29.05.2024 Branche

Elementarschäden: Kommt jetzt die Pflichtversicherung?

Naturgefahren inklusive: Die jüngsten Unwetter im Saarland haben das Thema Pflichtversicherung wieder auf die politische Agenda gespült. Jetzt geht es darum, ein praktikables und wirtschaftlich sinnvolles Modell zu entwickeln. Noch haben Politik und Branche unterschiedliche Vorstellungen.

Hochwasser zählt zu den sogenannten Elementarschäden. Derzeit sind nur die Hälfte aller Häuser gegen solche Ereignisse versichert. Eine Versicherungspflicht könnte die Quote auf einen Schlag verdoppeln. (Foto: © Robert Kneschke - stock.adobe.com)
Hochwasser zählt zu den sogenannten Elementarschäden. Derzeit sind nur die Hälfte aller Häuser gegen solche Ereignisse versichert. Eine Versicherungspflicht könnte die Quote auf einen Schlag verdoppeln.
(Foto: © Robert Kneschke - stock.adobe.com)

Unterspülte Fahrbahnen, überflutete Brücken, abgesoffene Ortschaften – das Pfingst-Hochwasser im Saarland hat mal wieder gezeigt, welch zerstörerischen Ausmaße sogenannte Elementarschäden erreichen können. Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) geht davon aus, dass der Gesamtschaden „viele Millionen Euro“ umfassen wird. Ein Nachtragshaushalt wird aktuell geprüft.

Politischer Druck nimmt zu

 

Nicht nur im Saarland, auch in Bayern, Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz nehmen Naturkatastrophen durch heftige Regenfälle und übertretende Bäche und Flüsse zu. Darum haben sich die Länderchefs erneut im Rahmen einer Bund-/Länder-Arbeitsgruppe für die Einführung einer Pflichtversicherung für Elementarschäden für alle Eigentümer von Gebäuden ausgesprochen.

GDV favorisiert optionales Upgrade

 

Eine singuläre Pflichtpolice für Elementarschäden aber lehnen die Assekuranzen ab. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hingegen möchte lieber bereits abgeschlossene Gebäudeversicherungen von einem Stichtag an automatisch auf Elementarschutz umstellen, sofern die Kunden nicht widersprechen (Opt-Out-Modell). Dafür allerdings brauchen die Versicherer eine gesetzliche Grundlage. Auch würden alte Wohngebäudepolicen mit neuem Elementarschutz drastisch teurer. „Für uns Versicherer stehen zudem Prävention und Klimafolgenanpassung im Mittelpunkt“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV.  Daher plädiert der GDV auch für Bauverbote in gefährdeten Gebieten, eine Pflicht zu überschwemmungsresilienten Baustoffen und eine Klima-Gefährdungsbeurteilung bei Baugenehmigungen sowie einen Naturgefahrenausweis, der die Schadensanfälligkeit von Gebäuden aufzeigt.

SPD setzt auf  „französisches Modell“

 

Die SPD wirbt hingegen dafür, dass – wie in Frankreich – jede Wohngebäudeversicherung künftig gegen einen gesetzlich vorgegebenen „maßvollen Aufschlag“ eine Elementarschadendeckung enthalten müsse. So würden die Risiken von Klimaschäden solidarisch auf viele Schultern verteilt werden und die Prämien für den Einzelnen bezahlbar bleiben. Für die meisten Versicherer in Deutschland ist keine Option. Würde der Elementarschutz nach französischem Vorbild konstruiert, wäre der Einfluss staatlicher Institutionen erheblich, befürchten die Versicherungsgesellschaften.
Eine Vorentscheidung könte am 20. Juni fallen. Dann trifft sich Bundeskanzler Olaf Scholz mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer und berät über die mögliche Einführung einer verpflichtenden Elementarschadenpolice.

Wie gefährdet ist mein Haus?

Unter der Seite https://www.dieversicherer.de/versicherer/wohnen/hochwassercheck bietet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) seine neue Online-Plattform, den Hochwasser-Check. Damit können Mieter und Immobilienbesitzer einfach und schnell ihr individuelles Starkregen- und Hochwasser-Risiko ermitteln. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen dafür nur ihren Wohnort eingeben – kostenlos und ohne Anmeldung. 


Weitere Artikel

Listing

10.04.2025 Branche

HUK-Studie: Ärger über Mobilität in Deutschland erreicht neuen Rekord

Teure Transportmittel, schlechte Verkehrswege, unpünktliche Verbindungen: Der Frust der Menschen in Deutschland beim Thema Mobilität wird immer größer. Das hat die HUK-Coburg mit einer groß angelegten Mobilitätsstudie herausgefunden. Dabei wächst das Auto in der Gunst der Befragten und der Ruf nach einem Ausbau der Infrastruktur wird lauter.

> weiterlesen
Listing

09.04.2025 Branche

Die große Angst vor dem Renten-Gap

Eine aktuelle GDV-Umfrage zeigt: Viele Menschen fürchten, dass sie im Alter zu wenig Rente haben werden. Häufig fehlen Betroffenen die finanziellen Mittel, um die Lücke zu schließen. Der Verband der Versicherer fordert generationengerechte Reformen, die die Rolle der privaten Altersvorsorge systematisch stärken.

> weiterlesen
Listing

21.03.2025 Branche

GDV und NABU fordern mehr Klima­schutz­maßnahmen

Die beiden Verbände machen Druck auf die neue Bundesregierung. Das Thema Klimaschutz dürfe trotz der zahlreichen weltpolitischen Krisenherde nicht vernachlässigt werden, so der Tenor eines gemeinsamen Statements von Umweltschützern und Versicherern.

> weiterlesen