27.09.2022 Branche

Ottonova-Chef wechselt in den Aufsichtsrat

Der digitale Krankenversicherer verkleinert seinen Vorstand von sechs auf vier Köpfe. CEO und Gründer Dr. Roman Rittweger wechselt in den Aufsichtsrat. Seinen Posten übernimmt Dr. Bernhard Brühl, der bisher das operative Geschäft leitete. Hinter den Personalien steht wohl auch die Absicht, endlich aus der Verlustzone zu kommen.

Er war das Gesicht des Insurtech Ottonova. Im kommenden Jahr zieht sich der Firmengründer Dr. Roman Rittweger aus der ersten Reihe zurück. (Foto: ottonova)
Er war das Gesicht des Insurtech Ottonova. Im kommenden Jahr zieht sich der Firmengründer Dr. Roman Rittweger aus der ersten Reihe zurück.
(Foto: ottonova)

Dr. Bernhard Brühl, Chief Operating Officer von Ottonova, wird neuer Vorstandsvorsitzender des digitalen Krankenversicherers. Er löst den CEO und Unternehmensgründer Dr. Roman Rittweger ab, der zum Jahresende in den Aufsichtsrat wechselt. Brühl übernimmt den Chefsessel zum 1. Januar 2023. Er kam kurz nach der Gründung 2015 ins Unternehmen und ist seit Juli 2018 für die Kundenbetreuung und Tarifentwicklung der Münchener verantwortlich.

Sind 35.000 Kunden einen Erfolg?

 

Sein Vorgänger Rittweger blickt offenbar zufrieden auf seine Zeit als CEO zurück: „Mein Ziel war es, die PKV-Branche im besten Sinne aufzumischen und das Gesundheitswesen digitaler zu machen.“ Das sei gelungen. „Ich könnte mich kaum zu einem besseren Zeitpunkt aus dem operativen Geschäft zurückziehen“, so Rittweger weiter. Seine eigene Einschätzung, das genannte Ziel mit bisher rund 35.000 Kunden erreicht zu haben, wird von vielen Branchenbeobachtern indes nicht geteilt. Das Unternehmen schreibt weiterhin rote Zahlen. 2021 wies das versicherungstechnische Ergebnis einen Verlust von 2,08 Millionen Euro aus. Immerhin konnte Ottonova zuletzt in einer Series-F-Finanzierungsrunde weitere Millionen einsammeln. Das Vertrauen der Investoren scheint also noch da zu sein.

Im Zuge des neuen Investments deuteten die Münchener bereits an, dass die Zeit der Verluste demnächst vorbei sein könnte. Dass mit Brühl, ein promovierter Wirtschaftsmathematiker und Aktuar, den Mediziner und ehemaligen McKinsey-Berater Rittweger ablöst, spiegelt aus Sicht des „Handelsblatts“ sogar einen Trend wider: „Start-ups fokussieren sich im konjunkturell schwierigen Umfeld mehr auf das Kerngeschäft und das Erreichen der Gewinnschwelle als auf starkes Wachstum.“

Vorstand wird deutlich verkleinert

 

Eine weitere Personalie könnte als Signal in die gleiche Richtung gewertet werden: Der bisherige Chief Information Officer, Peter Bauer, verlässt Ottonova zum 30. November. Er wechselt nach Unternehmensangaben zum 1. Dezember in die Medizintechnikbranche. Die Position wird nicht nachbesetzt, sondern die bisherigen Ressorts neu zugeschnitten, wie es in einer Mitteilung des Unternehmens heißt. Demnach gehören dem Vorstand künftig neben Brühl nur noch Martin Betzwieser, Christopher Koker und Jesko David Kannenberg an. Das Geschäft von Ottonova wird also in Zukunft von vier statt sechs Vorständen verantwortet.


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