Exklusiv 22.01.2025 Studien | Tests

Lebensversicherung: Rückenwind für die Altersvorsorge

Nach einer exklusiven Umfrage des FOCUS MONEY-Versicherungsprofi werden klassische private Rentenversicherungen und Riester-Verträge 2025 höher verzinst. Der höhere Garantiezins könnte zudem das Segment stützen.

Erfreuliche Nachrichten: Erneut haben Deutschlands Lebensversicherer im Durchschnitt höhere Überschussbeteiligungen für ihre klassischen Altersvorsorgeprodukte deklariert. Der Anstieg fällt allerdings gemäßigter aus als 2024. (Foto: © patpitchaya – stock.adobe.com)
Erfreuliche Nachrichten: Erneut haben Deutschlands Lebensversicherer im Durchschnitt höhere Überschussbeteiligungen für ihre klassischen Altersvorsorgeprodukte deklariert. Der Anstieg fällt allerdings gemäßigter aus als 2024.
(Foto: © patpitchaya – stock.adobe.com)

Das dritte Mal in Folge mehr Beteiligung für Kunden.

Der Trend ist intakt – auch wenn die Dynamik abebbt: Die Lebensversicherer in Deutschland erhöhen im Marktdurchschnitt das dritte Jahr in Folge die laufende Verzinsung für ihre klassischen Altersvorsorgeprodukte. Gleichzeitig steigt die Gesamtverzinsung für private Rentenpolicen mit Garantiezins, die 2025 fällig werden. Und auch bei der seit Jahren kriselnden Riester-Rente hellt sich die Lage auf, denn vor dem Hintergrund höherer Zinsgarantien werden die Policen wieder attraktiver. Das sind zentrale Ergebnisse der jährlichen Umfrage des FOCUS MONEY-Versicherungsprofi unter den Lebensversicherern in Deutschland.

Knapp jeder zweite Versicherer hebt laufende Verzinsung an.

An der Befragung haben sich 33 Gesellschaften beteiligt. Die Auswertung durch den FOCUS MONEY-Versicherungsprofi ergibt, dass die durchschnittliche Überschussbeteiligung für Bestandsverträge von 2,46 auf 2,53 Prozent steigt. Während 2024 mehr als drei von vier Lebensversicherern die laufende Verzinsung angehoben haben, legt in diesem Jahr knapp jeder zweite eine Schippe drauf. Hier handelt es sich auch um Nachzügler wie etwa Axa, HUK-Coburg oder Zurich, die zuletzt ihre Gewinnbeteiligung stabil gehalten hatten und nun draufsatteln – im Fall von Axa und HUK-Coburg sogar kräftig um plus 0,4 Prozentpunkte. Ausreißer nach unten ist die Debeka, die sowohl ihre Überschussbeteiligung als auch die Gesamtverzinsung um 50 Basispunkte gekürzt hat – nach einer Erhöhung im vergangenen Jahr um jeweils einen Prozentpunkt.

Sieben Anbieter mit einer drei vor dem Komma.

Die höchste laufende Verzinsung deklarieren mit 3,25 Prozent Inter (+ 0,25 Punkte) und erneut die Provinzial Lebensversicherung – letztere allerdings nur für private Rentenpolicen mit einem Garantiezins von 1,25 Prozent. Die Kieler haben keine Verträge mit dem zuletzt gesetzlich vorgegeben Höchstrechnungszins von 0,25 Prozent im Bestand. Von den großen Marktplayern bietet nur noch die Axa eine Überschussbeteiligung mit einer drei vor dem Komma. Drei Prozent bieten außerdem die Bayerische Lebensversicherung (stabil), DEVK Eisenbahn a. G. (stabil), Ideal (stabil) und Öffentliche Braunschweig (+ 0,25 Punkte).

Die laufende Verzinsung wird jedes Jahr vom Versicherer festgelegt und dem jeweiligen Vertrag gutgeschrieben. Durch die Deklaration erwerben die Kunden einen unwiderruflichen Anspruch. Der Anteil der Versicherungsnehmer am erzielten Überschuss eines Jahres muss aber nicht vollständig ausgeschüttet werden. Der Versicherer kann einen Teil des Geldes zunächst zurücklegen und den Reservetöpfen zuführen. Das Kapital wird den Kunden bei Vertragsablauf als Schlussüberschuss gutgeschrieben. Garantiezins, Überschussbeteiligung und Schlussüberschuss ergeben die Gesamtverzinsung, die 2025 im Schnitt bei 3,09 Prozent liegen wird – neun Basispunkte mehr als im Vorjahr.

Branche agiert konservativ.

Die Analyse des FOCUS MONEY-Versicherungsprofi ist eindeutig: Nach dem kräftigen Anstieg der Kapitalmarktzinsen 2023 und einer rückläufigen Entwicklung 2024 agiert die ohnehin geschäftlich konservativ ausgerichtete Branche mit Blick auf 2025 vorsichtig. Zu Recht: Die Inflation dürfte sich ihrer Zielmarke von zwei Prozent annähern und das Wirtschaftswachstum in Deutschland schwach bleiben. Geopolitische Risiken verunsichern die Wirtschaft zusätzlich. „Wir erwarten, dass die Europäische Zentralbank die Leitzinsen weiter senken wird. Daher ist es unwahrscheinlich, dass die Einlagenzinsen stark steigen werden“, sagt Lars Heermann, Bereichsleiter Analyse und Bewertung bei der Kölner Ratingagentur Assekurata. „Der Spielraum für höhere Überschussbeteiligungen bleibt somit begrenzt.“

Rückflüsse aus Reserve stabilisieren Überschussbeteiligung.

Immerhin profitieren insbesondere Versicherer mit altem Bestand und hoher Garantieverzinsung von bis zu vier Prozent von Rückflüssen aus der Zinszusatzreserve (ZZR). Die Branche kann mit jährlich vier bis fünf Milliarden Euro kalkulieren, die aus der ZZR zurückfließen. Der starke Zinsanstieg nach der Corona-Krise hatte bei den Versicherern allerdings zu erheblichen stillen Lasten geführt – die Kurse der Staats- und Unternehmensanleihen im Anlagebestand der Versicherer waren im Zuge des Zinsanstiegs eingebrochen. „Ein Teil der freiwerdenden Zinszusatzreserve wird zum Abbau der stillen Lasten genutzt. Zugleich sind die ZZR-Rückflüsse aber auch ein stabilisierendes Element für die Überschussbeteiligung“, erläutert Experte Heermann.

Volkswohl Bund besticht bei Riester.

Altersvorsorge-Sparer müssen vorerst nicht befürchten, dass die Überschussbeteiligung in den kommenden Jahren wieder spürbar einbricht. Das ist prinzipiell auch eine gute Nachricht für Riester-Verträge, die in diesem Jahr bei der Überschussbeteiligung mit den klassischen privaten Tarifen gleichgezogen haben. Allerdings ist das Gesamtergebnis noch mit Vorsicht zu genießen: Die Beteiligung der angefragten Unternehmen war gering, der ermittelte Durchschnittswert für den Gesamtmarkt (2,54 %) könnte verzerrt sein.

Positiv sticht in dem Segment auch 2025 der Volkswohl Bund heraus: Riester-Sparern werden dieses Jahr erneut 3,25 Prozent gutgeschrieben – bei den nicht geförderten Policen sind es lediglich 2,80 Prozent. Die fusionierte Provinzial Lebensversicherung bietet Riester-Sparern ebenfalls weiterhin eine laufende Verzinsung von über drei Prozent. Das größte Plus gegenüber dem Vorjahr melden HUK-Coburg und VRK mit jeweils 0,4 Prozentpunkten auf 2,2 Prozent Überschussbeteiligung. Die Nürnberger erhöhte die laufende Verzinsung um 0,2 Punkte auf 2,95 Prozent und beteiligt ihre Kundinnen und Kunden wie Allianz und ERGO überdurchschnittlich (beide 2,80 %).

Höhere Garantien wieder möglich.

Erstmals seit 30 Jahren wurde der gesetzliche Höchstrechnungszins wieder angehoben: von mickrigen 0,25 auf 1,0 Prozent. Der nun wieder mögliche höhere Garantiezins könnte klassischen privaten und staatlich geförderten Policen neues Leben einhauchen. „Der gestiegene Rechnungszins macht Riester-Produkte mit der geforderten Bruttobeitragsgarantie wieder kalkulierbar“, sagt Assekurata-Analyst Heermann. Das hänge allerdings von der Kostenstruktur und der Vertragslaufzeit ab. „Die meisten Anbieter dürften sich hier weiterhin zurückhalten“, so Heermanns Prognose.

Für die dritte Schicht der privaten Altersvorsorge erwartet Heermann keine Rückkehr zu klassischen Tarifen. „Bei der Neuen Klassik ist es jedoch möglich, dass einige Versicherer wieder eine vollständige Beitragsgarantie bieten.“

Umfrage: So beteiligen die Lebensversicherer ihre Kunden 2025

Die durchschnittliche Überschussbeteiligung einer klassischen privaten Rentenversicherung steigt 2025 von 2,46 auf 2,53 Prozent. Auch für Riester-Verträge deklarieren die Lebensversicher im Schnitt eine höhere laufende Verzinsung. Marktanteil der befragten Gesellschaften: knapp 80 Prozent.


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