R+V-Studie: Zukunftssorgen verbinden Generationen
Von wegen Generationenkonflikt: Eine Prognos-Studie im Auftrag des versicherers R+V zeigt angesichts von Krieg und Krisen einen dramatischen Stimmungsabfall bei jüngeren wie älteren Deutschen.
Der russische Angriffskrieg auf die Ukraine und der Klimawandel haben in Deutschland einen dramatischen Stimmungsabfall und ein hohes Bedürfnis nach sozialer Sicherheit zur Folge – und zwar über die Altersgrenzen hinweg. Dies zeigt die breit angelegte Generationenstudie „Zukunft gemeinsam gestalten“, die die R+V-Versicherung vorgestellt hat. Für die Studie hat die Prognos AG die Generation Z (13 bis 26 Jahre) sowie die Babyboomer (52 bis 66 Jahre) befragt.
Jung und Alt mit ähnlichen Einstellungen
Bei den wichtigsten gesellschaftlichen Zukunftsthemen setzen beide Generationen die gleichen Prioritäten: Die Absicherung der Altersvorsorge und die Sicherung des Gesundheitssystems. Erst an dritter Stelle folgt die Bekämpfung des Klimawandels. Hier sind die Deutschen über die Altersgrenzen zum Verzicht bereit – wobei die Älteren den Jüngeren sogar den Rang ablaufen. Beide Generationen zeigen eine hohe Bereitschaft, im Alltag nachhaltiger zu leben: So wollen 81 Prozent aller Babyboomer und 62 Prozent der Generation Z weniger Lebensmittel verschwenden; eine vergleichbar hohe Bereitschaft gibt es für sparsamen Wasser- und Energieverbrauch oder bei der Müllvermeidung. Nur in der Mobilität werden Differenzen sichtbar: Während annähernd die Hälfte der Älteren bereit ist, auf Flugreisen zu verzichten, ist es bei den Jüngeren nur ein gutes Drittel. Dagegen sind nur 31 Prozent der Babyboomer bereit, fürs Klima auch einmal das Auto stehenzulassen – gegenüber 44 Prozent in der Generation Z.
Zukunftszuversicht schwindet
Die Studie liefert nach Ansicht ihrer Macher außerdem Einblicke in die Befindlichkeit der Deutschen in der Ära der Zeitenwende. Eindeutig ist der Verlust der Zukunftszuversicht. So sehen mehr als zwei Drittel (68 Prozent) der jungen Leute die Zukunft der Gesellschaft eher düster, bei den Babyboomern sind es 63 Prozent. Für das Prognos-Forschungsteam ist dies auch im Vergleich zu den Zahlenreihen der renommierten Shell-Jugendstudien ein Negativrekord. Noch im Jahr 2019 lag die Hoffnung auf eine bessere Zukunft unter den Jugendlichen bei mehr als 50 Prozent.
Über die Altersgrenzen hinweg zeigt die Prognos-Studie eine konservative Grundhaltung bei Werten: ein Partner, dem man vertrauen kann, ist Priorität eins; Freunde/Familie – Priorität zwei. Bemerkenswert einig sind sich die beiden Altersgruppen auch darin, welches der abgefragten Themen sie als am wenigsten wichtig erachten: Wirtschaftswachstum. Lediglich 13 (Generation Z) bzw. 16 Prozent der Befragten sehen das anders. Dazu passt, dass mit 72 bzw. 54 Prozent jeweils eine Mehrheit für eine Vier-Tage-Woche als Arbeitsmodell plädiert
R+V-Chef: Zukunft der jungen Leute hat Priorität
Der R+V-Vorstandsvorsitzende Norbert Rollinger leitet aus der Studie eine klare Handlungsmaxime ab: „Generationengerechtigkeit hat oberste Priorität. Dabei muss die Frage, welche Folgen heutiges Handeln für die Zukunft der jungen Leute hat, ganz vorne stehen.“ Das entspricht der Meinung der Betroffenen: 61 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen wünschen sich, dass der Staat die Interessen künftiger Generationen stärker berücksichtigt.
Beim Klimaschutz seien etwa durch die Verschärfung der staatlichen Schutzziele erste Impulse gesetzt worden, sagt Rollinger. Nun sei die ganze Gesellschaft, das ganze Land gefordert. Und die Wirtschaft habe eine besondere Verantwortung, so Rollinger: „Die jungen Leute brauchen dringend eine positive Sicht auf die Zukunft.“