Krankenversicherung: Staatsdiener mit PKV-Ticket
Auch gesetzlich versicherte Beamte erhalten in vielen Bundesländern Beihilfe. Warum Beamte in der privaten Krankenversicherung trotzdem besser aufgehoben sind. Plus: FOCUS MONEY-Versicherungsprofi zeigt die Top-Tarife im Überblick.
Hamburger Modell schon in sechs Ländern.
Hamburg führte 2018 als Erstes einen Zuschuss auch für gesetzlich versicherte Beamte ein. Die mussten in der gesetzlichen Krankenkasse (GKV) bisher den vollen Beitrag zahlen, weil es für Beamte keinen Arbeitgeberanteil gab. Inzwischen adaptieren immer mehr Bundesländer das Hamburger Modell. So können Beamte und Beamtenanwärter in Bremen, Brandenburg, Berlin und Thüringen schon seit geraumer Zeit in der GKV einen Arbeitgeberanteil beanspruchen. Seit diesem Jahr ist das auch in Baden-Württemberg möglich. Sachsen wird ab 2024 folgen. Mecklenburg-Vorpommern plant ebenfalls, das Modell im nächsten Jahr einzuführen. In Nordrhein-Westfalen soll es bis 2026 umgesetzt sein. Doch die einmal getroffene Entscheidung für den GKV-Zuschuss kann nicht wieder rückgängig gemacht werden. Ein späterer Wechsel in die PKV ist dann ausgeschlossen.
Warum die GKV keine wirkliche Option ist.
Es gibt gute Gründe für Beamte, weiterhin die PKV zu bevorzugen. Darauf deutet schon die Statistik hin: Während die private Krankenvollversicherung bei 8,7 Millionen Versicherten stagniert, steigt die Zahl derer mit Beihilfeanspruch kontinuierlich. Hinzu kommt: Das neue Modell ändert nichts am Beihilfeanspruch. Der Staat übernimmt zwischen mindestens 50 bis 70 Prozent der Krankheitskosten. Für die Erstattungslücke müssen die Staatsdiener einen entsprechenden Krankenvollschutz nachweisen.
Schon in der Besoldungsstufe A 4 (Stufe 4) mit einer Vergütung von 2947 Euro (ab 1.3.2024) werden rund 466 Euro für die gesetzliche Krankenversicherung fällig. Preisgünstige und leistungsstarke PKV-Tarife, die bereits die Pflegeversicherung enthalten, sind für unter 300 Euro monatlich zu haben. Je höher die Besoldung, desto teurer wird es. Selbst wenn davon die Hälfte der Dienstherr übernimmt: Bei hohen Kosten und vergleichsweise geringen Leistungen ist die GKV keine wirkliche Option für Beamte. Denn: Zwischen dem GKV- und dem PKV-System gibt es erhebliche Unterschiede bei den Leistungen. Deshalb reicht der Preisvergleich allein nicht aus.
Wovon Privatpatienten profitieren.
In der GKV müssen sich Beamte mit ausreichenden, zweckmäßigen und wirtschaftlichen Leistungen abfinden. In der PKV werden die vertraglich vereinbarten Leistungen erstattet, wenn sie medizinisch notwendig sind. PKV-Tarife beinhalten oftmals freie Arzt- und Krankenhauswahl. Die Versorgung durch den Chefarzt im Krankenhaus mindestens in einem Zweibettzimmer ist gewährleistet. Außerdem profitieren Privatpatienten von schnellerer Terminvergabe bei Fachärzten. Leistungseinschränkungen der Beihilfe können durch Ergänzungstarife ausgeglichen werden. Die PKV garantiert allen Beamten zu Beginn ihrer Laufbahn eine Aufnahme.
Mehrzahl mit top Sterne-Rating.
Exklusiv für FOCUS MONEY-Versicherungsprofi hat Morgen & Morgen auf Basis seines jüngsten Ratings zwei Beispielfälle berechnet: die 30-jährige Bundesbeamtin und der 20-jährige Anwärter aus Baden-Württemberg. Den Analysten zufolge zeichnen sich die Tarife größtenteils durch ein hohes Bedingungsniveau aus. Für den Vergleich wurden nur Tarife berücksichtigt, die mindestens durchschnittlich abschneiden (3 Sterne). Die meisten Tarife für Beamtin und Anwärter können aber auf ein sehr gutes (4 Sterne) oder ausgezeichnetes Rating (5 Sterne) verweisen. „Das Angebot in der PKV gestaltet sich zunehmend flexibler. Aus Verbrauchersicht ein positiver Trend, da die Bedarfe individueller bedient werden können. Das fordert wiederum Vermittler, hier müssen einzelne Bausteine noch kleinteiliger verglichen und aufeinander abgestimmt werden“, sagt Thorsten Bohrmann, Senior Versicherungsanalyst bei Morgen & Morgen.
Leistungen und Bedingungen im Blick.
Im Mittelpunkt des Ratings stehen die Kundenfreundlichkeit sowie die Eindeutigkeit der Aussagen im Bedingungswerk. Top-Noten gibt es nur für Tarife, die bei stationärer Behandlung im Krankenhaus die Chefarztbehandlung sowie eine bessere Unterbringung in einem Ein- oder Zweibettzimmer erstatten. Eine hohe Bewertung der Tarife erfordert auch die Erstattung von Prothesen, Brücken, Kronen sowie Implantaten und Inlays. Außerdem muss eine ambulante Psychotherapie erstattungsfähig sein und der Versicherer auf die Leistungseinschränkung für ambulante Heilbehandlungen in einem Heilbad oder Kurort verzichten.
Beamtin: 14 Tarife unter 300 Euro.
Alle Tarife im Vergleich kommen ohne eine Selbstbeteiligung aus. Für die Bundesbeamtin liegen die günstigsten Tarife mit einer Top-Bewertung (fünf oder vier Sterne) bei monatlich rund 270 Euro. Das sind die Angebote von DBV, Ottonova und Signal Iduna. Günstiger ist mit 253 Euro nur der Tarif von Concordia, der es aber nur auf ein durchschnittliches Rating bringt (3 Sterne).
Die Tarife von HUK-Coburg, Nürnberger, Hallesche, Debeka, Generali, Alte Oldenburger und Arag kosten bis rund 290 Euro im Monat und glänzen mit einer Top-Bewertung durch Morgen & Morgen. Der Durchschnittsbeitrag für die Bundesbeamtin liegt bei rund 300 Euro im Monat. 14 der insgesamt 25 Tarife bleiben unter dieser Marke.
Besonders günstig: Risikotarife für Anwärter.
Besonders günstig bei gleichzeitig ebenfalls hoher Leistung sind die Tarife für Anwärter und Referendare. Es handelt sich um reine Risikotarife, da noch nicht klar ist, ob der Referendar anschließend auch Beamter wird. Erst dann werden in den Tarifen Altersrückstellungen aufgebaut. Für weniger als 70 Euro können sich Anwärter bei Generali, HUK-Coburg, Allianz und Continentale versichern. Die ersten beiden Tarife haben zudem eine 4-Sterne-Bewertung. Der durchschnittliche Beitrag für den Anwärter liegt bei 77 Euro, elf der 23 Angebote bleiben unter diesem Wert.
Leistungsstarke PKV-Tarife für Beamte
Die 30-jährige Bundesbeamtin hat einen Beihilfeanspruch von 50 Prozent. Alle Tarife sind ohne Selbstbeteiligung. Berücksichtigt wurden nur Tarife mit mindestens drei Sternen im Rating von Morgen & Morgen. Pro Gesellschaft wird nur ein Tarif dargestellt, und zwar der günstigste. Das Ranking richtet sich zunächst nach dem Rating und dann nach dem Monatsbeitrag.
Preisgünstige PKV-Tarife für Anwärter
Der 20-jährige Anwärter aus Baden-Württemberg hat einen Beihilfeanspruch von 50 Prozent. Alle Tarife sind ohne Selbstbeteiligung. Berücksichtigt wurden nur Tarife mit mindestens drei Sternen im Rating von Morgen & Morgen. Pro Gesellschaft wird ein Tarif dargestellt, und zwar der günstigste. Das Ranking richtet sich zunächst nach dem Rating und dann nach dem Monatsbeitrag.