So sieht die Beschäftigungsstruktur in der Assekuranz aus
Das Durchschnittsalter und die Dauer der Betriebszugehörigkeit in der Belegschaft der deutschen Versicherungsbranche steigen weiter. Das geht aus den „Sozialstatistischen Daten 2021“ hervor. Weitere Erkenntnis: Frauen in Führungspositionen sind trotz eines Zuwachses weiterhin deutlich unterrepräsentiert.
Bereits im Frühjahr hatte der Arbeitgeberverband der Versicherungsunternehmen in Deutschland (AGV) bekanntgegeben, dass zum Jahressende 2021 in der deutschen Versicherungswirtschaft 204.100 Arbeitnehmer im Innendienst, im angestellten Außendienst oder als Auszubildende beschäftigt waren. Das sind 800 Personen mehr als im Jahr zuvor. Den Höchststand markierte das Jahr 1992 mit 259.000 Beschäftigten.
Nun hat der Verband seine einmal jährlich erscheinende Zusammenfassung der wichtigsten personal- und sozialstatistischen Kennzahlen für die Assekuranz veröffentlicht. Alle Zahlen basieren dabei auf den Meldungen der Versicherungsunternehmen für das Jahr 2021 und betreffen die Angestellten der Branche (Innendienst, angestellter Außendienst und Auszubildende).
Recht hoher Frauenanteil, aber noch nicht in Führungspositionen
Die Zahlen erlauben einen vertieften Blick in das Innenleben der Branche und ihrer Beschäftigungsstruktur. So arbeiten 79.7 Prozent der Beschäftigten im Innendienst, 15,1 Prozent im Außendient und 5,1 Prozent sind Auszubildende. Der Frauenanteil liegt bei 47,6 Prozent, die Teilzeitquote bei 21,6 Prozent. Auffällig ist, dass der Anteil von Frauen in Führungspositionen im Innendienst im Vergleich zu 2011 stark gestiegen ist – auf der Führungsebene unterhalb des Vorstands von 10,1 auf 18,8 Prozent. Dennoch sind Frauen damit natürlich noch immer stark unterrepräsentiert. Noch schlechter sieht es im Außendienst aus. Hier sind die prozentualen Anteile in allen vom Verband definierten Führungsebenen deutlich niedriger. Auf der höchsten Ebene beträgt der Frauenanteil gerade mal 5,2 Prozent.
Altersdurchschnitt geht weiter nach oben
Was die Altersstruktur angeht, zeigen die Zahlen abermals, wie stark der demografische Wandel auch die Versicherungsbranche betrifft. Das Durchschnittsalter ist auf 44,1 Jahre gestiegen (Vorjahr: 43,9). Dabei sind die Angestellten im Außendienst jünger als die im Innendienst und die weiblichen Mitarbeiter jünger als die männlichen. Im Vergleich zu 2011 bedeutet dies eine Zunahme um 2,4 Jahre. Seitdem haben die weiblichen Angestellten altersmäßig aufgeholt, seinerzeit waren sie noch rund ein Jahr jünger als die Gesamtheit aller Beschäftigten. Die männlichen lagen 2011 vom Durchschnittsalter her noch beinahe ein Jahr über dem Schnitt. Den Daten zufolge ist jeder 18. (Vorjahr: jeder 20.) über 61 Jahre alt.
Vor allem die Betriebszugehörigkeit von Frauen wird länger
Passend zur Altersentwicklung ist auch die Dauer der Betriebszugehörigkeit gestiegen. Sie liegt über alle Beschäftigten hinweg im Durchschnitt bei 16,2 Jahren. Vor zehn Jahren waren es nur 14,4 Jahre. Signifikant gestiegen ist die Beschäftigungsdauer beim gleichen Unternehmen im Zeitvergleich vor allem bei Frauen von 14,6 Jahre 2011 auf nun 17,2 Jahre im Vorjahr. Zu der Entwicklung trug der Außendienst, der traditionell eine höhere Fluktuation hat, am stärksten bei. Zwar ist die Betriebszugehörigkeit hier geringer als im Innendienst, dafür stieg sie stärker an, von 11,2 auf 13,9 Jahre. Nur bei den Frauen in dieser Gruppe betrug die Zunahme sogar 3,4 Jahre auf nun 11,7 Jahre.
Azubis fast alle mit Abitur
Bei der Qualifikationsstruktur der Branche fällt der enorm hohe Anteil an Auszubildenden mit Abitur bzw. Fachhochschulreife auf. Ein Phänomen, das auch andere Bereiche der Wirtschaft kennen. Der Anteil liegt bei 80,8 Prozent. Die mittlere Reife haben lediglich 18,5. Im gesamten Innendienst liegt der Abitur-Anteil zum Vergleich nur bei 65,3 Prozent. Die mittlere Reife können 30,6 Prozent der Mitarbeiter vorweisen, ein niedrigeren Schulabschluss 4,1 Prozent. Die Akademiker-Quote liegt, in diesem Fall für Innen- und Außendienst zusammen, bei 23,3 Prozent. Das sind zwei Prozentpunkte mehr als im Vergleichsjahr 2011. Die größte Gruppe unter ihnen sind Wirtschaftswissenschaftler.
Weitere Zahlen: 99 Prozent der Azubis bestanden 2021 die IHK-Prüfung. 70 Prozent wurden übernommen, 30 Prozent verließen die Unternehmen. Bei der Weiterbeschäftigung von übernommenen Ausgebildeten ist der Anteil befristeter Beschäftigungsverhältnisse mit 38 Prozent sehr hoch. Nur 59 Prozent der Nachwuchskräfte kamen unbefristet unter.
München ist Standort Nummer Eins
Hochburg der Versicherungsstandorte ist übrigens München. Hier sind 30.900 Menschen in der Branche beschäftigt. Es folgen Köln (24.950) und Hamburg (18.420). Fünfstellige Beschäftigtenzahlen können auch Hannover, Stuttgart, Berlin, Düsseldorf vorweisen. Ostdeutsche Städte sucht man vergeblich in der Aufstellung von Versicherern mit über 3000 Mitarbeitern, von denen es bundesweit 16 gibt.