Autoversicherung: Deutsche weniger wechselwillig
Die Zahl der Autobesitzer, die zum Jahresende ihren Versicherer gewechselt haben, ist bereits im zweiten Jahr rückläufig. Das zeigt eine aktuelle Befragung des Marktforschungsinstituts Sirius Campus.
Wohl bei kaum einer Versicherung blicken die Deutschen so kritisch auf die Prämie wie bei der Kfz-Versicherung. Das verwundert nicht. Gerade Autofahrer tauschen sich gern über ihren Versicherungsschutz aus. „Bei welchem Anbieter bist du?“, „Was zahlst du?“ oder „Wie gut ist der Service?“ heißt es dann häufig. Da kommt man schneller mal auf Wechselgedanken als etwa bei der Hausrat- oder Haftpflichtversicherung. Zudem errechnen Online-Vergleichsrechner im Nu das individuelle Sparpotenzial – auch wenn die Mehrheit der Versicherten noch immer eine persönliche Beratung bevorzugt.
Wechslerfraktion um ein Drittel geschrumpft
Im vergangenen Jahr ist die Wechselbereitschaft – nicht zuletzt wegen Corona – um gut ein Drittel eingebrochen. Das geht aus einer repräsentativen Umfrage des Kölner Marktforschungs- und Beratungsinstituts Sirius Campus hervor. Demnach haben 2021 nur noch 1,3 Millionen Versicherungsnehmer ihren Kfz-Tarif gewechselt. Im Vorjahr hatte der Wert noch bei 1,9 Millionen gelegen. Die Kfz-Wechselsaison 2021/22 war die zweite Periode, die durch die Corona-Pandemie beeinflusst wurde. Das wirkte sich auch auf die Wechselbereitschaft der Versicherungsnehmer aus. Während sich vier von fünf Kunden (82 Prozent) generell treu zeigten, waren nur noch 15 Prozent der Autofahrer wechselwillig. Zum Vergleich: 2018 lag der Anteil der Wechselwilligen noch bei 22 Prozent.
Das meiste Neugeschäft haben ADAC, Allianz, Axa, HDI und HUK-Coburg (in alphabetischer Reihenfolge) gewinnen können. Nettogewinner, also nach Abzug der Kündigeranteile, sind mit HDI, Verti und VGH jedoch eher kleinere Anbieter in diesem Versicherungssegment.
Persönliche Beratung nach wie vor Trumpf
Laut Umfrage schließen wieder etwas mehr als die Hälfte aller Wechsler (58 Prozent) ihren neuen Kfz-Tarif nach einer persönlichen Beratung ab, also bei unabhängigen Versicherungsmaklern, Vertretern, Beratern in Kundencentern oder Sparkassen bzw. Banken. Im Vorjahr waren es 44 Prozent. Etwa die Hälfte der Wechselwilligen (49 Prozent) nutzt einen Vergleichsrechner, um bessere Angebote zu finden. Allerdings verloren die Vergleichsportale in diesem Jahr im Neugeschäft an Boden und können nur noch 17 Prozent (Vorjahr: 23 Prozent) der Wechsler für sich gewinnen.
Vergleichsportale verlieren an Boden
Unter den Vergleichsportalen kann sich Check24 mit 66 Prozent (Vorjahr: 77 Prozent) der Vergleicher-Abschlüsse durchsetzen. Der Branchenprimus musste aber Anteile an die Wettbewerber Verivox und kleinere Portale abgeben. Laut Sirius Campus machten den Vergleichsportalen das zuletzt schmale Angebot mit relevantem Sparpotenzial zu schaffen. Im Schnitt sparten nur noch 70 Prozent der Wechsler (Vorjahr: 75 Prozent), für 25 Prozent bliebt der Preis ungefähr konstant (Vorjahr: 23 Prozent) und fünf Prozent zahlten aufgrund einer umfangreicheren Absicherung sogar mehr. Bei günstigeren Policen konnten die Wechsler im Schnitt 144 Euro ihrer jährlichen Versicherungsprämie einsparen (Vorjahr: 150 Euro).
„Die Branche hat auf eine Verschärfung des Preiskampfes in diesem Jahr verzichtet, obwohl die geringeren Schadenquoten dies zugelassen hätten. Die Ungewissheit der Pandemie lässt auch Manager vorsichtiger werden“, sagt Oliver Gaedeke, Geschäftsführer der Sirius Campus GmbH, zu den Ergebnissen.