23.12.2021 Sparten/Produkte

Studie: Nur noch zwei Versicherer mit negativer Schaden-Kosten-Quote

Die Kfz-Versicherung gilt als große Gewinnerin der Corona-Krise. Der jährliche „Branchenmonitor Kraftfahrzeugversicherung“ von V.E.R.S. Leipzig bestätigt diese These. Die Schaden-Kosten-Quoten der 50 größten Anbieter gingen deutlich nach unten. Gegen den Trend entwickelte sich der Direktversicherer der Allianz.

Noch 2019 schrieb fast jeder zweite Kfz-Versicherer rote Zahlen. Ein Jahr später sieht das ganz anders aus. (Foto: © Jakub Krechowicz - stock.adobe.com)
Noch 2019 schrieb fast jeder zweite Kfz-Versicherer rote Zahlen. Ein Jahr später sieht das ganz anders aus.
(Foto: © Jakub Krechowicz - stock.adobe.com)

Kaum ein Versicherungszweig hat 2020 so stark von der Corona-Pandemie profitiert wie die Kraftfahrzeugversicherung. Das geht aus dem „Branchenmonitor 2015-2020: Kraftfahrtversicherung“ des Beratungs- und Dienstleistungsunternehmens V.E.R.S. Leipzig hervor. Mit einer Schadenquote von 76,8 Prozent und einer Combined Ratio (Schaden- und Betriebsaufwendungen in Prozent der verdienten Bruttoprämien) von 90,6 Prozent konnte ein in diesem Zweig historisch niedriges Ergebnis erreicht werden. Die Studie wird jährlich auf Basis einer Analyse der Jahresabschlusskennzahlen durchgeführt. Sie enthält Übersichten zu zahlreichen Kennzahlen sowie Daten zur Bestandskundenanalyse der 50 größten Marktakteure in der Kraftfahrtversicherung, die auf rund 88 Prozent Marktanteil kommen.

Weniger Mobilität und mehr Umweltbewusstsein lassen Schadenquote deutlich sinken

 

Der Erfolg der Branche 2020 hat wesentlich mit dem geringeren Schadenaufkommen zu tun, denn die gebuchten Bruttoprämien wuchsen zwischen 2019 und 2020 um gerade einmal 0,8 Prozent. Die durchschnittliche Schadenquote über alle Unternehmen hinweg sank von 81,57 auf 72,82 Prozent. Die Ursache sehen die Studienautoren im veränderten Mobilitätsverhalten im Zuge der Pandemie. So habe sich die Reiseaktivität der Bevölkerung auf ein Minimum reduziert, was eine geringere Anzahl von Unfällen zur Folge hatte. Darüber hinaus sei der Trend zu alternativen Fortbewegungsmitteln wie Fahrrädern oder E-Scootern auch durch das gestiegene Umweltbewusstsein im Zuge der Nachhaltigkeitsdebatte insbesondere in den Städten beschleunigt worden. Allerdings könne davon ausgegangen werden, dass es sich hierbei lediglich um einen temporären Effekt handele. Wenn auch nicht 2021, so doch zumindest perspektivisch dürfte sich laut Studie die Situation wieder normalisieren.

VW bei Schaden-Kosten-Quote neuer Spitzenreiter der Top 50

 

Zu den konkreten Zahlen: Die beste kombinierte Schaden-Kosten-Quote wies 2020 die Volkswagen Autoversicherung auf. Sie ging um über 16 Prozentpunkte auf 78,08 Prozent zurück. Dahinter folgen AXA Easy mit 80,55 Prozent, HUK24 (81,63 Prozent), S Direkt (81,69 Prozent) und die HDI Versicherung (83,68 Prozent). Die Reihenfolge der 50 berücksichtigten Anbieter wurde dabei kräftig durcheinander gewürfelt. So lag die VV Autoversicherung zuvor nur auf dem zehnten Platz. Mit einer Verbesserung von knapp über 20 Prozentpunkten kletterte die Provinzial Brandkasse Nord von Platz 45 auf 11.

Beim Schlusslicht Allianz Direct bricht der Umsatz ein

 

Lediglich zwei der 50 analysierten Versicherer schafften es nicht, ihre Combined Ratio unter den kritischen Wert von 100 Prozent zu bringen. Im Jahr 2019 hatten noch 21 Unternehmen diese Marke überschritten. Auf die höchste Quote kommt mit über 121 Prozent für die Allianz Direct Versicherungs-AG. Eine Quote von fast 110 Prozent wird für die R+V Direktversicherung AG (R+V24) ausgewiesen. Eine auffällige Verschlechterung der Combined Ratio war ansonsten nur noch bei der Oldenburgischen Landesbrandkasse zu beobachten (plus ca. zehn Prozentpunkte auf 94,4 Prozent). Der Anbieter war im Jahr zuvor noch Spitzenreiter in den Top-50 von V.E.R.S. Leipzig.

Trotz des drastischen Anstiegs um über elf Prozentpunkte bei der Allianz Direct verminderte sich auch hier die Schadenquote um mehr als zwölf Prozentpunkte auf 78,1 Prozent. Maßgeblich für die Entwicklung der Combined Ratio ist der drastische Einbruch der Einnahmen, die pandemiebedingt sowie aufgrund des Rückzugs aus dem Vergleichsportal-Geschäft um über ein Drittel auf unter 180 Millionen Euro zurückgingen. Zudem überschritt die Kostenquote dem Geschäftsbericht des Unternehmens zufolge das prognostizierte Niveau deutlich.


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