Wird Europas Versicherungsaufsicht vereinheitlicht?
Das Niveau der Absicherung im Falle einer Versicherungspleite ist in den EU-Mitgliedsstaaten höchst unterschiedlich. Eiopa-Chefin Hielkema sieht hier dringenden Handlungsbedarf.
Petra Hielkema, Präsidentin der europäischen Versicherungsaufsicht European Insurance and Occupational Pensions Authority (Eiopa), fordert, die Versicherungsaufsicht in Europa stärker zu vereinheitlichen. Immer mehr Versicherer würden ihre Dienstleistungen grenzüberschreitend anbieten, sagte die Niederländerin bei der Vorstellung des Eiopa-Jahresberichts gestern (21. Juni) in Frankfurt. Das sei für Kunden zwar in der Regel vorteilhaft – aber im Falle einer Pleite von Anbietern seien sie wegen verschiedener nationaler Standards unterschiedlich geschützt. Darüber berichtet unter anderem das „Handelsblatt“.
Unklare Herkunft, unklare Verantwortung
Es könne sein, dass Verbraucher eine Versicherung abschließen, ohne zu wissen, aus welchem Land die Anbieter stammen und wer letztendlich verantwortlich sei, wenn etwas schief gehe. „Im Geiste des Gemeinsamen Marktes sollte das kein Problem sein. Leider sehen wir aber immer mehr Fälle, in denen die Kunden in einem EU-Mitgliedstaat schlechter geschützt sind und im Falle einer Pleite weniger Entschädigung erhalten als in einem anderen“, so Hielkema, die seit vergangenem September an der Spitze der Behörde steht. Die Eiopa könne nur den Finger in die Wunde legen, wenn Policen etwa zu teuer oder für die Kunden nicht sinnvoll seien, kritisierte die Niederländerin. Wenn die nationalen Aufseher nicht handelten, sei sie machtlos.
Vor-Ort-Prüfungen und Sanktionen
Deshalb müsse der Verbraucherschutz für Versicherungen harmonisiert werden. „Aufsicht ist unsere Stärke. Aber wir sind nur so stark, wie unsere Befugnisse es uns erlauben“, so Hielkema Die Eiopa würde oft noch zu lange brauchen, um diese Fälle zu lösen. Die europäische Versicherungsaufsicht habe den Auftrag, die Finanzstabilität der Versicherer zu sichern und die Verbraucher zu schützen. Auch wenn die Behörde nur den Rahmen für die nationalen Aufseher setze und keine zentrale Versicherungsaufsicht in Europa – analog zu zu den Banken – gewünscht sei, müsse man auf mögliche Pleiten von Versicherern vorbereitet sein. Eiopa will bei Vor-Ort-Prüfungen von Versicherern dabei sein und auch Maßnahmen wie ein Neugeschäftsverbot durchsetzen können.
Hielkema sieht beim Thema KI Nachbesserungsbedarf
Wichtige Themen, mit denen sich die Gesellschaft und die Versicherer derzeit ebenfalls beschäftigen müssten, sind laut Hielkema Digitalisierung, Nachhaltigkeit und Vielfalt. Im Zusammenhang mit der Digitalisierung hob die Niederländerin vor allem den Aspekt der Künstlichen Intelligenz (KI) hervor. Sie begrüße zwar den Vorschlag der EU-Kommission für einen ethischen und vertrauenswürdigen Umgang mit KI. Man müsse sich den Versicherungssektor aber noch einmal genauer anschauen. So ist Hielkema dagegen, dass alle KI-Anwendungen bei Versicherern automatisch als hochriskant eingestuft werden. „Der Einsatz von KI bei der Preisfindung und im Underwriting dürfte einen höheren Einfluss auf Verbraucher haben als eine Anwendung im Backoffice“, sagte sie.