Studie der HDI zum Berufsleben: Aufbruchstimmung nach Corona
Gut jeder Fünfte strebt in den kommenden zwölf Monaten einen beruflichen Aufstieg an und fast jeder Dritte erwartet ein steigendes Einkommen – so das Ergebnis der aktuellen HDI Berufe-Studie. Erstmals sieht demnach eine klare Mehrheit den digitalen Wandel als hilfreich für den Beruf an.
Die nun veröffentlichte „HDI Berufe-Studie“ liefert zahlreiche positive Ergebnisse, dokumentiert aber auch: Die Coronakrise hat in Sachen Job für eine Spaltung gesorgt. Mehr als ein Drittel hat eine positivere Einstellung zum Beruf gewonnen, ein knapp halb so großer Teil eine negativere. In der Pandemie haben die Berufstätigen zudem das Thema Finanzen neu entdeckt. In der Folge erleben Aktien und Fonds einen spektakulären Vertrauenszuwachs. Zu nichts anderem außer einem Eigenheim haben Berufstätige inzwischen mehr Vertrauen.
Dr. Christopher Lohmann, Vorstandsvorsitzender von HDI Deutschland, resümiert: „Unsere diesjährige Berufe-Studie zeigt, dass sich der Optimismus aus den vielen positiven Unternehmensmeldungen der vergangenen Wochen auch bei den Beschäftigten auf breiter Front wiederfindet. Die Skepsis gegenüber dem digitalen Wandel weicht einem neuen Interesse daran. Viele Menschen blicken heute positiver in die Zukunft und viele stehen neuen Ideen aufgeschlossener gegenüber.”
Beschäftigte rechnen mit mehr Geld
„Welche Erwartungen haben Sie in den nächsten zwölf Monaten an Ihr Gehalt bzw. Einkommen?“ Die Hälfte der Berufstätigen geht hier von konstanten Werten aus, fast ein Drittel rechnet mit steigenden Einkünften, nur wenige mit sinkenden. Verglichen mit selbstständig Tätigen und Freiberuflern zeigen dabei Angestellte mehr Optimismus. Innerhalb der Berufsgruppen ragen Beschäftigte im Bereich Werbung, Marketing und Medien heraus. Unter den Bundesländern haben Bremen und Berlin den höchsten Anteil an Beschäftigten mit der Erwartung steigender Einkünfte (je 36 Prozent).
Spaltung der Arbeitswelt durch Digitalisierung
Erstmals loben in der diesjährigen „HDI Berufe-Studie“ mehr als die Hälfte aller Befragten den digitalen Wandel im Beruf als sehr oder eher hilfreich (58 Prozent, Vorjahr 46 Prozent). Fast ein Drittel aller Beschäftigten erlebt durch die Digitalisierung inzwischen auch eine verbesserte Balance zwischen Privat- und Berufsleben. Es wird allerdings eine gewisse Spaltung der Berufswelt sichtbar. So hat ein Drittel nach den Corona-Erfahrungen eine positivere Einstellung zu ihrem Beruf (36 Prozent, Vorjahr 33). Gewachsen ist aber auch die Gruppe, die seither eine negativere Berufseinstellung hat (15 Prozent, Vorjahr 12). Ebenfalls vergrößert ist die Zahl der Berufstätigen, die keinen Spaß in ihrem Beruf findet (22 Prozent, 18 Prozent). Bemerkenswert: Beschäftigte, die den digitalen Wandel im Beruf als hilfreich ansehen, empfinden viermal häufiger Spaß im Beruf als andere. Ähnlich groß ist auch der Unterschied zwischen denen mit verbesserter Work-Life-Balance durch die Digitalisierung und denjenigen ohne.
„Diese Offenheit gegenüber dem technologischen Wandel ist sehr ermutigend – nicht nur für unsere Gesellschaft, sondern insbesondere auch für die deutsche Wirtschaft, die nur mit der notwendigen digitalen Transformation ihre Wettbewerbsfähigkeit wird behaupten können“, sagt Lohmann. Auch die Befürchtung, Digitalisierung führe zu Jobverlusten, nimmt weiter ab. Für sich persönlich hat diese Sorge inzwischen nicht einmal mehr jeder fünfte Erwerbstätige (19 Prozent).
Home-Office nicht durchweg beliebt
Laut „HDI Berufe-Studie“ hat mehr als jeder dritte Berufstätige während der Corona-Zeit Erfahrung mit mobilem Arbeiten gemacht. Die Bewertung fällt differenziert aus. „Sind digitale Meetings effizienter und zielorientierter als persönliche Meetings?“ Auf diese Frage antwortet knapp jeder Dritte (32 Prozent) mit ja – größer ist allerdings die Gruppe, die mit nein antwortet (41 Prozent).
Andererseits werden die Möglichkeiten zum selbständigen Arbeiten und zur Konzentration auf die Arbeit im Homeoffice von deutlich mehr Beschäftigen als besser bewertet. Wenn es um Teamwork und Austausch in der Gruppe geht, offenbart das mobile Arbeiten aber Schwächen. Dafür halten fünfmal so viele Berufstätige den Austausch innerhalb eines Teams beim mobilen Arbeiten für schlechter (42 zu 8 Prozent).
Finanzen im Fokus: Mehr Vertrauen in Aktien und Fonds
In der Pandemie hat sich jeder vierte Berufstätige stärker mit Finanzen und Geldanlage beschäftigt. Das Resultat ist nach HDI-Einschätzung eine „kleine Revolution”: Keine andere Form der Altersvorsorge steigt gegenüber 2020 derart in der Gunst der Befragten wie Aktien und Fonds. Sie landen nun hinter dem Eigenheim auf Platz 2. Berufstätige zwischen 20 und 29 Jahren erklären jetzt sogar zu 30 Prozent, dass sie das höchste Vertrauen in Wertpapiere haben. Zum Vergleich: Das größte Vertrauen in die gesetzliche Rente haben nur halb so viele (15 Prozent).
„Die Chancen börsennotierter Wertpapiere bei der Zukunftsvorsorge werden von den Berufstätigen zunehmend anerkannt”, kommentiert HDI-Chef Lohmann. Die Scheu vor fondsbasierten Rentenversicherungen nehme weiter ab und das sei auch gut so. „Denn wer eine auskömmliche Altersrente wünscht, muss sich für die Chancen der Kapitalmärkte öffnen.” Diesem Umdenken habe die HDI bei der Produktgestaltung hin zu kapitalmarktnahen Altersvorsorgeprodukten Rechnung getragen.
HDI Berufe-Studie 2021
In einer bundesweiten Umfrage hat das Forschungsinstitut YouGov im Auftrag des Versicherungskonzerns HDI insgesamt 3716 Erwerbstätige nach ihren aktuellen Einschätzungen zu verschiedenen Aspekten ihres Berufslebens befragt. Darunter waren 3338 Angestellte und 378 Selbstständige bzw. Freiberufler. Knapp 3000 Teilnehmer/innen sind in Vollzeit, gut 700 in Teilzeit beschäftigt. Befragungszeitraum war Juni/Juli dieses Jahres.