31.05.2024 Branche

Schlichterin: Mehr Streit mit Versicherungen

Zurück auf normal: Nach der Corona-Pandemie sind die Verbraucher wieder aktiver und mobiler geworden. Damit entstehen aber auch mehr Konflikte mit der Assekuranz, stellt die neue Versicherungsombudsfrau Sibylle Kessal-Wulf bei der Präsentation des Jahresberichts 2023 fest.

Dr. Sibylle Kessal-Wulf ist seit April 2024 Ombudsfrau für Versicherungen. Zuletzt war sie zwölf Jahre lang Richterin am Bundesverfassungsgericht. (Foto: Christian Leitzmann)
Dr. Sibylle Kessal-Wulf ist seit April 2024 Ombudsfrau für Versicherungen. Zuletzt war sie zwölf Jahre lang Richterin am Bundesverfassungsgericht.
(Foto: Christian Leitzmann)

Verbraucher haben sich im vergangenen Jahr wieder deutlich häufiger über ihre Versicherer beschwert als im Jahr zuvor. Nach der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht hat nun auch der Versicherungsombudsmann über diese Entwicklung berichtet. So erreichten die Schlichtungsstelle insgesamt 18.037 Beschwerden, was einer Zunahme um 13,4 Prozent entspricht. Das wird aus dem Jahresbericht 2023 deutlich, den die neue Ombudsfrau Sibylle Kessal-Wulf gemeinsam mit ihrem Vorgänger Wilhelm Schluckebier jetzt vorgestellt hat.

Zulässige Beschwerden um elf Prozent gestiegen 



Unter allen Eingaben waren 13.205 Beschwerden zulässig. Gegenüber 2022 ist das ein Plus von elf Prozent. Die beiden Fachleute werteten den Anstieg als Rückkehr zur Normalität in der Nachpandemiezeit. „Die Menschen sind wieder aktiver und mobiler. Und damit verhalten sie sich auch risikoträchtiger – Stichwort private Unfallversicherung. Damit kommt es in der Folge zu mehr Konfliktfällen mit den Versicherern“, so Kessal-Wulf. Den höchsten Anstieg verzeichneten die Schlichter denn auch bei den Unfallversicherungen mit einem Plus von  39 Prozent.

Die Zunahme betraf indes fast alle Sparten. Überdurchschnittliche Zuwächse verzeichneten bei den zulässigen Beschwerden die Kfz-Versicherungen mit einem Plus von 27 Prozent bei der Kfz-Haftpflicht und von fast 30 Prozent bei der Kfz-Kasko. Schluckebier führte dies unter anderem auf „häufige Versichererwechsel, die offenbar wegen der Schnelllebigkeit dieses Bereiches und der Beliebtheit von Vergleichsportalen zunehmen“, zurück. Dies habe „wieder viele Unklarheiten im Zusammenhang mit der Einstufung in Schadenfreiheitsklassen und der Übertragung der Einstufung auf einen nächsten Versicherer zur Folge.“

Kritik an hohen Abschlusskosten 



In der Sparte Lebensversicherung (plus zehn Prozent) waren auch im letzten Jahr die Fälle des Widerspruchs oder des Widerrufs von Lebens- und Rentenversicherungsverträgen für die Beschwerdebearbeitung prägend. Nun traten erstmals Beanstandungen der Abschlusskosten für die im Anschluss an Riesterbanksparpläne von Banken oder Sparkassen abgeschlossene Rentenversicherungsverträge auf.

Erfreulich: Die Erfolgsquote der Schlichtungsanträge ist nochmals leicht angestiegen. Sie lag im Bereich Leben bei 35 Prozent. Bei allen anderen Sparten waren es 51 Prozent.


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