14.05.2024 Branche

PKV-Forscher: Pflegeversicherung läuft aus dem Ruder

Das Wissenschaftliche Institut der Privaten Krankenkassen (WIP) erwartet einen fortlaufenden und massiven Beitragsanstieg in der umlagefinanzierten sozialen Pflegeversicherung.

Der demografische Wandel lässt den Pflegebedarf steigen – und die Kosten für Unterbringung und Betreuung. (Foto: @ Photographee.eu - stock.adobe.com)
Der demografische Wandel lässt den Pflegebedarf steigen – und die Kosten für Unterbringung und Betreuung.
(Foto: @ Photographee.eu - stock.adobe.com)

Die Versicherten der sozialen Pflegeversicherung (SPV) müssen in den nächsten Jahren mit stark steigenden Beiträgen rechnen. Zu diesem Ergebnis kommt die neue WIP-Studie „Zur Zukunftsfähigkeit der Sozialen Pflegeversicherung“. Setzt sich der Trend der letzten 20 Jahre fort, müsste der Beitragssatz für SPV-Versicherte ohne Kinder schon 2030 bei 5,9 Prozent liegen. Aktuell sind es 4,0 Prozent. Bis ins Jahr 2040 würde sich der Beitragssatz für Kinderlose auf 9,2 Prozent sogar mehr als verdoppeln. „Die soziale Pflegeversicherung lebt seit Jahren über ihre Verhältnisse. Ein ‚Weiter so‘ wird es nicht geben können, die hohe Steuer- und Abgabenquote schwächt die internationale Wettbewerbsfähigkeit“, kommentiert der Leiter des WIP, Frank Wild, die Ergebnisse der Beitragssatzprognose.

PKV: Vorsicht vor mehr Leistung



„Diese alarmierenden Daten zeigen: Wer Leistungsausweitungen in der umlagefinanzierten Pflegeversicherung fordert, verursacht eine Kostenexplosion und belastet rücksichtslos die Beitragszahler und deren Arbeitgeber“, erklärt PKV-Verbandsdirektor Florian Reuther. Wie die aktuellen Berechnungen des WIP belegen, haben die diversen Leistungsausweitungen der letzten Jahre die Finanzierungslage der SPV zusätzlich verschärft. Bis Ende Mai muss das Bundesgesundheitsministerium Vorschläge für eine langfristige Finanzierung der Pflegeversicherung unterbreiten. „Immer höhere Beiträge oder zusätzliche Steuerzuschüsse sind keine generationengerechte Lösung. Dringend nötig wäre stattdessen mehr kapitalgedeckte Vorsorge. Sonst werden die alternden Babyboomer-Jahrgänge das umlagefinanzierte System der Pflegekassen überfordern“, warnt Florian Reuther. Solche privaten oder betrieblichen Vorsorge-Lösungen könne die Politik mit einfachen Mitteln fördern, etwa durch Abgabenfreiheit der Beiträge, der PKV-Chef.


BKK fordern Bundeszuschuss



Eine andere Richtung schlagen die  Betriebskrankenkassen vor. Der BKK-DV plädiert in einem Thesenpapier für eine grundlegende Neuausrichtung der Pflegeversicherung. Für dieses Jahr werde ein Defizit von einer Milliarde Euro, für 2025 eines von 4,4 Milliarden prognostiziert. Um die Beitragssätze in der SPV zu stabilisieren, halten die Autoren einen dauerhaften Bundeszuschuss für die Pflegeversicherung aus Steuermitteln für unabdingbar. BKK-Vorständin Anne-Kathrin Klemm fordert außerdem eine Erneuerung der Versorgungsstrukturen, um den demografischen Wandel abfedern zu können. Zudem brauche es eine stärkere Gewichtung auf Prävention und Rehabilitation und mehr Unterstützung für pflegende Angehörige.


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