24.03.2022 Branche

71 ist die neue 70: Diekmann will Aufsichtsratschef der Allianz bleiben

Michael Diekmann scheint als Vertrauter von Allianz-Konzernchef Oliver Bäte unverzichtbar. Er will vier weitere Jahre Aufsichtsratschef bleiben, obwohl er damit die unternehmensinterne Altersgrenze von 70 Jahren reißt. Die Allianz spricht von einer Toleranzgrenze, die Branche von einem Sonderstatus.

Die eigentliche Altersgrenze des Allianz-Aufsichtsrats hält Michael Diekmann (l.) nicht von einer erneuten Kandidatur für den Chefposten des Gremiums ab. Das dürfte CEO Oliver Bäte freuen. (Foto: www.allianz.com)
Die eigentliche Altersgrenze des Allianz-Aufsichtsrats hält Michael Diekmann (l.) nicht von einer erneuten Kandidatur für den Chefposten des Gremiums ab. Das dürfte CEO Oliver Bäte freuen.
(Foto: www.allianz.com)

Michael Diekmann, Chef des Aufsichtsrats der Allianz SE, will entgegen seiner früher geäußerten Absicht nun doch über die konzerninterne Altersgrenze von 70 Jahren hinaus im Amt bleiben. Das berichtet das „Manager Magazin“. Der 67-Jährige stellt sich den Allianz-Aktionären am 4. Mai für vier Jahre zur Wiederwahl. Die Information ließ sich der im Bundesanzeiger veröffentlichten Einladung zur Hauptversammlung entnehmen. Diekmanns Amtszeit endet damit im Mai 2026, eineinhalb Jahre nach seinem 70. Geburtstag. Das Magazin spekuliert, dass die Maßnahme auch mit den Absichten von Vorstandschef Oliver Bäte in Zusammenhang steht. Dessen Vertrag endet 2024, womit er „nach zwei Jahren Abkühlphase 2026 als Aufsichtsratschef zur Allianz zurückkehren könnte“.

Sonderstatus dank großer Verdienste?

 

Diekmann prägte bei der Allianz eine Ära: Von 2003 bis zum Mai 2015 war er Konzernchef bei den Münchenern und führte ihn zu heutiger Größe, unter anderem durch zahlreiche Zukäufe im Ausland und einen harten Digitalisierungs-Kurs. Jahrelang galt er als das unanfechtbare Machtzentrum. Gegen internen Widerstand wusste er sich durchzusetzen.  Zum Beispiel verordnete er 2006 die Streichung tausender Stellen trotz Rekordgewinn, was zu Unruhen im Konzern führte. Der frühere Firmenpatriarch ist seit 2017 Chef des Aufsichtsrats. Als solcher unterstützt er den Reformkurs von Bäte bedingungslos. In der Branche sprechen deshalb viele von einem „Sonderstatus“ für Diekmann.

Einstmals ehernes Gesetz: Bei 70 ist Schluss



Die Altersgrenze von 70 für Aufsichtsratsmitglieder bei der Allianz gilt seit Jahrzehnten und ist quasi ein ehernes Gesetz. In den Statuten des Unternehmens ist festgelegt, dass die Mitglieder des Aufsichtsrats in der Regel nicht älter als 70 Jahre sein sollen. Noch im Mai 2020 hatte Diekmann dem „Manager Magazin“ gesagt, dass auch er diese Regel für sich selbst nicht aufheben wolle. „Meine Laufbahn als Aufsichtsrat ist mit 70 zu Ende“, behauptete er damals. Das scheint nun nicht mehr zu gelten.

Allianz mit eigenwilliger Interpretation

 

Die Allianz kommt zu einer ganz eigenen Auslegung der Altersgrenze. Offenbar ist hier nicht der 70, sondern der 71. Geburtstag maßgeblich. Das Unternehmen ließ durch einen Sprecher ausrichten: „Herr Diekmann wird am 23. Dezember 2025 71 Jahre alt und es handelt sich dann bis zur Hauptversammlung 2026 um fünf Monate. Der Aufsichtsrat der Allianz SE sieht diese Überschreitung der Altersgrenze als innerhalb der Toleranzgrenze und hat Herrn Diekmann gebeten, bis zum Ende der Mandatsperiode zu kandidieren, um die Neuaufstellung des Aufsichtsrates als Aufsichtsratsvorsitzender zu leiten.“

Andere Aufsichtsräte halten durch flexible Regelung Altersgrenze ein


 
Für andere Aufsichtsratsmitglieder dagegen scheint die engere Auslegung der Altersbeschränkung weiter zu gelten. Die Kontrolleure Friedrich Eichiner (66, Ex-BMW-Finanzchef) und Herbert Hainer (67, Ex-Adidas-CEO), wollen um ihren 70. Geburtstag herum ausscheiden. Eichiner stellt sich nur für drei Jahre zur Wahl, womit seine Zeit bei der Allianz etwa einen Monat nach seinem 70. Geburtstag endet. Hainer will zwei Jahre bleiben und verlässt das Gremium insofern zwei Monate vorher. Die Allianz gehe bei der Besetzung ihres Kontrollgremiums von einer Blockwahl zu einem sogenannten „Staggered Board” über, begründet der Konzern in der Einladung die unterschiedlichen Laufzeiten. Dies ermögliche, „flexibel auf sich ändernde Anforderungen an die Kompetenzen reagieren zu können“.


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