 nachhaltige Fonds auf dem Markt, hat sich die Anzahl bis Frühjahr 2022 auf 4100 nahezu verdreifacht. Generell gehen Experten davon aus, dass der Markt für Green Bonds auch in Zukunft stark wachsen und somit seinen Marktanteil deutlich erhöhen wird. In einzelnen Marktsegmenten sei das Greenium in der Höhe überschaubar. Es weise zudem auf eine besondere Qualität der Emittenten, zum Beispiel hinsichtlich Zertifizierungen hin. Für die Versicherer, die insgesamt mit rund 1,8 Billionen Euro an den Märkten investiert sind und jedes Jahr 300 Milliarden Euro neu anlegen, könne diese Anlageklasse somit weiterhin eine wichtige und zunehmend bedeutende Rolle im nachhaltigen Kapitalanlagemix spielen.

„Die Studie zeigt, dass Green Bonds attraktive Assets für Versicherer sind und sich auch für Emittenten mit glaubhaften Nachhaltigkeitsstandards rechnen. Damit sich der bisher noch begrenzte Markt für grüne Anleihen jetzt schneller entwickelt, brauchen wir einen marktweit akzeptierten ‚EU Green Bond’ Standard und mehr Emissionen. Auch Staaten könnten hierbei eine größere Rolle spielen“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.

Dark Green Bonds - mehr Nachhaltigkeit kostet Rendite

 

Allerdings zeige sich auch, dass der Renditeunterschied zwischen grünen und konventionellen Anlagen vergrößert, je strenger die Nachhaltigkeitskriterien der jeweiligen Anleihen beziehungsweise Emittenten sind. Nicht zertifizierte grüne Anleihen oder Anleihen zweifelhafter Emittenten wiesen dagegen im Durchschnitt keine nennenswerten Renditeunterschiede auf. Inhaltlich erklärt sich dieser Effekt laut GDV damit, dass Investoren sichergestellt wissen möchten, dass die entsprechende Anleihe auch tatsächlich grün ist, sofern sie sich bewusst dafür entscheiden. Insofern seien sie auch bereit, bei einer Drittpartei-Zertifizierung der Anleihe dafür gewisse Renditenachteile in Kauf zu nehmen.

Je nach Wertigkeit der grünen Anleihen (dark-green bond vs. medium bzw. light-green bond) werde der Nachhaltigkeitseffekt natürlich auch entsprechend höher eingeschätzt wird. Insoweit handelt es dabei vor allem um eine Abwägungsentscheidung von Investoren, die berücksichtigt, dass echte Nachhaltigkeit in gewisser Weise ihren Preis hat. Doch auch hier dürften laut eines GDV-Sprechers auf Nachfrage von VP-Online die Renditenachteile von Dark Bonds mit zunehmender Reife und Tiefe des Marktes zurückgehen. „Als Versicherer schauen wir auf die gesamte Assetklasse der Green Bonds mit ihren enormen Emissionsvolumina, und da ist die gute Aussage, dass Green Bonds in der Gesamtschau keine so erheblichen Greenia aufweisen, als dass dadurch die Assetklasse beeinträchtigt würde.“


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