DEKRA-Arbeitssicherheitsreport: Rund jeden Dritten macht Homeoffice krank
Eine Umfrage offenbart die Schattenseiten der vielgepriesenen Jobverlagerung in die eigenen vier Wände. Vor allem Rückenschmerzen, unregelmäßige Arbeitszeiten und Stress mit den Familienmitgliedern machen den Menschen zu schaffen.
Seit mehr als einem Jahr zwingt die Corona-Pandemie Millionen Menschen ins Homeoffice. Anfang 2021 hat bereits jeder vierte Beschäftigte von zu Hause aus gearbeitet. Die flexible Umstellung der Unternehmen wird einhellig gelobt, Homeoffice gar als Arbeitsmodell der Zukunft gepriesen. Doch inzwischen kommen auch die Schattenseiten der Jobverlagerung ins Private zum Vorschein. Die DAK und die Debeka haben schon vor Monaten eine dramatisch steigende Zahl an Fehlzeiten wegen psychischer Erkrankungen vermeldet. Nun zeigt auch der „DEKRA Arbeitssicherheitsreport 2021“ welche konkreten Probleme durchs Homeoffice entstehen.
Homeoffice als Fluch und Segen
Zwar fühlt sich die überwiegende Mehrheit (84 Prozent) im Homeoffice vor einer Infektion mit dem Corona-Virus gut geschützt. Ähnlich viele (82 Prozent) finden es gut, dass sie sich den Weg zum Büro sparen können. Zudem begrüßen jeweils 67 Prozent, dass sie zu Hause in gemütlicher Kleidung arbeiten können oder ihre Arbeitszeit flexibel einteilen können.
Doch es gibt auch jede Menge negative Aspekte zu beklagen. Als großes Problem erweist sich aber offenbar die falsche Sitzhaltung am eigenen Arbeitsplatz. Laut Studie gibt rund jeder dritte Befragte an, über gesundheitliche Probleme wegen eines „mangelhaften, nicht-ergonomischen Arbeitsplatzes“ zu leiden. 36 Prozent der befragten Beschäftigten leiden unter Verspannungen, Rücken- oder Kopfschmerzen. Ähnlich viele haben mit fehlender oder unzulänglicher Arbeitsausstattung wie einem zu kleinen Bildschirm oder instabilem Internet zu kämpfen (34 Prozent). Längere Arbeitszeiten oder Arbeiten zu untypischen Zeiten, beispielsweise am Abend oder am Wochenende, betreffen 32 Prozent. 23 Prozent beklagten laut Umfrage eine mangelnde Wahrnehmung durch den Arbeitgeber oder die Aufmerksamkeit des Chefs. Als problematisch empfanden viele Homeoffice-Beschäftigte auch Störungen aufgrund der Wohnsituation im Alltag, etwa durch Familienangehörige oder Nachbarn (30 Prozent), sowie Störungen wegen nicht klar von der Restwohnung abgegrenzter Arbeitsbereiche (27 Prozent).
„Die häufig neue Arbeitssituation in der Pandemie hat für viele Beschäftigte negative Auswirkungen auf die körperliche und häufig auch auf die mentale Gesundheit“, sagt Dr. Karin Müller, Leiterin des Bereichs „Mensch & Gesundheit“ bei DEKRA. „Arbeitgeber sind in der Pflicht, auch im temporären Homeoffice Gefährdungen für die Mitarbeiter zu erfassen, vor allem im Hinblick auf Ergonomie und ungesunden Stress“, ergänzt sie.
Mangelnde Schutzmaßnahmen am Arbeitsplatz
Gemischte Rückmeldungen gab es bei der DEKRA-Befragung hinsichtlich des Infektionsschutzes in den Betrieben. Nur 44 Prozent der Befragten (Stand Dezember 2020), die seit Beginn der Pandemie auch oder weiterhin an ihrem Arbeitsplatz im Betrieb arbeiten, gaben an, dass der Arbeitgeber alles Notwendige getan hat, um die Mitarbeiter bestmöglich vor einer Infektion mit dem Coronavirus zu schützen. Bei 36 Prozent hat der Arbeitgeber „eher“ alles getan, um für einen bestmöglichen Infektionsschutz zu sorgen. 80 Prozent wird die erforderliche Schutzausrüstung vollständig oder teilweise zur Verfügung gestellt, bei bedenklichen 20 Prozent hingegen wenig bis gar nicht.