R+V-Umfrage: Furcht vor Naturkatastrophen gesunken
Eine Umfrage des Versicherers R+V belegt nach dessen Interpretation, dass die Furcht vor Naturkatastrophen auch im Sommer 2022 noch außergewöhnlich hoch ist. Das mag zwar im Langfristvergleich stimmen, aber in Relation zu einer Umfrage nach der Flut vor einem Jahr sind die Werte deutlich gesunken.
Rund ein Jahr nach der verheerenden Flutkatastrophe im Westen des Landes sind die Umweltängste der Deutschen nach wie vor hoch. Das erklärt zumindest die R+V Versicherung und bezieht sich dabei auf eine repräsentative Sonderbefragung im Rahmen der Langzeitstudie „Die Ängste der Deutschen“. Damit ermitteln die Wiesbadener seit 1992 jährlich die Sorgen der Menschen rund um Politik, Wirtschaft, Umwelt und Gesundheit.
Angst vor Wetterextremen und Naturkatstrophen sinkt wieder
Die Angst vor Wetterextremen ist demnach mit 63 Prozent (2021: 69 Prozent) derzeit in der Kategorie Umweltängste am stärksten ausgeprägt. Vor immer häufigeren Naturkatastrophen fürchten sich im Sommer 2022 noch 60 Prozent der Befragten. Das ist im Vergleich zur Umfrage im vergangenen Jahr, rund zwei Wochen nach der Flut, allerdings ein noch deutlicherer Rückgang. Damals lag der Wert bei 69 Prozent. Vor den Folgen des Klimawandels fürchten sich derzeit ebenfalls 60 Prozent der Deutschen. Damit bleibt die Sorge ungefähr auf dem Niveau von 2021 – nach der Flutkatastrophe lag sie bei 61 Prozent.
Umweltängste im Langfristvergleich immer noch hoch
Wie so oft geht es bei Umfragen vor allem um die Interpretation. Die R+V betont, dass der aktuelle Wert bei der Furcht vor Naturkatastrophen immer noch der dritthöchste in den 30 Jahren der Studie ist. 2010 lag er nach dem Ausbruch des Vulkans Eyjafjallajökull in Island und einer Ölpest im Golf von Mexiko bei 64 Prozent, 2011 ebenfalls bereits einmal bei exakt 60 Prozent. Hier unterschlägt der Versicherungskonzern allerdings, dass die entsprechende Frage erst seit dem Jahr 2003 Teil der Studie ist. Tatsächlich lagen die Werte in den drei Jahren vor dem Flutereignis rund 20 Prozentpunkte unter dem nun ermittelten Wert von 60 Prozent, langfristig aber nur geringfügig.
R+V sieht in den Zahlen Nachwirkungen der Flut
Die R+V sieht hier offenbar dennoch eine grundlegende Veränderung. So sagt Studienleiter Grischa Brower-Rabinowitsch, Leiter externe Kommunikation und Themenmanagement der R+V Versicherung: „Unter dem Eindruck der Nachrichten von vielen Toten und der Bilder von verwüsteten Orten ist es verständlich, dass diese Ängste vergangenes Jahr die höchsten Werte seit Studienbeginn erreichten.“ Jetzt zeige sich, dass die Flut bis heute im kollektiven Gedächtnis geblieben ist. Bereits in der Vergangenheit sorgte sich vielfach mehr als jeder zweite Deutsche um die Umwelt. Die Katastrophe im eigenen Land hat das Thema offensichtlich bei vielen Menschen noch stärker in den Fokus gerückt.“ Angesichts der vielen großen Themen, die Bürger derzeit belasten, seien die Ergebnisse der Sonderbefragung bemerkenswert. „Wir hätten erwartet, dass die Umweltängste durch den Krieg in der Ukraine, die hohe Inflation und die drohende Gas-Krise an Bedeutung verlieren“, so Brower-Rabinowitsch.
Furcht bei Westdeutschen und Frauen am höchsten
In der Langzeitstudie des Versicherers zeigen sich Frauen grundsätzlich ängstlicher als Männer, das gilt auch bei der Erhebung zum Jahrestag der Flut. Am deutlichsten ist dieser Unterschied bei der Angst vor Naturkatastrophen (Frauen: 63 Prozent, Männer: 57 Prozent). Auch zwischen Ost und West gibt es seit Jahren Unterschiede bei den Umweltängsten. Obwohl diese Sorgen die Menschen in ganz Deutschland umtreiben, sind sie im Westen traditionell höher. Bei der Sonderbefragung zeigt sich der Unterschied besonders bei der Furcht vor Wetterextremen (West: 65 Prozent, Ost: 56 Prozent).