25.05.2021 Branche

Lebenserwartung steigt nach Pandemie-Delle wieder an

Laut Eurostat-Zahlen ist die Lebenserwartung im ersten Corona-Jahr in den meisten europäischen Ländern leicht gesunken. Langfristig wird die Pandemie jedoch keine Auswirkungen auf das weiterhin steigende Sterbealter haben.

Deutschland wird älter: Ein 2020 geborener Säugling hat bereits eine durchschnittliche Lebenserwartung von 78,6 Jahren (Jungen) bzw. 83,4 Jahre (Mädchen). (Foto: pikselstock - Fotolia)
Deutschland wird älter: Ein 2020 geborener Säugling hat bereits eine durchschnittliche Lebenserwartung von 78,6 Jahren (Jungen) bzw. 83,4 Jahre (Mädchen).
(Foto: pikselstock - Fotolia)

Die vielen Todesfälle im Zusammenhang mit Corona spiegeln sich auch in den Lebenserwartungsstatistiken der betroffenen Länder wider. Das belegen laut Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) aktuelle Daten, die die europäische Statistikbehörde Eurostat kürzlich veröffentlicht hat. Demnach ist nach dem Ausbruch der Covid-19-Pandemie im vergangenen Jahr die Lebenserwartung bei Geburt in den meisten der EU-Mitgliedstaaten (mit verfügbaren Daten) für 2020 gesunken. Die größten Rückgänge wurden in Spanien (-1,6 Jahre im Vergleich zu 2019) und Bulgarien (-1,5) verzeichnet, gefolgt von Litauen, Polen und Rumänien (alle -1,4). Deutschland liegt mit -0,2 Jahren im hinteren Feld. Die einzigen europäischen Länder, in denen die Lebenserwartung gestiegen ist, sind Dänemark und Finnland (jeweils +0,1) sowie Norwegen (+0,3).

Langfrist-Trend bleibt ungebrochen

 

Dennoch bedeutet der Corona-bedingte Rückgang der Lebenserwartung nach Ansicht des Demografen Marc Luy kein Ende des langfristigen Aufwärtstrends. „Der Rückgang der Lebenserwartung im Jahr 2020 ist kein Indikator für einen generellen Trendwechsel“, sagt der Leiter der Forschungsgruppe Gesundheit und Langlebigkeit am Vienna Institute of Demography in einem Interview mit der GDV-Initiative „7 Jahre länger“. Die Lebenserwartung werde künftig aber nicht mehr so stark zulegen. „Wir sehen, dass sich der Anstieg während der letzten zehn bis 20 Jahre etwas abgeflacht hat.“ Die genannten Eurostat-Zahlen ließen ohnehin keine Rückschlüsse auf die Lebensdauer von Neugeborenen zu, betont Luy.

Pandemie betrifft die Säuglinge von heute nicht

 

HIntergrund: Die Werte beruhen auf der sogenannten Periodensterbetafel, mit der die Sterbefälle eines Jahres ins Verhältnis zu den heute Lebenden gesetzt werden. Übertragen auf die Neugeborenen würde dies bedeuten, dass sie im Verlaufe ihres Lebens den aktuellen Sterbewahrscheinlichkeiten ausgesetzt sind. „Das aber wird nicht der Fall sein, wie sich an Corona gut veranschaulichen lässt“, so Luy. „Die Pandemie beeinflusst die Sterblichkeit für vielleicht zwei Jahre, besonders in den höheren Altersstufen, hoffentlich aber nicht länger.“

Initiative „7 Jahre länger“

„7 Jahre länger“ ist eine Initiative der Deutschen Versicherer unter der Federführung des Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV). Ziel der Initiative ist es, das Bewusstsein dafür zu schärfen, dass die Menschen in Deutschland immer älter werden und länger fit bleiben. Denn die meisten Bundesbürger unterschätzen laut wissenschaftlicher Studien ihre Lebenserwartung deutlich – und haben oft ein falsches, sehr negatives Bild vom Alter. Die Initiative will darum einen gesellschaftlichen Dialog darüber führen, wie wir das Beste aus den gewonnenen Jahren machen können.


Weitere Artikel

Listing

16.10.2024 Branche

GKV: Die Kostenspirale dreht sich

Höhere Beitragsbemessungsgrenzen, deutlich steigender Zusatzbeitrag: Gesetzlich Versicherte müssen für die gesundheitliche Versorgung auch im kommenden Jahr deutlich tiefer in die Tasche greifen. Besserung ist nicht in Sicht.

> weiterlesen
Listing

15.10.2024 Branche

R+V-Studie: Das sind die größten Ängste in der Bevölkerung

Steigende Lebenshaltungskosten bereiten auch in diesem Jahr den Menschen die meiste Angst. Das Thema belegt Platz eins der repräsentativen Studie „Die Ängste der Deutschen 2024“, die das Infocenter der R+V Versicherung durchgeführt hat. Dicht dahinter folgt eine gesellschaftspolitische Sorge: 56 Prozent der Befragten befürchten, die Zahl der Geflüchteten könnten die Deutschen und ihre Behörden überfordern.

> weiterlesen
Listing

08.10.2024 Branche

HDI-Studie: Kinder müssen warten

Der Personalmangel wird sich weiter verschärfen. Das lässt die neueste Berufe-Studie des Versicherers HDI befürchten. Ein Grund ist, dass es hierzulande allzu oft an einer qualifizierten und zeitlich ausreichend langen Betreuung für den Nachwuchs fehlt. Das hat zur Folge, dass auch der Wunsch nach Teilzeitjobs ansteigt. Das Ausscheiden der Babyboomer-Generation kann somit kaum kompensiert werden.

> weiterlesen