16.05.2024 Sparten/Produkte

Kraftfahrtversicherung belastet die Schaden-/Unfallversicherer

Ausufernde Inflation, steigendes Schadenaufkommen, schwache Konjunktur: In einem herausfordernden Umfeld haben sich die deutschen Schaden-/Unfallversicherer 2023 erfolgreich geschlagen. Die Autoversicherer bleiben das Sorgenkind der Sparte – und dürften nach Einschätzung der Kölner Ratingagentur Assekurata frühestens 2026 wieder Gewinn einfahren.

Wenn's kracht, wird es teuer - jedenfalls für den Autoversicherer. Die Inflation hat in den vergangenen Jahren zu deutlich höheren Reparaturkosten beigetragen. Außerdem belasten mehr Schadenfälle und weniger Neuzulassungen von Fahrzeugen die Bilanzen der Versicherer. (Foto: © top images – adobe.stock.com )
Wenn's kracht, wird es teuer - jedenfalls für den Autoversicherer. Die Inflation hat in den vergangenen Jahren zu deutlich höheren Reparaturkosten beigetragen. Außerdem belasten mehr Schadenfälle und weniger Neuzulassungen von Fahrzeugen die Bilanzen der Versicherer.
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Schlechter als im Vorjahr, unter dem Strich aber steht auch 2023 ein versicherungstechnischer Gewinn: In einem konjunkturell schwierigen Umfeld haben die deutschen Schaden-/Unfallversicherer rund 1,5 Milliarden Euro verdient, berichtet die Assekurata Assekuranz Rating-Agentur in ihrem Marktausblick für die Sparte. Ein Jahr zuvor hatte die Branche bei ihrer Rückkehr in die Gewinnzone noch rund vier Milliarden Euro erwirtschaftet. Eine hohe Inflation und eine Zunahme von Schäden haben die Schadenkosten auf ein historisches Hoch getrieben. Dämpfend wirkten Beitragsanpassungen und geringere Aufwendungen im Bereich der Elementarversicherung. „Zusätzlich konnten die Versicherer auf gut gefüllte Schwankungsrückstellungen zurückgreifen, insbesondere in den stark belasteten Zweigen, was ihre Ertragssituation zusätzlich unterstützte. Diese Mittel sind jedoch endlich und fehlen den Versicherern zudem als bonitätsfördernde Finanzmittel“, sagt Assekurata-Studienleiter Dennis Wittkamp.

Hohe, aber nicht auskömmliche Beitragseinnahmen

 

Die Schaden-/Unfallversicherer setzten auf der Einnahmeseite ihren Wachstumskurs fort. Die Beitragseinnahmen legten um 6,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu – ein Plus, das deutlich über dem langjährigen Durchschnitt von 3,2 Prozent liegt. Besonders in der Wohngebäudeversicherung wurden signifikante Mehreinnahmen erzielt.  Der Trend setzt sich bislang auch 2024 fort. „Obwohl der Anpassungsfaktor mit 7,4 Prozent deutlich unter dem Vorjahreswert von 14,7 Prozent liegt, steigen die Prämien im aktuellen Jahr damit erneut deutlich überdurchschnittlich“, sagt Dr. Reiner Will, Geschäftsführender Gesellschafter der Assekurata.
Dagegen blieben die Anpassungen in der Kraftfahrtversicherung nach Einschätzung des Fachkoordinators Schaden-/Unfall unter den wirtschaftlich notwendigen Maßnahmen: „Der Wettbewerbsdruck verhindert hier eine schnellere Erholung der Sparte“, urteilt Studienleiter Wittkamp.

Trübe Konjunktur spiegelt schwaches Vertragswachstum

 

Im Vergleich zum Beitragswachstum fiel das Vertragswachstum der Branche 2023 schwach aus. „Das konjunkturelle Umfeld mit seinen Unsicherheiten hat in den Privathaushalten zu einer gewissen Kaufzurückhaltung geführt. Insbesondere die Zahl der Kfz-Neuzulassungen und Besitzumschreibungen blieb auf niedrigem Niveau“, so Wittkamp. Der Vertragsbestand legte nur um 0,8 Prozent zu. Zum Vergleich: Das langjährige Mittel liegt bei etwa 1,3 Prozent.

Kraftfahrtversicherung bleibt größtes Sorgenkind

 

Die Sparte ist nach Assekurata-Analyse ein sogenannter „vitaler Verlustbringer“ mit einer Combined Ratio (Schaden-Kosten-Quote) über 100 Prozent und gleichzeitigem Beitragsanstieg. Der Gesamtmarkt kommt auf eine Combined Ratio von 98 Prozent. Trotz des versicherungstechnischen Gewinns 2023 ist branchenweit mit deutlichen Prämienanpassungen zu rechnen. Insbesondere Versicherer mit einem hohen Kfz-Anteil im Portfolio können laut Assekurata die hohen Verluste nicht länger hinnehmen und müssen die Prämien entsprechend anpassen. Die Ratingspezialisten aus Köln erwarten, dass die Autoversicherer erst 2026/2027 wieder in die Gewinnzone fahren – vorausgesetzt, sie können deutliche Prämienanpassungen durchsetzen.


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