Makler unter Druck: Teamaufbau für Einzelkämpfer
Vermittlerinnen oder Vermittler ohne schlagkräftiges Team sind ein „wandelnder Burnout“, warnt Bastian Kunkel. Unser Kolumnist meint, dass Teamaufbau kein Luxus, sondern eine Überlebensstrategie ist – und erklärt, warum er in seinem Unternehmen auf Minijobber setzt.

(Foto: Artur Derr)
Wenn der Makler zum Multitool wird
Kennst du das? Du bist Makler, Berater, Sachbearbeiter, Content Creator, Posteingang-Manager, Leadqualifizierer, Backoffice-Kraft, Datenschutzbeauftragter, Vertriebler, Buchhalter – am besten noch gleichzeitig. Herzlichen Glückwunsch, du bist kein Unternehmer, du bist ein wandelnder Burnout.
Viele in unserer Branche tragen stolz vor sich her, alles allein zu schaffen. Aber weißt du, was du damit wirklich zeigst? Nicht etwa Durchhaltevermögen, sondern fehlende Strategie. Wer glaubt, als Einzelkämpfer effizient zu sein, irrt gewaltig.
Teamaufbau ist kein Luxus, sondern eine Überlebensstrategie
Versicherungsvermittlung ist längst kein Nine-to-five-Job mehr. Der Markt ist komplexer geworden, die Kundenansprüche steigen, und die Regulatorik klaut dir eh schon 30 Prozent deiner Arbeitszeit. Doch viele trauen sich nicht, Aufgaben abzugeben und ein Teamplayer zu werden. Der Grund? Sie glauben, Teamaufbau bedeutet sofort ein festangestellter Mitarbeiter, 4000 Euro Bruttolohn, Schreibtisch, Laptop, Kaffeeflatrate. Falsch! Teamaufbau beginnt klein, aber durchdacht. Das clevere Mittel meiner Wahl lautet: Minijobber – mit maximal einem Aufgabenbereich.
Minijobber richtig einsetzen
Ich mache es immer noch so und arbeite mit mehreren Minijobbern im Team, die jeweils nur eine Aufgabe erledigen: Eine Person kümmert sich zum Beispiel nur um Buchhaltung. Eine andere ist zuständig für das Planen und Hochladen von Videos. Wieder ein anderer Minijobber übernimmt das Beantworten von Social-Media-Posts.
Der klare Zuschnitt von Aufgabenbereichen ist in jedem Betrieb möglich – auch in deinem! So ist die Einarbeitung von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern einfacher und schneller möglich, die Fehlerquoten sind geringer. Außerdem werden personelle Abgänge leichter kompensiert.
Die Vorteile von flexiblen Arbeitskräften liegen auf der Hand
Mit klug eingesetzten Minijobbern hat das Chaos keine Chance – auch weil sie in der Regel (remote) auch sofort loslegen können. Die Vorteile:
- Geringe Fixkosten: Kein Druck, „die Stelle auszulasten“ – es wird auf Stundenbasis abgerechnet.
- Einfache Skalierung: mehr Arbeit gleich mehr Minijobber.
- Klare Strukturen: Jeder weiß, was er oder sie zu tun hat – ohne Mikromanagement.
Scheitern? So machst du es besser
Viele Kolleginnen und Kollegen scheitern beim Teamaufbau aus drei Gründen:
- Sie warten zu lange. Häufige Ausrede: „Ich mach das noch selbst…“, „ich brauch erst mehr Umsatz…“ Spoiler: Du wirst nie „bereit“ sein. Aber du wirst dich irgendwann komplett überarbeiten. Wenn du an der Kapazitätsgrenze arbeitest, ist der perfekte Zeitpunkt längst vorbei.
- Sie wollen Allrounder. „Ich suche jemanden, der Backoffice, Beratung, E-Mail, Social Media und Kaffee kann.“ Such weiter – diese eierlegende Wollmilchsau gibt es nicht. Und wenn doch? Stelle sie nicht ein, denn wenn sie irgendwann wieder geht, hast du ein massives Problem. Zu viele Aufgaben in einer Hand ist ein großes Unternehmensrisiko. Zerlege dein Business in Aufgabenbereiche und übertrage sie jeweils an eine Person.
- Sie haben Angst vor Abhängigkeit. „Was, wenn die Person wieder geht?“ Na und? Dann stellst du jemand Neues ein. Mit einem klar definierten und relativ kleinem Aufgabenfeld geht das in zwei Tagen, nicht in zwei Monaten.
Fazit: delegiere und wachse!
Der größte Engpass in deinem Maklerbusiness bist du. Und das bleibt so, bis du den ersten Schritt raus aus dem Operativen machst. Auch ich habe das viel zu spät eingesehen. Du musst nicht gleich ein Team von zehn Leuten aufbauen. Aber du kannst heute damit anfangen, eine Aufgabe abzugeben. Und morgen eine zweite. Du willst mehr Kunden, mehr Umsatz, mehr Freizeit? Dann brauchst du ein Team. Punkt. Und wenn du es smart machst, brauchst du dafür nicht mal ein Büro, kein Riesenbudget und keine Angst vor komplexen Arbeitsverträgen.
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