Frauen in Spitzenpositionen nach wie vor deutlich unterrepräsentiert
Herrenrunde: Nicht nur weibliche Vorstände bleiben in der Versicherungsbranche die Ausnahme – auch Führungspositionen der zweiten Ebene sind männlich dominiert. Das ergab eine Studie des Instituts für Arbeitsmarkt– und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit.
It's a man's world: Das gilt vor allem für die Führungsetagen von Unternehmen der privaten Wirtschaft in Deutschland. Hier sind nur wenige Frauen vertreten. Das hat eine aktuelle Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB), das zur Bundesagentur für Arbeit gehört, ergeben. Demnach sitzen Frauen noch am häufigsten in den Chefsesseln von Betrieben im Bereich Gesundheits- und Sozialwesen, Erziehung und Unterricht.
„Gender-Leadership-Gap“ in Finanz- und Versicherungsbranche am höchsten
Für die Finanz- und Versicherungsbranche fällt die Chefinnen-Bilanz hingegen mager aus. „Bei der Finanz- und Versicherungs-Dienstleistern sind sie, gemessen an ihrem Beschäftigtenanteil, dagegen besonders schlecht vertreten”, schreibt das IAB. Laut Studie sind auf der ersten Führungsebene nur 18 Prozent der Posten mit Frauen besetzt – über alle Branchen waren es 27 Prozent, obwohl der weibliche Beschäftigtenanteil dort insgesamt niedriger ist (43 Prozent gegenüber 54 Prozent bei den Finanz- und Versicherungsdienstleistern). „Der Gender-Leadership-Gap ist in diesem Sektor am höchsten”, heißt es in der Untersuchung. Etwas besser als private Versicherer stehen demnach öffentliche Versicherer da.
Gesetzesinitiativen wirkungslos
An der Situation hat sich trotz verschiedener Gesetzesinitiativen wenig geändert. Der seit vielen Jahren relativ hohe Anteil von Frauen auf der zweiten Führungsebene in Betrieben und in der Verwaltung hat bislang nicht dazu geführt, dass Frauen häufiger in Spitzenpositionen kommen.
„Offensichtlich ist es nicht nur eine Frage der Zeit, bis genug Frauen Erfahrung auf der zweiten Führungsebene gesammelt haben und dann auch in die obersten Führungsetagen aufsteigen”, sagt Susanne Kohaut, kommissarische Leiterin des Forschungsbereichs „Betriebe und Beschäftigung” beim IAB. Möglicherweise ist das ein Ergebnis der in der Literatur berichteten gläsernen Decken, die Frauen den Weg in Top-Positionen versperren. Dazu zählen strukturelle Barrieren wie nicht standardisierte und wenig transparente Auswahlverfahren bei der Stellenbesetzung oder der fehlende Zugang zu karriererelevanten Netzwerken. „Auch Stereotype, die Frauen bestimmte Verhaltensmuster wie eine geringere Karriereorientierung zuweisen, stellen weitere Hindernisse auf dem Weg nach oben dar", sagt IAB-Forscherin Dr. Iris Möller.