Psychische Belastung im Arbeitsumfeld erreicht Höchststand
Krisen im Job, psychische Belastungen auf Rekordniveau! Welche Berufsgruppen besonders leiden und wie betriebliches Gesundheitsmanagement helfen kann. Antworten liefert der aktuelle Psychreport der DAK-Gesundheit.
Die Zunahme psychischer Erkrankungen in der Arbeitswelt setzt sich unvermindert fort – das zeigt der neueste Psychreport der DAK-Gesundheit. Mit einem Anstieg um ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahr erreichen die Krankschreibungen aufgrund von Depressionen, Ängsten und Belastungsreaktionen einen neuen Höchststand. Besonders stark betroffen sind Beschäftigte in Kitas und Altenpflegeeinrichtungen.
Depressionen an der Spitze
Mitarbeiter in Kitas und Altenpflege leiden unter einer besonders hohen psychischen Belastung, wie der Report belegt. Im Durchschnitt verzeichneten sie 2023 pro Kopf 5,3 Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen. Das sind 65 Prozent mehr als im Durchschnitt aller Berufsgruppen. Die Hauptursache für psychisch bedingte Fehltage sind Depressionen, gefolgt von Belastungsreaktionen und Anpassungsstörungen. Depressionen machen mehr als ein Drittel der Fälle aus, gefolgt von Belastungsreaktionen, die einen starken Anstieg um 29 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verzeichneten.
Junge Beschäftigte besonders betroffen
Besonders alarmierend ist der Anstieg von Fehlzeiten infolge psychischer Erkrankungen bei jungen Beschäftigten zwischen 20 und 29 Jahren, bei denen Krankschreibungen um mehr als 30 Prozent zunahmen. Eine vermehrte Anzahl kurzer Krankschreibungen trägt zu dieser Entwicklung bei.
Betriebliches Gesundheitsmanagement als Lösung
Angesichts dieser alarmierenden Entwicklung fordert DAK-Vorstandschef Andreas Storm eine stärkere Unterstützung und mehr Hilfsangebote für betroffene Beschäftigte. Er plädiert für eine Offensive im Betrieblichen Gesundheitsmanagement, um die Widerstandsfähigkeit der Organisationen und ihrer Belegschaft zu stärken. „Der weitere Anstieg der Fehltage aufgrund psychischer Erkrankungen insbesondere in Kitas und Pflegeheimen ist besorgniserregend“, sagt Storm. „Diese Berufsgruppen kümmern sich unter Druck durch Personalmangel um das Wohlbefinden anderer Menschen und sind dabei selbst hochgradig psychisch gefährdet. Wir müssen den Betroffenen Unterstützung und Hilfsangebote bieten, damit aus der enormen Belastung nicht noch mehr Krankheitsfälle resultieren."
Herausforderungen für die Arbeitswelt
„Wir sehen weiterhin den Zusammenhang zwischen Personalmangel und Krankenstand“, sagt Prof. Volker Nürnberg, Experte für Betriebliches Gesundheitsmanagement. „Dieser Teufelskreis bekommt durch gravierende Veränderungen in der Arbeitswelt eine zusätzliche Dynamik. Die neuen strukturellen Bedingungen in der Arbeitswelt begünstigen den Anstieg der psychischen Erkrankungen.“ Meist entstünden psychische Erkrankungen aus einer Wechselwirkung von privaten und beruflichen Faktoren.
Der Psychreport der DAK-Gesundheit zeigt indes, dass Betroffene heute eher bereit sind, etwa eine Depression anzusprechen und sich Hilfe zu holen. „Wir müssen psychische Erkrankungen aus der Tabu-Zone holen“, sagt DAK-Chef Storm. Hier komme es auch auf die Unterstützung am Arbeitsplatz an. Das Betriebliche Gesundheitsmanagement kann dabei helfen, Stress und Belastungen zu reduzieren und die psychische Gesundheit der Belegschaft zu stärken.
Über die Studie
Die DAK-Gesundheit hat für den Psychreport 2024 die Daten von 2,4 Millionen DAK-versicherten Beschäftigten durch das Berliner IGES Institut auswerten lassen.