Elementarschäden: Kommt jetzt die Pflichtversicherung?
Naturgefahren inklusive: Die jüngsten Unwetter im Saarland haben das Thema Pflichtversicherung wieder auf die politische Agenda gespült. Jetzt geht es darum, ein praktikables und wirtschaftlich sinnvolles Modell zu entwickeln. Noch haben Politik und Branche unterschiedliche Vorstellungen.
Unterspülte Fahrbahnen, überflutete Brücken, abgesoffene Ortschaften – das Pfingst-Hochwasser im Saarland hat mal wieder gezeigt, welch zerstörerischen Ausmaße sogenannte Elementarschäden erreichen können. Die saarländische Ministerpräsidentin Anke Rehlinger (SPD) geht davon aus, dass der Gesamtschaden „viele Millionen Euro“ umfassen wird. Ein Nachtragshaushalt wird aktuell geprüft.
Politischer Druck nimmt zu
Nicht nur im Saarland, auch in Bayern, Nordrhein-Westfalen oder Rheinland-Pfalz nehmen Naturkatastrophen durch heftige Regenfälle und übertretende Bäche und Flüsse zu. Darum haben sich die Länderchefs erneut im Rahmen einer Bund-/Länder-Arbeitsgruppe für die Einführung einer Pflichtversicherung für Elementarschäden für alle Eigentümer von Gebäuden ausgesprochen.
GDV favorisiert optionales Upgrade
Eine singuläre Pflichtpolice für Elementarschäden aber lehnen die Assekuranzen ab. Der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) hingegen möchte lieber bereits abgeschlossene Gebäudeversicherungen von einem Stichtag an automatisch auf Elementarschutz umstellen, sofern die Kunden nicht widersprechen (Opt-Out-Modell). Dafür allerdings brauchen die Versicherer eine gesetzliche Grundlage. Auch würden alte Wohngebäudepolicen mit neuem Elementarschutz drastisch teurer. „Für uns Versicherer stehen zudem Prävention und Klimafolgenanpassung im Mittelpunkt“, sagt Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des GDV. Daher plädiert der GDV auch für Bauverbote in gefährdeten Gebieten, eine Pflicht zu überschwemmungsresilienten Baustoffen und eine Klima-Gefährdungsbeurteilung bei Baugenehmigungen sowie einen Naturgefahrenausweis, der die Schadensanfälligkeit von Gebäuden aufzeigt.
SPD setzt auf „französisches Modell“
Die SPD wirbt hingegen dafür, dass – wie in Frankreich – jede Wohngebäudeversicherung künftig gegen einen gesetzlich vorgegebenen „maßvollen Aufschlag“ eine Elementarschadendeckung enthalten müsse. So würden die Risiken von Klimaschäden solidarisch auf viele Schultern verteilt werden und die Prämien für den Einzelnen bezahlbar bleiben. Für die meisten Versicherer in Deutschland ist keine Option. Würde der Elementarschutz nach französischem Vorbild konstruiert, wäre der Einfluss staatlicher Institutionen erheblich, befürchten die Versicherungsgesellschaften.
Eine Vorentscheidung könte am 20. Juni fallen. Dann trifft sich Bundeskanzler Olaf Scholz mit den Ministerpräsidenten der Bundesländer und berät über die mögliche Einführung einer verpflichtenden Elementarschadenpolice.
Wie gefährdet ist mein Haus?
Unter der Seite https://www.dieversicherer.de/versicherer/wohnen/hochwassercheck bietet der Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) seine neue Online-Plattform, den Hochwasser-Check. Damit können Mieter und Immobilienbesitzer einfach und schnell ihr individuelles Starkregen- und Hochwasser-Risiko ermitteln. Verbraucherinnen und Verbraucher müssen dafür nur ihren Wohnort eingeben – kostenlos und ohne Anmeldung.