Wie der GDV die Lage der Lebensversicherungsbranche sieht
Das Geschäftsjahr in der Lebensversicherung war 2021 durchwachsen, der Einfluss der Corona-Pandemie spürbar. Der GDV hebt vor allem die guten Zahlen im Neugeschäft hervor. Am stärksten wuchsen Fondspolicen.
Der Gesamtverband der deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hat im Zuge der Veröffentlichung der Publikation „Die deutsche Lebensversicherung in Zahlen 2022“ in einer Mitteilung einige ausgewählte Zahlen zur Performance der Lebensversicherungssparte im Geschäftsjahr 2021 in Deutschland mitgeteilt.
Beitragseinnahmen und Vertragsbestand gesunken
Und dieses Bild war, zumindest was die Geschäftsentwicklung angeht, nicht so positiv, wie der Verband versucht es darzustellen. So sind die Beitragseinnahmen (ohne Pensionskassen und Pensionsfonds) um 1,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr gesunken. Der GDV nennt das „ein solides Ergebnis“ und führt die erschwerten Bedingungen im Zuge der Corona-Pandemie als Begründung an. Auch der Vertragsbestand sank um 0,8 Prozent auf 82,7 Millionen Policen. Insgesamt wird das Jahr 2021 somit wohl nicht zu den erfolgreichsten in der Geschichte der Leben-Sparte gehören.
Höhere Auszahlungen
Der Verband stellt aber andere Zahlen in den Vordergrund: So haben die Lebensversicherer mit rund 84,5 Milliarden Euro 2,3 Prozent mehr an ihre Kunden ausgezahlt als im Vorjahr. Von der ausgezahlten Summe entfielen rund 47,7 Milliarden Euro auf Kapitalleistungen (plus 3,8 Prozent) und gut 8,9 Milliarden Euro auf laufende Renten (plus 5,1 Prozent). Auch die sogenannten Leistungsverpflichtungen für Kunden (Deckungsrückstellungen, Rückstellungen für Beitragsrückerstattungen und Überschussguthaben) stiegen 2021 um 58,8 Milliarden Euro auf ca. 1,18 Billionen Euro. Diese Zunahme entspricht allerdings der üblichen jährlichen Entwicklung. Der GDV lenkt den Fokus auf fondsgebundene Produkte. Hier fiel das Wachstum besonders stark aus: „Ihre Deckungsrückstellungen stiegen um gut 23 Prozent auf 173,5 Milliarden Euro“, sagt GDV-Hauptgeschäftsführer Jörg Asmussen.
Neugeschäft verbessert sich zum Vorjahr
Das Neugeschäft in der Lebensversicherung hat sich aus GDV-Sicht gut entwickelt. So wurden 2021 nach den nun vorliegenden endgültigen Daten rund 4,9 Millionen Verträge neu abgeschlossen – ein Plus von 4,5 Prozent. Die auf ein Jahr berechneten Beitragseinnahmen (APE) aus den neuen Verträgen stiegen um 4,6 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro. Beim Bestand verzeichnete die betriebliche Altersversorgung Zuwächse. Direkt- und Rückdeckungsversicherungen nahmen jeweils um 1,4 Prozent zu. Die Stornoquote stieg leicht auf 2,57 Prozent. Im Vorjahr wurden 2,55 von einhundert Verträgen im Bestand storniert. Auch das wertet der GDV positiv, schließlich habe es finanzielle Belastungen der Versicherten durch die Corona-Krise gegeben.
Welche Produkte Renner waren und welche nicht
Beim differenzierten Blick auf die verschiedenen Produktgattungen zeigen sich neben Gewinnern auch Verlierer. So verkaufte die Branche 2021 12,5 Prozent weniger Pflegerentenversicherungen als im Vorjahr. Deutlich bergab, mit minus 8,7 Prozent ging es auch im Bereich „sonstige Lebensversicherungen“. Hierzu zählt der GDV Kapitalisierungsgeschäfte, Bausparrisiko- sowie übrige Einzel- und Kollektivversicherungen. Nach unten zeigt die Kurve auch in der Risikoversicherung (minus 8,9 Prozent).
Zu den Gewinnern gehörten wieder Renten- und Pensionsversicherungen. Diese stellten im vergangenen Jahr mit fast 2,4 Millionen neuen Verträgen die anteilsmäßige größte Produktgruppe dar (49,2 Prozent). Der Bereich legte 2021 um 9,8 Prozent zu. Dabei verzeichnete die Unterkategorie „Fondspolicen“ ein Plus von knapp 72 Prozent. Der Bereich Klassik ging um 6,7 Prozent nach unten, während der Absatz im Segment „Mischformen mit Garantien“ um 0,7 Prozent auf über 1,52 Millionen zulegte. Zuwächse erzielte die Branche auch bei den Invaliditätsversicherungen (plus 2,9 Prozent). Das Segment Restschuldversicherungen (inklusive Lebensversicherungen ohne Überschussbeteiligung) legte 2021 um 5,5 Prozent zu.