Neuer BaFin-Chef kommt aus der Schweiz
Weltweit hatte das Bundesfinanzministerium nach einem international vernetzten Experten von außen für die deutsche Finanzmarktaufsicht gesucht. Nun präsentiert Olaf Scholz den bisherigen Chef der Schweizer Aufsicht, Mark Branson, als künftigen Präsidenten. Für viele ist er ein Hoffnungsträger.
Der Chef der Schweizer Finanzmarktaufsicht FINMA, Mark Branson, soll nach dem Willen von Bundesfinanzminister Olaf Scholz neuer Präsident der Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) werden. Branson wird sein neues Amt zu einem nicht näher präzisierten Termin Mitte des Jahres antreten und damit Felix Hufeld beerben, der im Zuge des Wirecard-Skandals unter großem Druck stand und für Ende dieses Monats seinen Rücktritt angekündigt hatte.
Auftakt einer BaFin-Reorganisation
Scholz hatte bereits Reformen bzw. eine Neuorganisation der BaFin angekündigt, damit die Behörde ihre Aufsichtsfunktion effektiver erfüllen könne. Das ließ der Vizekanzler auch in seinem Statement zur neuen Personalie Branson durchblicken: „Mit ihm an der Spitze wollen wir die Reform der BaFin fortsetzen, damit die Finanzaufsicht mehr Biss erhält. Das Vertrauen in den Finanzplatz Deutschland ist wichtig, und die BaFin ist ein zentraler Vertrauensfaktor.“
Klar ist, dass der Wechsel an der Spitze nur Teil einer umfassenderen BaFin-Umstrukturierung sein wird. Die Finanzmarktaufsichtsbehörde soll unter anderem mit Experten für Wirtschaftsprüfung und Bilanzanalyse verstärkt werden. Laut einem Bericht des „Handelsblatts“, das mehrere mit der Angelegenheit vertraute Personen zitiert, sollen am kommenden Montag bei einer Verwaltungsratssitzung auch 158 neue Stellen bewilligt werden.
Hoffnungsträger von außen
Der 52-jährige Branson war seit Anfang 2010 für die Eidgenössischen Finanzmarktaufsicht FINMA tätig, zunächst als Leiter der Bankenaufsicht, ab 2013 zusätzlich als stellvertretender Direktor und seit April 2014 als Direktor. Er ist außerdem Vorsitzender der „Resolution Steering Group“ des globalen Finanzstabilitätsrats (FSB). Vor seinem Wechsel zur FINMA war Branson unter anderem für die Schweizer Bankengruppen Credit Suisse und UBS tätig. Branson hat in Cambridge Mathematik und Management studiert und besitzt neben der britischen auch die schweizerische Staatsangehörigkeit.
In seiner Zeit bei der FINMA erwarb sich Branson international Respekt. Er trat unnachgiebig gegenüber Banken auf und entkräftete damit den Verdacht fehlender Unabhängigkeit aufgrund seiner früheren Management-Tätigkeiten in der Branche. Aus der deutschen Politik kam parteiübergreifend Lob für die Personalentscheidung. Selbst Verbraucherschützer Gerhard Schick vom Verein Finanzwende äußerte sich positiv: „Hut ab! Da haben Olaf Scholz und Jörg Kukies einen erfahrenen Fachmann gewinnen können. Es ist gut, dass Herr Branson von außen kommt und Probleme lautstark thematisieren sowie engagiert angehen kann.“ Schick mahnte aber auch grundlegende Reformen an, für die Branson zwingend eine klare Rückendeckung aus Berlin brauche.