Elektronikversicherungen: Schutz oder Geldverschwendung?
Bauch schlägt Kopf – das wird bei Versicherungen ganz schnell unnötig teuer, warnt unser Autor Bastian Kunkel. Wer Handy, Laptop & Co. aus Sorge vor Diebstahl und Schäden versichern will, sollte genau nachrechnen. Der vermeintliche Schutz entpuppt sich nicht immer, aber häufig als reine Geldverschwendung

(Foto: Artur Derr)
Der Moment ist fast magisch: Das neue Smartphone liegt geschmeidig in der Hand, der Laptop fährt zum ersten Mal hoch, die Smartwatch verbindet sich mit dem eigenen Puls. Und dann kommt die Frage an der Kasse oder im Online-Shop: „Möchten Sie Ihr Gerät direkt versichern?“
Klingt vernünftig, oder? Schließlich kann so ein Gerät schnell kaputtgehen oder geklaut werden. Und weil der Schutz nur ein paar Euro im Monat kosten soll, entscheidet man sich oft aus dem Bauch heraus dafür: „Sicher ist sicher!“
Doch genau hier liegt das Problem. Viele Elektronikversicherungen werden nicht aus Überzeugung abgeschlossen, sondern aus Bequemlichkeit – ohne dass man wirklich weiß, was sie leisten und ob sie überhaupt erforderlich sind.
Braucht man eine Versicherung für Dinge, die man ersetzen kann?
Versicherungen haben einen klaren Zweck: Sie sollen vor erheblichen finanziellen Risiken schützen. Ohne eine Haftpflichtpolice kann ein Schaden an fremdem Eigentum in den Ruin führen. Und ohne Berufsunfähigkeitsversicherung kann ein Verdienstausfall die gesamte Existenz gefährden. Doch ein kaputtes Smartphone? Ärgerlich, ja. Ein finanzielles Desaster? Wohl kaum.
Wer eine Elektronikversicherung abschließt, sollte sich ehrlich fragen: Könnte ich im schlimmsten Fall das Gerät selbst ersetzen? Wenn die Antwort „Ja“ lautet, dann ist die Versicherung meist überflüssig. Denn viele Policen sind nichts anderes als eine teure Beruhigungspille, die mehr kostet, als sie am Ende bringt.
Die versteckten Haken der Elektronikversicherung
Das Hauptproblem ist: Viele Menschen wissen gar nicht, was sie da eigentlich mitkaufen. Die Policen klingen vielversprechend, haben aber oft erhebliche Einschränkungen:
- Nicht jeder Schaden ist versichert: Kratzer, Abnutzung oder Softwarefehler? Meist ausgeschlossen. Sturzschäden? Oft nur unter bestimmten Bedingungen abgedeckt.
- Diebstahl? Nur unter strengen Auflagen: Wer das Handy „unbeaufsichtigt“ in der Tasche oder auf dem Tisch liegen lässt, geht oft leer aus.
- Selbstbeteiligung: Viele Tarife haben hohe Selbstbehalte – da kann die Reparatur fast so teuer werden wie ohne Versicherung.
- Langwierige Schadensabwicklung: Rechnungen, Gutachten, Formulare – und im Zweifel eine Ablehnung.
Police mit Bedacht abschließen, nicht impulsiv beim Gerätekauf
Das bedeutet nicht, dass Elektronikversicherungen per se sinnlos sind. Wer ein besonders teures Gerät hat und weiß, dass Murphy’s Law („Alles, was schiefgehen kann, wird schiefgehen“) regelmäßig zuschlägt, kann über eine Versicherung nachdenken. Aber eben nicht impulsiv beim Gerätekauf, sondern erst nach einer bewussten Entscheidung. Ein sinnvoller Ansatz:
- Verschiedene Tarife vergleichen – nicht nur den erstbesten vom Händler nehmen.
- Genau prüfen, was versichert ist und was nicht – sonst kann es böse Überraschungen geben.
- Selbstbeteiligung beachten – manchmal sind Reparaturen günstiger als der Eigenanteil.
Gefragt sind kühle Rechner
Wer rechnen kann, ist klar im Vorteil: Das Verhältnis zwischen Versicherungsprämie und Wert einer versicherten Sache muss passen – bei Elektronikversicherungen ist das aber selten der Fall. Kleiner Tipp: Eine gute Hülle, eine Panzerglasfolie und ein wenig mehr Achtsamkeit im Alltag sind am Ende womöglich doch die bessere Absicherung fürs neue Smartphone.
Fazit: Den Wert des versicherten Geräts im Blick behalten
Meistens überflüssig, selten sinnvoll – Elektronikpolicen werden beim Kauf von Handy, Laptop & Co. fast immer aus Bequemlichkeit oder übertriebener Verlustangst („hab jetzt so lange für das teure Gerät gespart“) abgeschlossen. Doch Versicherungsschutz ist nur sinnvoll, wenn ein möglicher Schaden für den Einzelnen eine finanzielle Überforderung darstellt oder er nicht bereit ist, ihn selbst zu tragen. Entscheidend ist das Verhältnis von Beitrag zum Wert der versicherten Sache – und das ist bei Elektronikversicherungen in der Regel ungünstig.
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