26.10.2022 Sparten/Produkte

Allianz forciert Nachhaltigkeit bei der Kfz-Schadenregulierung

Auf seinem sogenannten „Autotag“ spricht sich der Versicherer dafür aus, bei Kfz-Schäden auf Reparaturen statt auf den Austausch von Teilen zu setzen. Das spare Kosten und Treibhausgasemissionen. Die Elektromobilität müsse ausgebaut werden.

Autounfall: Viele Kfz-Werkstätten ziehen den Austausch dem Ausbeulen vor. (Foto: @ Panumas - stock.adobe.com)
Autounfall: Viele Kfz-Werkstätten ziehen den Austausch dem Ausbeulen vor.
(Foto: @ Panumas - stock.adobe.com)

Autoreparaturen sind nach Einschätzung der Allianz häufig zu teuer und belasten die Umwelt unnötig. Das Thema war ein Schwerpunkt des 10. Autotages des Versicherers im Allianz Zentrum für Technik (AZT) vergangene Woche in Ismaning. Das Motto der hybriden Experten- und Presseveranstaltung mit Podiumsdiskussion, Ausstellung und Live-Demonstrationen: „Sustainability in motor insurance“, also Nachhaltigkeit in der Kfz-Versicherung.

Weniger CO2, günstiger, schneller

 

„In der Autoversicherung sehen wir in einem nachhaltigen Schadenmanagement viele Hebel, die den CO2-Ausstoß deutlich reduzieren können", sagte Klaus-Peter Röhler, Mitglied des Vorstands der Allianz SE. „In diesem Zusammenhang ist es von größter Bedeutung, ressourcenschonende Möglichkeiten zur Reparatur zu nutzen, anstatt neue Ersatzteile zu verwenden.“ Bei den meisten Kfz-Kollisionsschäden handle es sich um kleine bis mittelgroße Schäden, die hauptsächlich äußere Teile betreffen. Da hätten Reparaturen einen deutlich kleineren ökologischen Fußabdruck. „Diese Reparaturmöglichkeiten werden zwar schon heute genutzt, aber wir sehen hier noch großes Verbesserungspotenzial. Wenn die Versicherer die Reparaturquoten in Europa um nur zwei Prozentpunkte pro Jahr erhöhen, können nach Berechnungen unserer Experten fast 30.000 Tonnen CO2-Emissionen vermieden werden, was dem jährlichen Energieverbrauch von rund 5100 Haushalten entspricht“, so Röhler. Nützliche Nebeneffekte: Die Kosten sind niedriger und das Auto kommt früher aus der Werkstatt – gerade wenn viele Teile wie derzeit nicht lieferbar sind. 

Werkstätten mit Nachhaltigkeitssiegel gefordert



Um Nachhaltigkeitskriterien in die Auswahl einbeziehen zu können, wünscht sich die Allianz, dass Werkstätten auf EU-Ebene entsprechend zertifiziert werden. „Wir sind dazu bereits mit den Interessenvertretern des Kraftfahrzeuggewerbes im Gespräch, um mit der Branche gemeinsam zukünftige Standards in Bezug auf Nachhaltigkeit zu entwickeln“, sagte Lucie Bakker, Schadenvorständin der Allianz Versicherungs-AG. Christoph Lauterwasser, Leiter des AZT, erklärte, warum: „Es gibt Werkstätten, bei denen die Reparaturquote bei beschädigten Windschutzscheiben zwischen zehn und fünfzehn Prozent liegt, bei anderen über 30 Prozent." Am Beispiel eines Scheinwerfers für einen VW ID.3 zeigt der Experte die Alternativen auf: „Wenn der Halter gebrochen ist, kann ich entweder den Halter ersetzen, oder den ganzen Scheinwerfer tauschen.“ Die Instandsetzung mit Reparatursatz für das Scheinwerfergehäuse koste rund 500 Euro, der Tausch des Scheinwerfers dreimal so viel. Gleichzeitig könnte fast das gesamte CO2 eingespart werden, das bei Produktion und Transport eines neuen Scheinwerfers entsteht.

Lauterwasser forderte außerdem, auch behördliche Sicherheitsvorschriften unter Nachhaltigkeitsgesichtspunkten zu prüfen. In anderen Ländern sei überdies der Einsatz gebrauchter Ersatzteile wesentlich stärker verbreitet. Laut einer Allianz-Umfrage würden 89 Prozent der Verbraucher eine Reparatur ihres Fahrzeugs mit gebrauchten, aber vollständig intakten und zertifizierten Ersatz- anstelle von Neuteilen akzeptieren.

Allianz fordert Ausbau der Elektromobilität

 

Einen weiteren Hinderungsgrund für umweltfreundlicheres Autofahren sieht die Allianz darin, dass Elektromobilität noch nicht verbraucherfreundlich genug sei. „Wir müssen die Elektrofahrzeuge schnellstmöglich massentauglich machen und stehen damit in Deutschland vor der Herausforderung, neben der Technik für den Antrieb auch eine passende Infrastruktur und nicht zuletzt eine breite Akzeptanz für Elektrofahrzeuge in der Bevölkerung zu schaffen“, sagte Frank Sommerfeld, Vorstandsvorsitzender der Allianz Versicherungs-AG. Die Allianz arbeite aktuell daran, eine digitale Plattform rund um das Thema Elektromobilität zu schaffen. Diese stelle umfassende Informationen für die Fragen der Kunden in Bezug auf Elektromobilität bereit und bietet einen kuratierten Marktplatz für alles, was mit Elektrofahrzeugen zu tun hat. Das Angebot reiche von Informationen zu Themen wie Reichweite oder Ladestationen bis hin zu Dienstleistungen wie einem Batteriecheck vor dem Kauf oder Verkauf eines gebrauchten Elektrofahrzeugs, Wallbox-Installation mit Vor-Ort-Check sowie einer Ladekarte zu günstigen Konditionen.


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