Keine einheitliche Stimme: Politik zeigt Verbänden die kalte Schulter
Der BVK hat auf der DKM eine aktivere politische Arbeit angekündigt. Doch gerade junge Abgeordnete zeigen sich distanziert gegenüber den Vermittlern. Ein Problem scheint die mangelnde Geschlossenheit unter den Verbänden zu sein. Bei der Frage nach der Verantwortung dafür gehen die Meinungen auseinander.
Der Bundesverband Deutscher Versicherungskaufleute (BVK) beklagt eine mangelnde Akzeptanz der Versicherungsbranche und der Arbeit der Vermittler seitens der Politik. Bei der Pressekonferenz zur DKM am Dienstag (27.10.2020) richtete der zugeschaltete BVK-Chef Michael H. Heinz den Fokus auf dieses Thema. Er forderte ein Belastungsmoratorium in Richtung Berlin: Die Politik solle auf weitere regulatorische Maßnahmen verzichten. Gemeint sind damit beispielsweise der Provisionsdeckel in der Lebensversicherung oder der Aufsichtswechsel für §34f-Vermittler hin zur BaFin.
Der Verbandschef erklärte, dass der BVK gegenüber der Politik in Zukunft einen aktiveren Ansatz wählen wolle. Statt nur auf Themen wie die Zukunft von Riester-Rente oder betrieblicher Altersversorgung zu reagieren, habe man bereits in den vergangenen Monaten begonnen, aktiv das Gespräch, insbesondere mit jüngeren Abgeordneten, zu suchen. Heinz ließ durchblicken, dass diese Gespräche ernüchternd verlaufen seien: „Sie haben eine gewisse Distanz zu unserem Berufsstand.“ Die Bedeutung des Vermittlers werde offenbar nicht immer richtig eingeschätzt, stattdessen spielten im Bewusstsein der Abgeordneten technische Lösungen eine größere Rolle.
Zusammenarbeit nur mit einigen Verbänden
Auf die Nachfrage von VP-Online, ob nicht auch die Vielzahl der Verbände es erschwere, die Interessen der Vermittlerschaft gebündelt vorzutragen und durchzusetzen, reagierte der BVK-Chef gereizt. ‚Die Zersplitterung der Verbändelandschaft haben wir nicht zu verantworten.“ Der BVK sei schließlich zuerst „dagewesen“. Heinz weiter: „Die Profilierungssucht und Eigeninteressen anderer Menschen bedauern wir, haben sie aber nicht zu verantworten.“ Man sei mit vielen Verbänden im Gespräch und könne auch themenbezogen mit ihnen zusammenarbeiten. Mit einigen falle ihm allerdings eine Verständigung schwer, so Heinz und zielte damit offenbar auf den AfW –Bundesverband Finanzdienstleistung („der Verband mit drei Buchstaben“). Es gelinge daher der Vermittlerschaft nicht, mit einer Stimme zu sprechen, was für die Erreichung gemeinsamer Ziele nachteilig sei. Heinz: „Die Politik goutiert das nicht.“
AfW weist Kritik zurück
Als Reaktion auf die Äußerungen des BVK-Chefs verwies der AfW auf seine führende Rolle als Interessenvertretung der freien Finanzanlagen- und Versicherungsmakler. In diesem Bereich habe der BVK deutlich weniger Mitglieder, tue aber immer so, als vertrete er die Interessen aller Vermittler, der abhängigen und der unabhängigen, kritisierte AfW-Vorstand Matthias Wiegel. Das im Rahmen der Pressekonferenz von Heinz aufgegriffene Thema Provisionsdeckel sei zudem für das typische Ausschließlichkeits-Klientel des BVK gar nicht relevant. Hier habe vielmehr der AfW gemeinsam mit einem weiteren Verband durch die Beauftragung zweier Rechtsgutachten einen wichtigen Beitrag für die Erarbeitung der sehr bedenklichen verfassungsrechtlichen Problematik des Provisionsdeckels geleistet. Im Hinblick auf die politische Arbeit sieht auch der AfW ein Defizit bei der Durchsetzung von Interessen infolge mangelnder Zusammenarbeit. Wiegel: „Leider unterbleibt fast immer eine Abstimmung im Vorfeld, was aber sicher nicht an uns liegt.“