28.07.2021 Vermittlerwelt

Doch keine Makler-Megafusion

„Zu viel Marktmacht“: Der Zusammenschluss der beiden Konzerne Aon und Willis Towers Watson scheitert am Widerstand der US-Kartellbehörde. Ein drohender Prozessmarathon zwingt die Fusionspartner in die Knie.

Geplatzter Deal: Die US-Kartellbehörde hat den ambitionierten Fusionsplänen einen Strich durch die Rechnung gemacht. (Foto: Gerd Altmann/Pixabay)
Geplatzter Deal: Die US-Kartellbehörde hat den ambitionierten Fusionsplänen einen Strich durch die Rechnung gemacht.
(Foto: Gerd Altmann/Pixabay)

Aus für die Megafusion. Nach ihrem Zusammenschluss wären Aon und Willis Towers Watson zum größten Versicherungsmakler der Welt aufsteigen. Die EU hatte der Elefantenhochzeit bereits unter Auflagen zugestimmt. Nun scheiterte das Vorhaben an der zuständigen Kartellbehörde des United States Department of Justicals (DOJ).

Fusion scheitert an drohender Prozessdauer

 

Die fusionierten Schwergewichte würden eine marktbeherrschende Stellung einnehmen und den Wettbewerb weitgehend einschränken, heißt es laut US-Justizbehörde. Der zuständige Bezirksrichter Reggie Walton beschränkte den Umfang des Verfahrens zuletzt auf zwei Fragen: ob große US-Unternehmen beim Kauf von Sach-, Unfall- und Finanzrisikoversicherungen schlechter gestellt wären, und inwiefern sich die Fusion auf die Kranken- und Leistungsversicherung für Mitarbeiter auswirkt. Walton, der auch mit diversen Strafverfahren im Zusammenhang mit dem Anschlag auf das US-Kapitol am 6. Januar betraut ist, warnte davor, dass diese vor der Klage von Aon-Willis und dem Justizministerium verhandelt werden könnten – das hätte die Genehmigung der Vereinbarung weiter verzögert.

Das bedeutet das Ende für die geplante Fusion. Ein langwieriger Gerichtsprozess von möglicherweise neun Monaten hätte den Abschluss der Vereinbarung bis weit ins Jahr 2022 hinausgezögert. „Trotz der regulatorischen Dynamik auf der ganzen Welt, einschließlich der kürzlich erfolgten Genehmigung unseres Zusammenschlusses durch die Europäische Kommission, sind wir mit dem US-Justizministerium in eine Sackgasse geraten”, erklärt Greg Case, CEO von Aon. Grundsätzlich sei man von den Vorteilen der Fusion weiterhin überzeugt, allerdings habe man mit keiner schnellen Klärung rechnen können.

Geplatzter Deal mit weitreichenden Folgen

 

US-Justizminister Merrick Garland bezeichnete die Beendigung des Verfahrens als „Sieg”, da sich die Arbeitgeber „auf Versicherungsmakler wie Aon und Willis Towers Watson verlassen, wenn es darum geht, die Komplexität dieser Gesundheits- und Altersvorsorgeleistungen zu verwalten”.
Wegen der durchkreuzten Fusionspläne wird Aon dem Konkurrenten Willis eine Abgangsentschädigung von einer Milliarde US-Dollar zahlen müssen. Willis sagte am Montag, dass es seine Aktienrückkäufe um eine Milliarde Dollar erhöhen werde.

Die Entscheidung wirkt sich auch auf den deutschen Vermittlermarkt aus. In Folge der gescheiterten Fusion wird Aon sein deutsches bAV-Geschäft voraussichtlich nicht an den britischen Pensionsberater Lane Clark & Peacock LLP (LCP) verkaufen. Der Vollzug der Vereinbarung war an die Genehmigung der globalen Fusion mit Konkurrenten Willis Towers Watson gebunden. 


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