Versicherungsvertreter: Schlechtes Image, wichtige Rolle
Das Image der Versicherungsvertreter bleibt schlecht. Kein anderer Beruf genießt ein so geringes Ansehen. Die Zahlen von DBB Beamtenbund und Tarifunion wollen jedoch so gar nicht zu einer Umfrage von Swiss Life passen, nach der Versicherungsberatung stark nachgefragt ist und den Vermittlern mehrheitlich vertraut wird.
Im Auftrag des Gewerkschaftsdachverbands DBB Beamtenbund und Tarifunion untersucht das Marktforschungsunternehmen Forsa seit 2007 regelmäßig, wie der öffentliche Dienst und seine Leistungen von den Bürgern in Deutschland wahrgenommen werden. Teil der Untersuchung „Monitor öffentlicher Dienst 2022“ ist ein Berufsranking. Es stellt das Ansehen einzelner Berufsgruppen dar. Auf dem letzten Platz liegt dabei schon fast traditionell der Versicherungsvertreter. Bei ganzen acht Prozent der befragten Verbraucher genießt der Beruf ein hohes Ansehen – ein desaströses Ergebnis.
Seit Jahren rote Laterne im Berufsranking
Immerhin ist der Image-Wert im vergangenen Jahr nicht gesunken und das bereits das vierte Jahr in Folge. Das ist allerdings die beste Nachricht für die Versicherungswirtschaft. Ähnlich schlecht schneiden nur die Berufsbilder „Mitarbeiter einer Werbeagentur“ (zehn Prozent) und „Mitarbeiter einer Telefongesellschaft“ (13 Prozent) ab. Alle andere Berufsgruppen erreichen ein hohes Ansehen bei zumindest über 20 Prozent. Ein vergleichsweise hohes Ansehen haben dagegen soziale und helfende Berufe. Mit Abstand am meisten Zustimmung genießen Feuerwehrleute (94 Prozent) vor Krankenpflegern (89 Prozent), Ärzten (88 Prozent) und Altenpflegern (87 Prozent). Auch Polizisten (85 Prozent) und Kita-Erzieher (81 Prozent) bekommen einen sehr hohes Ansehen zugeschrieben.
Bemühungen der Branche bisher offenbar nicht von Erfolg gekrönt
Die Studie trifft keine Aussage, wie das miserable Image zustande kommt. Da nicht explizit nach Versicherungsmaklern und Mehrfachvertretern gefragt wurde, ist zu befürchten, dass die Befragten aus Unwissenheit den Begriff Versicherungsvertreter pauschal für alle Vertriebskanäle verwenden. Die Zahlen geben zumindest einen Anhaltspunkt, dass die Bemühungen der Branche, das eigene Image zu verbessern, bisher keine Früchte tragen. Dazu zählen Kampagnen wie der „ehrbare Kaufmann“ des BVK, die Nachwuchsinitiative „Werde #Insurancer“ oder Verhaltenskodizes des GDV und anderer Verbände. Geholfen hat anscheinend auch nicht, dass die Anforderungen an Ausbildung, Qualifikation und Beratung deutlich gestiegen sind.
Studie von Swiss Life offenbart hohen Beratungsbedarf
Dass die Branche in der Wahrnehmung der Verbraucher dennoch wichtig ist, zeigt eine repräsentative Umfrage des Markforschungsunternehmens Yougov unter mehr als 1000 Personen im Auftrag von Swiss Life Deutschland. Mit 61 Prozent sagt die klare Mehrheit der Befragten in Deutschland, dass sie es zunehmend schwieriger finden, die richtigen Vorsorge- und Finanzentscheidungen zu treffen. Zudem sind mehr als die Hälfte finanziell nicht auf unerwartete Wendungen im Leben vorbereitet. 36 Prozent haben sich hingegen bewusst auf unvorhergesehene Risiken finanziell eingestellt. „Das eigene Leben selbstbestimmt und ohne finanzielle Abhängigkeiten oder Ängste zu gestalten, ist ein wichtiges Grundbedürfnis vieler Menschen“, sagt Jörg Arnold, CEO von Swiss Life Deutschland. „Die Studienergebnisse bestätigen, wie hoch der Beratungsbedarf in Deutschland ist.“
Hohes Vertrauen in die Finanz- und Versicherungsberatung
Tatsächlich finden 64 Prozent der Befragten, dass Beratung bei Finanz- und Vorsorgethemen wichtig ist. Für 52 Prozent wird die Unterstützung eines persönlichen Beraters aufgrund irreführender Informationen im Internet sogar immer wichtiger. Vor allem bei einem wichtigen Vertragsabschluss ist die Interaktion in der persönlichen Finanzberatung für 67 Prozent der Befragten unabdingbar. Das Vertrauen in die Finanz- und Versicherungsberatung ist über alle Generationen mit insgesamt 79 Prozent hinweg groß, so Swiss Life, wobei 58 Prozent der Studienteilnehmer über keinen festen Berater bei ihrer Bank oder Versicherung verfügen. Am Ende sind diese Zahlen zumindest ein Indiz dafür, dass das sicherlich klischeehafte Bild des Vertreters mit der tatsächlichen Arbeit des Vermittlers wenig zu tun hat, auch wenn es offenbar in den Köpfen vieler Menschen festhängt.