28.09.2022 Sparten/Produkte

Versicherungsschutz für viele Vereine nicht wichtig

Eine Hiscox-Umfrage soll einen Kontrast zwischen Risikowahrnehmung und tatsächlicher Absicherung bei Vereinen belegen. Die Ergebnisse zeigen indes, dass viele Risiken nur von einer Minderheit als großes Problem gesehen werden. Zudem hält nur knapp über die Hälfte der Befragten die Vereinshaftpflicht für sehr wichtig.

In Deutschland gibt es derzeit etwa 620.000 eingetragene Vereine, fast jeder zweite Bundesbürger ist Mitglied in mindestens einem. (Foto: @ Martin - stock.adobe.com)
In Deutschland gibt es derzeit etwa 620.000 eingetragene Vereine, fast jeder zweite Bundesbürger ist Mitglied in mindestens einem.
(Foto: @ Martin - stock.adobe.com)

Die Absicherung von Vereinen und ihren Verantwortlichen in Deutschland ist unzureichend: Das behauptet zumindest der Spezialversicherer Hiscox und bezieht sich dabei auf eine von ihm in Auftrag gegebene repräsentative Umfrage. Das Marktforschungsunternehmen Civey hatte im August 1000 Entscheider zur Risikoeinschätzung und Absicherung von deutschen Vereinen befragt. Die Teilnehmer tragen haupt- oder ehrenamtlich Verantwortung in der Verwaltung oder Organisation eines eingetragenen Vereins, der jährlich über weniger als zehn Millionen Euro Budget verfügt.

Persönliches Risikobewusstsein eher gering

 

56,8 Prozent der befragten Vereinsmitglieder geben an, zu wissen, wann sie bei Schadensersatzforderungen persönlich haften. Auf der anderen Seite kennt jedoch knapp ein Drittel der Befragten (32 Prozent) sein persönliches Haftungsrisiko überhaupt nicht und 11,2 Prozent sind sich unsicher. Ein Beleg für das ausgeprägte Bewusstsein über Risiken und Haftung sind nach Hiscox-Darstellung auch die Antworten auf die Frage nach den Risiken und Schäden, die Vereine am meisten fürchten (siehe Grafik). Da hier offensichtlich Mehrfachnennungen möglich waren, belegen die Zahlen diese Einschätzung aber nicht. Als Top-Wert halten gerade einmal knapp 30 Prozent mögliche Personenschäden bei Dritten für ein großes Risiko. Dafür geben immerhin 29 Prozent der Befragten an, dass keine der genannten Risiken aus ihrer Sicht relevant seien bzw. dass sie dazu keine Meinung haben.

Diskrepanz zwischen Risikowahrnehmung und Absicherung

 

Laut Befragung halten nur 57,8 Prozent eine Versicherung für Personen- und Sachschäden, also eine Haftpflicht, für sehr wichtig. Tatsächlich dagegen abgesichert sind aber auch nur 46,6 Prozent. Ähnlich verhält es sich bei einer Absicherung gegen die persönliche Haftung des Vorstands, die 40 Prozent der Befragten für wichtig erachten. Konkret haben aber nur zehn Prozent der befragten Vereine eine solche D&O-Versicherung. Für 36 Prozent ist wiederum eine Absicherung bei Veranstaltungen das präferierte Versicherungsangebot. Eine entsprechende Veranstalterhaftpflicht gibt es laut Umfrage aber nur bei 23 Prozent. Über eine Vermögensschadenhaftpflicht verfügen 17 Prozent der Vereine. Bisher gar keine Rolle spielt eine Cyber- oder Datenversicherung, die nur 1,6 Prozent der Vereine haben. Dabei verfügen laut Hiscox zahlreiche Vereine, beispielsweise im Gesundheitswesen, über hochsensible Daten und stellten somit ein lohnendes Ziel für Cyberattacken dar.

Insgesamt offenbaren die Zahlen aus Sicht der Studienauftraggeber eklatante Versicherungslücken: „Unsere Umfrage zeigt einen deutlichen Kontrast zwischen Wahrnehmung und De-facto-Absicherung.Genau wie Wirtschaftsunternehmen müssen sich auch ehrenamtlich organisierte Strukturen mit einem bedarfsgerechten Versicherungskonzept beschäftigen“, sagt Mario Hartmann, Underwriting Manager Professional Indemnity & D&O bei Hiscox Deutschland. Vor allem Vereinsmitglieder in leitender Funktion müssten bei mangelnder Absicherung schnell mit persönlicher Haftung rechnen. Aber auch einfache Sach- oder Personenschäden sowie Vermögenshaftpflichtschäden, die sich in der täglichen Vereinsarbeit selten gänzlich vermeiden ließen, könnten gerade für kleine Vereine schnell existenzbedrohend werden. Das zeige auch immer wieder die Hiscox-Schadenpraxis.

Interpretation im Sinne des eigenen Geschäfts

 

Dass der Versicherer die Zahlen im Sinne einer unzureichenden Absicherung interpretiert, liegt aufgrund des eigenen Geschäftsmodells auf der Hand – zumal Hiscox im Zuge der Ergebnisveröffentlichung mehrfach das eigene Produkt bewirbt. Ein methodisches Problem dürfte außerdem sein, dass hier Einzelpersonen befragt wurden, die aber Auskunft über Kollektiventscheidungen ihres jeweiligen Vereins geben sollten. Dass es zudem Gründe geben kann, auf Versicherungsschutz in einer in Deutschland tendenziell schlecht finanzierten Vereinslandschaft zu verzichten oder verzichten zu müssen, blendet die Untersuchung aus.


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