Klima als Billionen Euro-Gefahr
Eine Studie aus dem Hause des Wirtschaftsministers Robert Habeck hat die bisherigen und künftigen volkswirtschaftlichen Schäden durch den Klimawandel ermittelt. Fazit: Je mehr jetzt investiert wird, desto geringer der Schaden in der Zukunft. Auch die Versicherungsbranche erkennt das Problem.
Die Zahl ist besorgniserregend und zeigt, wie groß der Handlungsbedarf ist: Laut einer Studie des Bundesministeriums für Wirtschaft und Klimaschutz (BMWK) sind im Zeitraum von 2000 bis 2021 hierzulande mindestens 145 Milliarden Euro Schäden durch die Folgen der Klimakrise entstanden. Alleine 80 Milliarden davon haben sich seit 2018 aufgehäuft. Die Untersuchung wurde vom BMWK beauftragt und vom Bundesumweltministerium (BMUV) fachlich begleitet. Diese gibt auch einen (düsteren) Zukunftsausblick: Bis Mitte des Jahrhunderts rechnen die Forschenden – je nach Erderwärmungszenario – mit kumulierten volkswirtschaftlichen Schäden in Höhe von bis 900 Milliarden Euro. Zu den finanziell messbaren Schäden kämen zudem zahlreiche gesundheitliche Beeinträchtigungen, Todesfälle durch Hitze und Überflutungen, die Belastung von Ökosystemen, der Verlust von Artenvielfalt sowie die Minderung von Lebensqualität.
Kostenfrage beschäftigt Politik
„Die Ergebnisse der Studie zeigen, dass wir ambitionierten Klimaschutz sehr ernst nehmen müssen. Sonst besteht die Gefahr, künftigen Generationen hohe Schadenskosten aufzubürden“, sagt Stefan Wenzel, Parlamentarischer Staatssekretär im Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz. Wenzel betont: „Jeder in den Klimaschutz investierte Euro verringert die volkswirtschaftlichen Kosten, die durch Extremweiterereignisse künftig entstehen können.“ Auch Umweltstaatssekretärin Christiane Rohleder betont: „Die Zahlen der Studie zeigen deutlich, dass es für die Klimaanpassung einen enormen Finanzierungsbedarf gibt. Sie zeigen aber auch, dass die Kosten ohne wirksame Klimaanpassung noch viel höher sein werden.“
GDV-Chef warnt vor ausufernden Prämien
Alarmiert über die Ergebnisse der Klimafolgen-Studie äußerte sich indes auch der Hauptgeschäftsführer des Gesamtverbands der Versicherer (GDV), Jörg Asmussen. „Die Untersuchung zeigt nicht nur sehr deutlich, wie schwer uns die Folgen des Klimawandels treffen werden. Sie macht auch klar, wie viele Schäden verhindert werden könnten. Verringert werden können die durch Klimaänderungen und Extremwetterereignisse verursachten volkswirtschaftlichen Folgen aus unserer Sicht nur durch klimaangepasstes Bauen. Prävention und Klimafolgenanpassung sind der Dreh- und Angelpunkt, damit Schäden durch Naturkatastrophen und damit Versicherungsprämien finanziell nicht aus dem Ruder laufen.“
Nachhaltiger Naturschutz als Schlüsselfaktor
Die Studienmacher kommen zu dem Ergebnis, dass die möglichen Schadenskosten des Klimawandels durch rein monetäre Investitionen in Anpassungsmaßnahmen je nach Ausprägung der Klimakrise vollständig (schwacher Klimawandel), um 80 Prozent (mittlerer Klimawandel) oder um 60 Prozent (starker Klimawandel) reduziert werden könnten. Insbesondere naturbasierte Lösungen, wie etwa die Kohlenstoffspeicherung in Vegetation und Boden durch den Erhalt von Wäldern oder Mooren, können sowohl Treibhausgase mindern, als auch zur Anpassung an Klimawandelfolgen beitragen.
Über die Studie
Das Institut für ökologische Wirtschaftsforschung (IÖW), die Gesellschaft für Wirtschaftliche Strukturforschung mbH (GWS) und die Prognos AG haben die unterschiedlichen Kostendimensionen von Klimaschäden systematisiert. Dafür wurden die Schäden der Extremereignisse seit 2000, insbesondere durch die Hitze- und Dürresommer 2018/2019 und durch die Flutkatastrophe 2021 analysiert sowie zukünftige Schadens- und Anpassungskosten für unterschiedliche Handlungsfelder modelliert. Je nach Umfang der Klimaschutzmaßnahmen- und Anpassungen, entwickeln sich die künftigen Folgen der Klimakrise in ihrer Intensität und den entstehenden Kosten.