Sie sind Treuhänder, Produktexperten und Ratgeber – ohne die Vermittler geht nichts in der Finanz- und Versicherungswirtschaft. Sie leben von ihren Kundenbeziehungen, kümmern sich um den persönlichen Kontakt und sorgen für das nötige Vertrauen. VP-Online stellt unabhängige Makler, Exklusiv-Vertreter und Spezialisten an dieser Stelle vor und gibt dieser wichtigen Berufsgruppe eine Stimme.

16.08.2021 Vermittler im Porträt

Foto: © InsterBal GmbH

Christliche Werte prägen den Umgang mit seinen Kunden

Werner Huhn: Nach bereits über 30 Jahren in der Versicherungsbranche entschied er sich für die Selbstständigkeit als unabhängiger Versicherungsmakler. Sein christliches Menschenbild ist für den Gelsenkirchener Grundlage einer vertrauensvollen Zusammenarbeit mit seinen Kunden. Von den Versicherern wünscht sich Huhn mehr Engagement, auch um die negative Wahrnehmung der Branche zu verbessern.

Was ist Ihre Kernbotschaft, warum potenzielle Kunden mit Ihnen zusammenarbeiten sollten?

Als Christ ist es mir wichtig, dass christliche Werte auch den eigenen Versicherungsmakler-Betrieb prägen. Ehrlichkeit, Zuverlässigkeit und Fairness sind für mich das A und O im verantwortlichen Umgang mit Kunden und Partnern. Viele sind mir bereits seit Jahrzehnten treu, auch nachdem ich 2019 das Maklerunternehmen, bei dem ich zuvor über 26 Jahre als Angestellter beschäftigt war, übernommen und somit den Schritt in die Selbstständigkeit gewagt habe. Jede Frage meiner Kunden ist für mich ein Zeichen der Wertschätzung.

Wie stark haben Sie Ihre Arbeit bisher digitalisiert?

Die Zeiten, in denen nach Feierabend der Versicherungsvertreter im Wohnzimmer der Kunden empfangen wurde, sind vorbei. Unsere Homepage bietet erste Informationen, der persönliche Kontakt aber wird telefonisch gepflegt. Unterlagen wie Bedarfserfassungsbögen zur Risikoanalyse, Angebote und Anträge werden per Mail übermittelt, Rückfragen ebenso geklärt. Die Nutzung eines Maklerverwaltungsprogramms, auf das ich ortsunabhängig Zugriff habe, ist dabei selbstverständlich. Ein Online-Kundenmagazin sorgt dafür, dass meine Kunden monatlich informiert werden.

Welche bürokratischen Rahmenbedingungen für Vermittler würden Sie gern ändern?

Die Anforderungen an einen Versicherungsmakler sind aus gutem Grunde sehr hoch. Allerdings führen immer mehr Vorgaben zu immer umfangreicheren Maklerverträgen und Beratungsdokumentationen. Ich würde mir von Berlin und Brüssel eine schlankere Bürokratie wünschen, ohne dass der Verbraucherschutz darunter leidet.

Was sollte sich aufseiten der Versicherungswirtschaft in Zukunft ändern?

Der Service bei manchen Versicherern ist ausbaufähig. So gibt es Gesellschaften, die nur noch die Kontaktdaten des Maklers in den Policen, Rechnungen und sogar in Mahnungen abdrucken, selbst wenn das Inkasso direkt durch den Versicherer erfolgt und der Makler keinen direkten Einblick in dessen Buchhaltung hat. So werden Kundenanfragen, die ja auch Personal binden und damit Geld kosten, zunächst an den Makler geleitet. Grundsätzlich ist dieser auch der Ansprechpartner für den Versicherungsnehmer. Es wäre kundenorientierter, auf den Schriftstücken zusätzlich auch die Kontaktdaten des Versicherers deutlich lesbar anzugeben. Was die Wertschätzung der Berufe betrifft, so tragen die Mitarbeiter der Versicherungsbranche laut Umfragen stets die rote Laterne - liegen also am Ende der Beliebtheitsskala. Hieran muss die gesamte Branche arbeiten.

Welche Branchenthemen finden Sie gerade besonders spannend?

Die wachsende Cyberkriminalität stellt eine Gefahr für die gesamte Gesellschaft dar. Ob Privatpersonen, Krankenhäuser, Unternehmer – ja sogar Versicherer selbst: niemand ist gegen Angriffe gefeit. Neben einer effektiven Vorbeugung und Strafverfolgung werden auch Produkte benötigt, die für den Kunden einfach zu verstehen sind und vor den finanziellen Folgen solcher Taten schützen. Außerdem sind aktuell Elementarschaden-/Naturschadendeckungen ein Thema wie selten zuvor. Hier sollten Versicherer in ihren Angeboten ganz deutlich auf Obliegenheiten und Sicherheitsvorschriften hinweisen. Was nützt eine Elementarschadendeckung bei Rückstauschäden, wenn – wie bei vielen Versicherern – eine Rückstauvorrichtung gefordert wird, diese aber nicht vorhanden ist? Dies kann dazu führen, dass Kunden sich in falscher Sicherheit wähnen.


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