15.07.2022 Branche

E-Scooter-Unfälle mit Personenschäden nehmen drastisch zu

Laut Zahlen des Statistischen Bundesamts hat es 2021 mehr als doppelt so viele Unfälle mit Personenschäden gegeben, wie im Jahr zuvor. Meist sind die Fahrer jung und die Vorfälle ereignen sich in Großstädten. Der GDV hat zwar viel geringere eigene Zahlen, warnt jedoch erneut vor den Elektrorollern.

E-Scooter sind keine Spielzeuge, warnt der GDV und dürfte sich durch aktuelle Unfallzahlen bestätigt sehen. (Foto: © Ewa Leon - stock.adobe.com)
E-Scooter sind keine Spielzeuge, warnt der GDV und dürfte sich durch aktuelle Unfallzahlen bestätigt sehen.
(Foto: © Ewa Leon - stock.adobe.com)

Hippes, aber auch gefährliches Vehikel: Im Jahr 2021 gab es 5535 E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden. Dabei wurden 4882 Menschen, die mit einem der sogenannten Elektrokleinstfahrzeuge unterwegs waren, verletzt, fünf starben. Dies geht aus den Ergebnissen der Straßenverkehrsunfallstatistik für das Jahr 2021 hervor, die das Statistische Bundesamt (Destatis) nun veröffentlicht hat. Zum Vergleich: 2020 registrierte die Polizei in Deutschland insgesamt nur 2155 Unfälle mit E-Scootern, bei denen Menschen verletzt oder getötet wurden. Eine drastische Zunahme.

Niedriges Durchschnittsalter

 

Das Durchschnittsalter der Verunglückten lag 2021 bei 31 Jahren. 41,4 Prozent waren unter 25 Jahre alt. Zum Vergleich: Auf nichtmotorisierten Rädern lag der Anteil in dieser Altersgruppe bei nur 27,8 Prozent, bei Pedelecs sogar nur bei 9,1 Prozent. Dagegen gehörten nur gut 3,4 Prozent der verunglückten E-Scooter-Nutzer der Altersgruppe über 65 Jahre an. Bei Verunglückten auf nichtmotorisierten Fahrrädern (15,7 Prozent) und Pedelecs (33,5 Prozent) war der Anteil in dieser Altersgruppe deutlich höher.

Fahren unter Alkoholeinfluss häufige Unfallursache 

 

Unfälle können laut Destatis nicht immer auf einen einzigen Grund zurückgeführt werden. Insgesamt registrierte die Polizei bei verunglückten E-Scooter-Fahrern 5967 Fälle von Fehlverhalten. Die mit Abstand häufigsten Unfallursachen waren das Fahren unter Alkoholeinfluss (1080 Fälle) und die falsche Benutzung der Fahrbahn oder der Gehwege (1079 Fälle). Das entspricht jeweils einem Anteil von 18,1 Prozent. Nicht angepasste Geschwindigkeit war mit 7,4 Prozent der dritthäufigste Unfallgrund (443 Fälle).

Unfälle überwiegend in Großstädten 

 

E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden finden im Unterschied zu Pedelecunfällen und Unfällen mit einem nichtmotorisierten Fahrrad beinahe ausschließlich innerorts statt (97 Prozent) und zwar überwiegend in Großstädten. Rund die Hälfte aller E-Scooter-Unfälle mit Personenschaden wurde in Großstädten mit mehr als 500 000 Einwohnern registriert, in denen aber nur knapp 17 Prozent der Bevölkerung leben. Bei Unfällen mit Pedelecs und nichtmotorisierten Fahrrädern waren es deutlich weniger (Pedelecunfälle: zwölf Prozent, Unfälle mit nichtmotorisiertem Fahrrad: 26 Prozent).

Alle Details gibt es in einer gesonderten Destatis-Veröffentlichung zum Unfallgeschehen mit Pedelecs und E-Scootern.

GDV: Schäden so hoch wie bei Mofas und Mopeds

 

Dass die Fallzahlen 2021 deutlich gestiegen sind, dürfte für den Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) eine Bestätigung der eigenen Warnungen vor den Gefahren der E-Scooter sein. Zu dieser Schlussfolgerung kommt man, weil der Lobbyverein auf die Destatis-Zahlen per Pressemitteilung selbst hinweist, ohne direkt darauf auch nur mit einem Wort einzugehen. Stattdessen verweist der GDV auf eine eigene Auswertung, deren Zahlen von Destatis sogar deutlich nach unten abweichen. Laut der im Februar veröffentlichen Schadenbilanz der Versicherer wurden 2020 mit rund 180.000 versicherten Fahrzeugen 1150 Unfälle verursacht, bei denen Dritte zu Schaden kamen. Die Kfz-Haftpflichtversicherer zahlten für jeden dieser Unfälle im Schnitt rund 3850 Euro. E-Scooter weisen nach dieser Auswertung eine ähnliche Schadenbilanz auf wie Mofas und Mopeds. Für 2021 soll die Bilanz im Herbst veröffentlicht werden.

Erneute Warnung vor den Gefahren der E-Scooter

 

Auch an den Schlussfolgerungen hat sich nicht geändert: „Die hohen Entschädigungen zeigen, wie gut und richtig die Entscheidung des Gesetzgebers war, eine Versicherungspflicht für E-Scooter einzuführen“, sagt der Hauptgeschäftsführer des GDV, Jörg Asmussen. „Gerade wenn sie verbotenerweise auf dem Gehweg fahren, sind die E-Scooter eine große Gefahr für Fußgänger.” Der Verband appelliert an Ordnungsämter und Polizei, die geltenden Regeln konsequent durchzusetzen: „E-Scooter sind keine Spielzeuge. Sie gehören nicht auf den Gehweg, dürfen nicht von Kindern unter 14 Jahren und nicht zu zweit oder gar zu dritt gefahren werden.“


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