Zwischen reduzierter Beitragsgarantie und öffentlich verwaltetem Staatsfonds
AfW-Gipfeltreffen in Berlin: Finanzentscheider streiten mit der Politik über Altersvorsorge und Provisionsverbot
Jubiläum mit viel Fachkompetenz in Berlin: Der Bundesverband Finanzdienstleistungen AfW hatte Ende November zum 20. „Hauptstadtgipfel der Entscheider“ aus Politik und Finanzdienstleistungsbranche geladen. Rund 70 Fördermitglieder und Kooperationspartner sind der Einladung gefolgt, um aktuelle und umstrittene Regulierungsvorhaben zu diskutieren.
Kontroverse Ansichten zum Provisionsangebot
Ein zentrales Thema war die EU-Kleinanlegerstrategie, die ein drohendes Provisionsverbot für Makler mit sich bringen könnte. Die Gastgeber forderten hier eine rasche und klare Regelung, um rechtliche Unsicherheiten zu vermeiden. Die CDU lehnte ein generelles Provisionsverbot ab, die Grünen plädierten für erhöhte Transparenz und die Förderung der Honorarberatung. Die kontroverse Diskussion spiegelt die Komplexität des Problems und die unterschiedlichen Lösungsansätze in der Finanzbranche wider.
Reformvorschläge für die Altersvorsorge
Ein weiterer Schwerpunkt des „AfW Hauptstadtgipfels 2023“ lag auf Reformvorschlägen für die private Altersvorsorge. Im Fokus standen die Reform der Riester-Rente und die Zukunft der betrieblichen Altersvorsorge (bAV). Carsten Brodesser, CDU-Mitglied im Finanzausschuss des Deutschen Bundestages, erläuterte konkrete Reformvorschläge, darunter die Reduzierung der Beitragsgarantie und eine vereinheitlichte Kinderzulage. Die Union setzt sich auch für eine lineare Förderung ein, um Fehlallokationen im Altersvorsorgevermögen zu verhindern.
Mehr Initiativen für die Betriebliche Altersvorsorge erforderlich
Im Bereich der betrieblichen Altersvorsorge (bAV) wurde das von der FDP angeregte Projekt Generationenkapital kritisiert. Die CDU äußerte Bedenken, dass dieses Projekt nicht ausreichen würde, um die Rente ab 2035 zu sichern. Außerdem wurden Herausforderungen wie das wenig genutzte Sozialpartnermodell und die Frage der Sozial- und Rentenversicherungspflicht für Selbstständige angesprochen.
Grüne wollen Staatsfonds
Die Grünen machen sich weiterhin für die Stärkung der Honorarberatung stark und befürworten einen öffentlich verwalteten Staatsfonds mit Opt-Out-Möglichkeit für die private Altersvorsorge. Sascha Müller von Bündnis 90/Grüne betonte die Notwendigkeit einer einfachen, staatlich geförderten Vorsorge und plädierte für mehr Flexibilität in der Auszahlphase.
Fazit: Auch der 20. AfW-Hauptstadtgipfel hat gezeigt, dass die Finanzdienstleistungsbranche sich intensiv mit aktuellen Regulierungsfragen auseinandersetzt und sich aktiv in den politischen Dialog einbringt, um die Interessen der Branche zu vertreten.