Urteil: Allianz wird US-Risiken los
Der Streit um die Milliardenverluste von US-Investoren mit Allianz-Hedgefonds ist beigelegt. Ein Bezirksgericht in Manhattan bestätigte den kostspieligen Vergleich, den der Versicherungskonzern mit den US-Behörden ausgehandelt hatte. Pimco darf zunächst weiterarbeiten.
Quartal für Quartal musste die Allianz Rückstellungen für die „Structured Alpha”-Klagen bilden. 2021 waren es 3,7 Milliarden Euro, im ersten Quartal 2022 noch mal 1,9 Milliarden Euro. Investoren in den Vereinigten Staaten – darunter auch Pensionsfonds – hatten mit den vermeintlich sicheren Hedgefonds von Allianz Global Investors (AGI) zu Beginn der Corona-Krise rund sieben Milliarden Dollar verloren und den Anbieter darauf verklagt. Auch das US-Justizministerium und die Börsenaufsicht SEC schalteten sich ein. Sie warfen den verantwortlichen Fondsmanagern vor, die Risiken kleingeredet und die Fonds nicht wie versprochen gegen einen Kursrutsch abgesichert zu haben. Die Kontrollmechanismen des Unternehmens hätten versagt.
Ende mit Schrecken
Nun hat ein Bezirksgericht im New Yorker Stadtteil Manhattan das Strafverfahren gegen die Tochter des Münchener Versicherers durch ein Urteil abgeschlossen. Es bestätigte den 2022 mit den US-Behörden ausgehandelten Vergleich, dem zufolge die Allianz die Anleger mit rund fünf Milliarden Dollar entschädigen und 840 Millionen Dollar Geldstrafe zahlen musste und über die Tochter AGI zehn Jahre keine Fonds in den USA verkaufen darf. „Das ist eine traurige und bedauernswerte Sachlage“, sagte Richterin Colleen McMahon bei der Urteilsverkündung und sprach von einer „astronomischen Strafe“.
„Anlegern die Wahrheit sagen”
Offenbar waren auch Teile des Geschäfts der wichtigen Allianz-Vermögensverwaltungstochter Pimco von der üblichen zehnjährigen Sperre bedroht. Zu klären war, ob sie auch nach der Verurteilung weiter US-Pensionsgelder im Volumen von 170 Milliarden Dollar verwalten darf. Das zuständige US-Arbeitsministerium genehmigte Pimco aber eine verlängerbare Ausnahme von zunächst fünf Jahren. Um die zehnjährige Sperre der Börsenaufsicht SEC für AGI zu umgehen, hat die Allianz einen Großteil des US-Geschäfts der Tochter an den New Yorker Vermögensverwalter Voya Financial abgegeben. Die US-Bundesanwaltschaft lobte das Urteil zum Betrugsfall „Structured Alpha” als „Botschaft an die gesamte Branche“. Den Anlegern die Wahrheit zu sagen, sei die zentrale Pflicht des Anlageberaters, erklärte Bundesanwalt Damian Williams. Seine Behörde und ihre Partner bei der Strafverfolgung würden den Schutz der Anleger unnachgiebig verfolgen.