Höherer Zuverdienst für Frührentner wird begrüßt
Ab 2023 sollen Frührentner unbegrenzt Nebeneinkünfte erzielen können. Laut einer DIA-Umfrage das begrüßt, weil Fachkräfte so länger im Erwerbsleben blieben. Befürchtete Nebenwirkung: Mehr Menschen Anfang 60 könnten sich entscheiden, vorzeitig in Rente zu gehen. Die Kosten im System würden steigen.
Vor rund drei Wochen hat das Bundeskabinett beschlossen, dass künftig Hinzuverdienstgrenzen für Rentner wegfallen, die bereits vor der persönlichen Altersgrenze in den Ruhestand treten. Damit soll der Übergang vom Erwerbsleben in den Ruhestand flexibler gestaltet werden. Von Januar 2023 an dürfen Ruheständler schon ab dem 63. Lebensjahr unbegrenzt Nebeneinkünfte haben. Das war bisher nur Rentenbeziehenden ab der sogenannten Regelaltersgrenze (je nach Geburtsjahrgang zwischen dem 65. und dem 67. Lebensjahr) erlaubt. Frührentner durften bis 2019 höchstens 6300 Euro im Jahr verdienen, ohne dass ihre Rente gekürzt wurde; seit 2020 galt aufgrund der Corona-Pandemie eine Sonderregelung, der zufolge diese Gruppe neben der Rente bis zu rund 46.000 Euro jährlich hinzuverdienen konnte. Ohne die gesetzliche Neuregelung wäre ab kommendem Jahr wieder die frühere Grenze in Kraft getreten.
Mehr Fachkräfte, weniger Bürokratie
Offenbar findet die geplante Neuregelung in der Bevölkerung Anklang. Das geht aus einer kurzfristig durchgeführten repräsentativen Befragung des Meinungsforschungsunternehmens Insa Consulere im Auftrag des Deutschen Instituts für Altersvorsorge (DIA) hervor. So sind 53 Prozent der Befragten der Meinung, dass die höhere Zuverdienstgrenze helfen wird, Fachkräfte länger in den Unternehmen zu halten. Vor allem Ältere teilen diese Einschätzung, unter den Befragten ab 60 Jahren sind es immerhin zwei Drittel. „Offenkundig können sich gerade ältere Beschäftigte gut ein Kombimodell aus Arbeit und Rente vorstellen, mit dessen Hilfe schon früher ein gleitender Übergang in die Rente möglich ist, ohne dass es zu nennenswerten finanziellen Einbußen kommt“, sagt DIA-Sprecher Klaus Morgenstern.
Ältere sind auch mit deutlicher Mehrheit der Auffassung, dass der Wegfall der Zuverdienstgrenze die gesetzliche Rentenversicherung von Bürokratie entlastet. Das meinen 55 Prozent der Befragten in der Altersgruppe 50 bis 59 Jahre und 59 Prozent in der Gruppe ab 60 Jahren. Insgesamt ist das Interesse an der geplanten Neuregelung in der Bevölkerung groß. Lediglich 22 Prozent gaben an, sich nicht dafür zu interessieren.
Neuregelung könnte sich als Ausstiegsanreiz entpuppen
Die neue Regelung könnte aber laut DIA auch dazu führen, dass sich mehr gesetzlich Versicherte für einen früheren Rentenbeginn entscheiden. So erklärten 36 Prozent der Befragten, dass der Wegfall der Zuverdienstgrenze für sie ein Grund wäre, einen vorzeitigen Rentenbeginn in Erwägung zu ziehen, da die damit verbundenen Rentenabschläge durch den Zuverdienst ausgeglichen werden könnten. 24 Prozent hatten da keine Ambitionen, die übrigen hatten dazu noch keine Meinung oder machten keine Angaben.
Vor allem Beschäftigte mit höheren Einkommen finden ein solches Ausstiegsszenario aus dem Erwerbsleben interessant. Während unter den Befragten mit einem Monatseinkommen von weniger als 1000 Euro nur 33 Prozent sich vorstellen können, vorzeitig in Rente zu gehen und die Rente dann mit einem Zuverdienst aufzubessern, sind es unter den Arbeitnehmern mit einem monatlichen Einkommen von 4000 Euro und mehr immerhin 43 Prozent. Am höchsten ist die Zustimmung unter FDP-Wählern (48 Prozent).