Nachhaltigkeit: Unternehmensführung für KMU wichtiger als Umwelt
Kleine und mittlere Unternehmen halten laut einer Gothaer-Studie beim Thema Nachhaltigkeit eine entsprechende Unternehmensführung mittlerweile für deutlich wichtiger als Umweltaspekte. Warum bleibt offen. Klar wird hingegen, dass die Bedeutung des Themas noch längst nicht bei allen Firmen angekommen ist.
Beim Thema Nachhaltigkeit halten kleine und mittlere Unternehmen in Deutschland die Unternehmensführung mittlerweile für deutlich wichtiger als Umweltaspekte. Das ist ein wesentliches Ergebnis der diesjährigen „Gothaer KMU-Studie“, für die das Beratungsunternehmen Heute & Morgen im Januar rund 1000 Mittelständler online befragt hat, die in ihren Unternehmen für das Thema Versicherungen (mit-) verantwortlich sind. Der Mittelstand gilt bei den Kölnern traditionell als wichtige Zielgruppe. Zur Größenklasse der Kleinstunternehmen sowie der kleinen und mittleren Unternehmen zählen laut einer EU-Empfehlung Unternehmen, die weniger als 250 Mitarbeiter beschäftigen und höchstens einen Jahresumsatz von 50 Millionen Euro erzielen.
Unternehmensführung gewinnt im Vergleich an Bedeutung
Die Studienautoren legten für die Definition des Nachhaltigkeitsbegriffs den ESG-Ansatz (steht für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung) zugrunde und befragten die KMU nach dem für sie wichtigsten Bereich. Demnach gewinnt eine verantwortungsvolle Unternehmensführung zunehmend an Bedeutung. 44 Prozent halten dies aktuell für den wichtigsten Aspekt (2021: 40 Prozent; 2020: 33 Prozent). Auf Platz zwei folgt die soziale Gerechtigkeit mit 35 Prozent und auf Platz drei erst der Umwelt- und Klimaschutz mit 21 Prozent. Leider liefert die Studie keine Erklärungsansätze für diese durchaus bemerkenswerte Entwicklung.
Grundsätzlich hat Nachhaltigkeit in diesem Wirtschaftsbereich noch einen ausbaufähigen Stellenwert. Für 78 Prozent der befragten Unternehmen hat das Thema Nachhaltigkeit mindestens eine moderate Relevanz. Als hoch relevant schätzen es aktuell nur ein Viertel der Unternehmen ein. 34 Prozent der Unternehmen sind der Überzeugung, dass das Thema Nachhaltigkeit in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen wird.
Einsatz für Nachhaltigkeit primär aus eigener Überzeugung
Je kleiner das Unternehmen ist, desto ausschlaggebender ist die eigene Überzeugung als Grund dafür, weshalb Nachhaltigkeit im Unternehmen aktuell oder in den kommenden fünf Jahren eine Rolle spielt: 55 Prozent der KMU mit maximal zehn Mitarbeitern geben dies als den bedeutendsten Faktor an, während der Durchschnitt aller befragten Unternehmen bei 38 Prozent liegt.
Insgesamt zeigen die Zahlen, dass das Bewusstsein, Nachhaltigkeit als Chance im Wettbewerb zu begreifen, noch unterentwickelt zu sein scheint. Höhere Attraktivität für ihre Kunden sowie ein besseres Unternehmensimage nannten die Unternehmen unabhängig von ihrer Größe zwar als weitere relevante Faktoren. Die Werte von 33 und 31 Prozent fielen aber auch eher niedrig aus. Sogar nur zwölf Prozent gaben größere Wachstumschancen an. Auch Druck durch Regulatorik und Politik scheint kaum eine Rolle zu spielen. Nur 16 Prozent der Befragten nannten dies als ausschlaggebenden Faktor für die Relevanz von Nachhaltigkeit im eigenen Unternehmen. Mehrfachnennungen waren hier möglich.
Nur wenige KMU kennen ihren CO2-Fußabdruck
40 Prozent der befragten Unternehmen wollen ihren Ausstoß von Kohlendioxid in den kommenden Jahren senken. Dazu müssten sie allerdings wissen, wie sie aktuell aufgestellt sind. Tatsächlich aber kennen nur 16 Prozent der Mittelständler ihren aktuellen CO2-Fußabdruck überhaupt. Auf die Frage, wobei Unternehmen bereits auf Nachhaltigkeit achten, antworteten 57 Prozent, dass sie auf eine nachhaltige Energieversorgung Wert legen. Diesen Aspekt priorisieren sie noch vor einem umweltbewussten Einkauf von Waren und Dienstleistungen (50 Prozent). Immerhin 40 Prozent achten bei ihrem Fuhrpark auf Nachhaltigkeit. Bei Investitionsentscheidungen sind es noch 32 Prozent.
Gothaer-Initiative will Mittelständler unterstützen
Um hier mehr zu erreichen, will die Gothaer nach eigener Aussage mit ihrer Initiative „500-50-5“ ansetzen. „Im Rahmen dieser Initiative wollen wir 500 Unternehmen helfen, ihren CO2-Ausstoß in den kommenden fünf Jahren um 50 Prozent zu reduzieren“, sagt Thomas Bischof, Vorstandsvorsitzender der Gothaer Allgemeine AG. Dazu bietet die Gothaer Kunden eine erste Beratung und eine kostenlose Analyse ihres CO2-Fußabdrucks an. Bischof: „Aus der Analyse leiten wir dann gemeinsam Maßnahmen zur Reduktion ab und bieten über ein großes Netzwerk Unterstützung bei der Umsetzung.“