Bieterschlacht um Vermögensverwalter: Goldman Sachs sticht DWS aus
Die niederländische Versicherungsgruppe NN Group hat ihre Vermögensverwaltung für 1,7 Milliarden Euro an Goldman Sachs verkauft. Brisant: Auch die Deutsche Bank-Tochter DWS wollte sich die Fondsgesellschaft einverleiben – und damit in die Top Ten der Vermögensverwalter aufsteigen.
Die Pläne waren offenbar ambitioniert: DWS-Chef Asoka Wöhrmann sollte die Fondstochter der Deutschen Bank mit der Übernahme des niederländischen Wettbewerbers NN Investment Partners in die Top Ten der globalen Vermögensverwalter katapultieren. Das wäre nach Handelsblatt-Informationen ganz im Sinne seines Bosses, Deutsche-Bank-Chef Christian Sewing, gewesen.
Doch dieses Vorhaben wurden nun von Goldman Sachs zunichtegemacht. Die zweitgrößte Investmentbank der Welt schnappte der Deutschen Nummer 1 den großen Happen vor der Nase weg. Die Goldmänner legen nach Angaben des Handelsblatts 1,515 Milliarden Euro Kaufpreis plus mögliche weitere Aufschläge bar auf den Tisch. Damit übertreffen sie den finanziellen Spielraum, der Wöhrmann zur Verfügung stand. Neben der DWS soll laut Nachrichtenportal Bloomberg zuvor auch der italienische Versicherungskonzern Generali ein Gebot abgegeben haben. Darüber hinaus hatten offenbar auch die Allianz und die schweizerische Bank UBS Interesse an den Niederländern bekundet.
Nach geplatztem Traumdeal auf der Suche nach Wunschpartner
Eine Übernahme hätte der DWS gut zu Gesicht gestanden. Geschäftsmodell und Investmentkultur von NN Invest – dem früheren Versicherungs- und Fondsbereich der niederländischen Großbank ING – hätten gut zur Deutschen-Bank-Tochter gepasst. Profitiert hätten die Frankfurter auch von der NN-Expertise im Bereich nachhaltige Geldanlage und alternative Anlagen. Es hätte auch zur Akquisepolitik von Wöhrmann gepasst, dem es wichtig ist, dass ein potenzieller Kaufkandidat die DWS-Plattform bereichert, über eine lokale Kundenbasis und eine lokale Besonderheit verfügt sowie zur Kultur des Fondsanbieters passt.
Mit den von NN betreuten Vermögenswerten im Umfang von rund 300 Milliarden Euro hätte die DWS (859 Milliarden Euro verwaltetes Vermögen) immerhin die Eine-Billion-Dollar-Marke geknackt und wäre vermutlich in die Top Ten aufgestiegen. Stattdessen wächst Branchenriese Goldman Sachs durch den Zukauf weltweit auf 2,6 Billionen Dollar – und verdoppelt sein Europa-Geschäft auf mehr als 600 Milliarden Dollar an verwalteten Vermögenswerten.
Die DWS dürfte nach dem geplatzten Deal nach alternativen Übernahmezielen Ausschau halten. Die zuletzt zum Verkauf stehende Lyxor hat sich allerdings schon die französische Amundi gesichert. Im ETF-Segment will das Fondshaus allerdings aus eigener Kraft wachsen.