Versicherungskammer setzt auf Frauen-Power
Die Vorstände der Kranken- und Reiseversicherung im Konzern Versicherungskammer Bayern sind seit Januar mehrheitlich weiblich besetzt. Ein Novum in der Branche.
Der geringe Frauenanteil in den Chefetagen deutscher Konzerne wird immer wieder kritisiert. Zwar steht die Versicherungsbranche hier relativ gut da. Laut Managerinnen-Barometer des Deutschen Institutes für Wirtschaftsforschung (DIW) lag der Frauenanteil mit zuletzt elf Prozent aber auch nur leicht über der Gesamtquote aller erfassten Unternehmen.
Ein deutlich besseres Bild gibt ab sofort die Versicherungskammer Bayern ab. Die Vorstände ihrer Kranken- und Reiseversicherungssparte sind jetzt mehrheitlich weiblich besetzt. Zusammen mit dem Vorstandsvorsitzenden Andreas Kolb bilden die neuen Führungskräfte Katharina Jessel und Isabella Martorell Naßl nun ein Spitzentrio.
67 Prozent Frauenanteil im Vorstand sind bislang einmalig
Katharina Jessel (45) verantwortet ab 1. Januar 2021 den Vertrieb und die Reiseversicherung URV. Sie folgt in dieser Funktion auf Manuela Kiechle, die zum 31. Dezember 2020 in den Ruhestand getreten ist. Diplom-Kommunikationswirtin Jessel ist seit über 20 Jahren in herausgehobenen Fach- und Führungsfunktionen in der Versicherungs-, Finanz- und Medienbranche tätig, zuletzt als Vertriebsdirektorin für den Bankenvertrieb bei der Allianz Beratungs- und Vertriebs AG.
Isabella Martorell Naßl (52) hat seit 1998 vielfältige Führungspositionen bei der Versicherungskammer bekleidet. Seit Anfang 2020 ist sie Generalbevollmächtigte für die Saarland Versicherung AG und für die Feuersozietät Berlin Brandenburg AG, beides Unternehmen des Konzerns. Diese Funktion wird sie ebenso wie ihre COO-Funktion für Betrieb und Operations weiterhin ausüben. Ein Schwerpunkt ist dabei die kundenzentrierte Ausrichtung der Servicebereiche des gesamten Konzerns. Ein besonderes Fokus liegt hier darauf, den Mix aus digitalen und persönlichen Kontaktpunkten und Abläufen weiterzuentwickeln.
Mit den beiden Spitzenkräften beträgt der Frauenanteil im Vorstand nun knapp 67 Prozent. Das ist zwar ein branchenweiter Spitzenwert, bleibt aber ein seltener Einzelfall. „Trotz der zuletzt positiven Entwicklung in den Vorständen kann noch keine Rede davon sein, dass in sämtlichen Chefetagen das Umdenken begonnen hätte“, konstatiert Kathrina Wrohlich vom DIW. „Bei genauerem Hinsehen vollzieht sich die Entwicklung in den Chefetagen nach wie vor auf einem extrem niedrigen Niveau.“